Sagan
Dienerin. Sie fragte sich außerdem, ob Magnus von seinen hehren Prinzipien abweichen und sich einem halben Dutzend Senatoren oder mehr an die Fersen heften würde, um deren wahre Identität festzustellen, während er nach der gefürchteten Acadian suchte. Das könnte amüsant sein. Sehr amüsant sogar.
Sie würde Guin vermissen. Die Aktion beim Komiteetreffen war unvergleichlich gewesen. Wie ein Pitbull, der ganz in der Nähe seiner Beute angeleint war, war er von seiner Herrin zurückgepfiffen worden. Das arme, arme Hündchen. Aber er war ein tapferer Hund, der schwer zu durchschauen war.
Erst als er im Senat so heftig auf das Gesetz reagiert hatte, das man seiner Herrin auferlegen wollte, hatte Acadian erkannt, dass seine Schwäche die ganze Zeit direkt vor ihrer Nase war. Was mit seiner Herrin geschah, kümmerte ihn mehr, als man von einem einfachen Diener erwartet hätte. Diese heftige Wut war über seine berüchtigte Loyalität hinausgegangen. Und wo war diese Loyalität jetzt? Jetzt, wo er seine Herrin allein und ungeschützt zurückgelassen hatte?
Vier Tage.
Guin war seit vier Tagen weg, und Malaya war völlig ratlos, wohin er gegangen war und warum, sodass sie sich kaum konzentrieren und kaum schlafen konnte.
Wieso glaubte er, dass sie ihn nur benutzt hatte? Als hätte sie es absichtlich geplant, mit ihm bis zur Hochzeit, der sie am Montag durch den Gesetzeserlass zugestimmt hatte, eine Affäre zu haben. Sie saß an ihrem Schreibtisch und spielte mit der Ecke der Liste, die der Senat ihr überreicht hatte. Sie hatten recht gehabt. Sämtliche Namen verrieten eine mächtige Herkunft, und viele hatten sich ihren Aufstieg durch den Einsatz aller Kräfte während des Krieges erkämpft. Die meisten waren ehemalige Klanchefs oder deren Erben, von denen viele nach dem Regimewechsel Senatoren geworden waren, um das Gefühl zu haben, noch immer mitzureden. So konnte sich der Wechsel viel friedlicher vollziehen.
Und jetzt wollten ihre früheren Gegner ihr Heirat und Ehebett und Kind verpassen. In dieser Hinsicht konnte sie Guins Ablehnung verstehen. Und es war ja auch nicht so, dass nicht ein großer Teil gegen die ganze Sache rebellieren würde! Doch er tat so, als hätte sie gedankenlos zugestimmt! Vielleicht hatte sie sogar gedacht, dass er eine wunderbare letzte Affäre wäre, bevor der ganze Heiratstrubel losging, aber was war so falsch daran? Es war ja nicht so, dass sie die Sache von Anfang bis Ende durchgeplant hatte. Es war eine plötzliche Eingebung gewesen. Sie hatte gedacht, dass er mit ihr zusammen sein wollte!
Stattdessen war er gegangen. Und so wie es aussah, für immer. Wie konnte er sie nach fünfzig Jahren so einfach verlassen? Und gerade als sie sich auf so wundersame körperliche Weise kennenlernten!
Zum Teufel mit ihm
, was war so falsch daran?
Malaya schob die Liste beiseite. Inzwischen kannte sie die Namen darauf sowieso auswendig. Es waren fünfzehn, und nur bei fünfen konnte sie den Gedanken ertragen, Raum an Raum zu leben. Von den fünfen … zog sie keiner sexuell an. Wie auch, nach dem, was sie gerade mit Guin erlebt hatte?
Die Kanzlerin erhob sich und ging in ihrem Büro auf und ab, wobei sie ihren Bruder ignorierte, der von seinem Schreibtisch auf der anderen Seite des Raums aufblickte. Sie biss sich auf die Lippen, während sie ihre Rastlosigkeit zu bezwingen versuchte. Am schlimmsten war, wie sehr sich ihr Körper nach Guin sehnte. Und dann war da diese Stille, weil es niemanden mehr gab, mit dem sie sich streiten konnte, nur Leute, die immer sagten: »Ja,
K’yatsume
« und »Ihr habt ja so recht,
K’yatsume
«. Sie hatte sogar versucht, etwas völlig Albernes zu sagen, um zu sehen, wie sie reagierten, und es hatte nicht das Geringste bewirkt!
Malaya brummte missbilligend und zog erneut Tristans Aufmerksamkeit auf sich. Er war weder überrascht von Guins Verschwinden noch von Malayas Unruhe. Er meinte sogar eine gewisse Ahnung zu haben, was zwischen den beiden vor sich ging. Er vermutete, dass er in der Sache den besseren Durchblick hatte als seine Schwester. Doch er äußerte sich nicht dazu. Es gab ein paar Dinge, aus denen er sich heraushalten musste, bis man ihn dazu aufforderte. Und er wusste nur, dass Killian trotz seiner Stärke und seiner Fähigkeiten Guin nie das Wasser reichen konnte. Offen gestanden wäre ihm ein abgelenkter Guin im Bett seiner Schwester lieber gewesen als gar kein Guin.
Ganz zu schweigen davon, dass es seine aufgewühlte Schwester ein wenig
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