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Sagan

Sagan

Titel: Sagan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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einmal besuchen. Ich habe ihr gesagt, dass ich nachsehen würde, wie es dir geht.«
    »Nein. Ich kann nicht.« Daes Augen wurden feucht, als sie sich ihm zuwandte. »Ich bin nicht bereit für ihren Trost und für ihre Worte darüber, wo mein Kind hingegangen ist. Ich weiß, wo mein Kind ist. Ich habe es gesehen in hellem Rot auf unseren Laken. Sie wird versuchen, mir etwas anderes zu erzählen, und ich glaube nicht, dass ich das ertragen könnte.«
    »Daenaira, ich glaube nicht, dass sie das tun wird. Sie will nur eine Freundin sein und dir Gesellschaft leisten und dich trösten. Sie würde nicht kommen, um dir Glaubenssätze über den Tod zu predigen. Ich denke, sie weiß recht gut, dass du dir momentan des Todes sehr bewusst bist.«
    »Magnus, bitte.« Sie richtete sich auf und schmiegte sich in seine Arme, lehnte den Kopf an ihn und umschlang ihn kraftlos. »Ich will, dass das alles weggeht. Ich will, dass ich aufwache und alles nur ein Albtraum gewesen ist. Ich will, dass wir wieder glücklich und verliebt sind und dass wir mit allem fertigwerden.«
    »Baby, wird sind noch immer verliebt und in der Lage, mit allem fertigzuwerden, selbst mit diesem schrecklichen Unglück«, sagte er, während er sie sanft auf den Kopf küsste.
    »Wie kannst du mich noch immer lieben, wo du doch weißt, dass das alles meine Schuld ist?«, fragte sie ihn unter Schluchzen.
    »Es ist nicht deine Schuld, Dae! Wie zum Licht kommst du nur darauf?
    »Sie hat mich verfolgt, weil ich Nicoya getötet habe! Das hat unser Baby in Gefahr gebracht!«
    »Hör auf. Außer Acadian trifft niemanden irgendeine Schuld. Es ist ihr falscher Weg, den wir gekreuzt haben. Die Götter werden dafür sorgen, dass sie für alles bezahlen muss, und ich werde dafür beten, dass sie mich damit beauftragen. Es gab keine andere Möglichkeit, als Nicoya zu töten. Sie war genauso vergiftet wie ihre Mutter und hätte beinahe die gesamte Institution infiziert. Du hast Hunderten das Leben gerettet, indem du das getan hast.«
    »Und dabei das Leben unseres Babys ausgelöscht.«
    »Und woran willst du mir die Schuld geben?«, fragte er auf einmal. »Ich habe neben dir gelegen und tief und fest geschlafen, während sie dir das Gift verabreicht und vergiftete Zeilen auf deinem Körper zurückgelassen hat! Ich habe mit meinem Kind geprahlt. Ich hätte wissen müssen, dass dich die Schwangerschaft zu einer idealen Zielscheibe macht. Wenn ich den Mund gehalten hätte …«
    »Ein paar Monate später wäre es ohnehin kein Geheimnis mehr gewesen«, mahnte sie ihn und umarmte ihn erneut. »Außerdem gehst du zwischen den Klassen auf Jagd nach Sündern, und du warst müde, weil wir uns an dem Morgen stundenlang geliebt haben. Wie hättest du etwas hören sollen?« Sie seufzte. »Du hast recht. Es ist sinnlos, Schuldzuweisungen zu machen. Das verschafft ihr nur die Möglichkeit, uns weiter wehzutun, und diese Macht will ich ihr nicht geben.«
    »Heißt das, du wirst mehr essen und versuchen zu schlafen? Wenn du willst, wechsele ich ins Traumreich und passe auf dich auf. Wenn auch nur für ein paar Stunden.«
    »Einverstanden«, stimmte sie zu. »Ich muss wieder gesund werden. Wenn diese gemeine Hexe zurückkommt, will ich bereit sein. Was ich mit ihrer Tochter gemacht habe, ist nichts im Vergleich zu dem, was ich ihr antun werde.«
    Guin lehnte sich zurück, doch von Entspannung konnte keine Rede sein, als er in der kleinen Kneipe saß, die ein paar der am tiefsten liegenden Bereiche der Schattenbewohnerstadt als Wirtschaft diente. Er hatte ein Bier vor sich und spielte mit dem Glas, während er mit der anderen Hand die Schwertscheide direkt unter dem Griff umklammerte. In den letzten Tagen war er ein häufiger Gast. Zu Beginn war er überrascht gewesen, dass niemand ihn erkannt hatte, doch dann war ihm bewusst geworden, wie weit entfernt vom Prunk und vom Herzstück der Regierung Orte wie dieser waren. Man konnte sein ganzes Leben in den Tiefen der Stadt verbringen und niemals die Gesichter der Kanzler zu sehen bekommen, ganz zu schweigen von ihren unscheinbaren Leibwächtern. Angesichts dieser Selbstüberschätzung hatte er über sich lachen müssen und versucht, sich langsam an einen neuen Alltag zu gewöhnen, bei dem es nicht mehr darum ging, die ganze Zeit auf der Hut zu sein, um eine wunderschöne Frau zu beschützen.
    Zu behaupten, er sorge sich um sie, war eine Untertreibung. Auch nach einer Woche war er noch immer völlig besessen von der Frage, wer auf sie aufpasste. Er

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