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Sagan

Sagan

Titel: Sagan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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versuchte, sich zu sagen, dass er nicht länger dafür zuständig war, doch es funktionierte nicht. Er wusste, dass er es sich niemals verzeihen könnte, wenn ihr etwas zustoßen würde. Wie sollte er sich also davon freimachen? Wie sollte er fünfzig Jahre lächerlicher Verliebtheit in eine Frau ausblenden, die, wie er nun glaubte, völlig unfähig war, die Art Liebe zu verstehen, die ihn verzehrte? Wenn sie es verstehen könnte, hätte sie sich niemals vom Senat dazu drängen lassen, sich mit weniger zufriedenzugeben.
    Er schloss einen Moment die Augen. Das war ein Fehler, weil er sich sofort daran erinnerte, wie sie sich angefühlt hatte und wie es war, sich schließlich mit ihr zu vereinigen. Doch auch wenn es noch so großartig war und geradezu süchtig machte, war ihm klar geworden, dass er keine halben Sachen machen konnte. Er war nicht so ein Typ Mann. Mit Malaya zu schlafen, ohne ihr sagen zu können, was er für sie empfand, war, als würde er in einem Ganzkörperkondom stecken. Man spürte etwas, doch das Empfinden war gedämpft.
    Als Guin die Augen wieder öffnete, saß ihm ein Mann gegenüber. Er zeigte ein gefährliches Lächeln, als er den schlanken Mann in Schwarz anblickte. Sein kurzes glattes Haar und seine bernsteinfarbenen Augen gaben ihm ein attraktives, jedoch unauffälliges Aussehen. Bis auf die Narbe vielleicht, die sich seitlich über den Hals zog. Es war nicht einfach, den schnell heilenden Schattenbewohnern eine Wunde zuzufügen, bei der eine Narbe zurückblieb, doch wenn der Schnitt sehr tief war, konnte es schon vorkommen. Er wusste, dass die Narbe, auf die er blickte, den Mann beinahe das Leben gekostet hätte.
    »Ich habe mich schon gefragt, wann du auftauchen würdest«, sagte Guin gedehnt, ohne sich darüber zu wundern, dass er sein Kommen gar nicht bemerkt hatte. »Wie geht es dir, Talon?«
    »Ganz gut, würde ich sagen. Nun …« Er verengte seine kalten Augen, »was führt dich so oft hierher? Jahrzehntelang kein Wort, und jetzt lebst du praktisch hier.«
    »Ich lebe hier«, erklärte Guin leise.
    Talon beugte sich interessiert vor.
    »Bist der hübschen Prinzessin schließlich doch überdrüssig geworden, was? Hat ja ganz schön lange gedauert. Stimmen die Gerüchte über dich und sie? Hast du die königliche …«
    Talon verstummte, als er spürte, wie sich Guins Dolchspitze unter dem Tisch in seinen Oberschenkel bohrte, gerade so tief, dass er den Stoff seiner Hose durchstieß, ohne ihm jedoch die Haut zu verletzen; das brauchte Geschick. Und es war schön festzustellen, dass Guin nichts an Geschick verloren hatte.
    »Ich nehme das als ein Ja«, murmelte Talon grinsend. »Also ist die eigentliche Frage, warum du gegangen bist. Aber Neuigkeiten verbreiten sich schnell, und sogar wir haben von der bevorstehenden Vermählung gehört. Ich nehme an, damit sind sämtliche früheren Liebhaber im Palast aus dem Rennen. Wäre nicht gut, sie in der Nähe zu haben, wenn die Wahl des Gatten ansteht. Hat sie dich also gefeuert, oder hast du dich davongemacht?«
    »Ich hab mich davongemacht«, presste Guin zwischen den Zähnen hervor, »und es wäre gut, wenn du den Mund halten würdest, bevor ich dir die Oberschenkelarterie verletze.«
    »Gut. Bin froh, dass du so viel Stolz hattest, den Hut zu nehmen. Schön zu sehen, dass du dich nicht verändert hast. Du warst schwer zu durchschauen, seit du dich auf die Seite des Gesetzes geschlagen hast. Seitdem ist viel passiert.«
    »Du bist anscheinend immer noch derselbe, Talon«, sagte Guin. »Viel zu geschwätzig. Ich habe mich immer gewundert, wie du überhaupt deiner Arbeit nachgehen konntest vor lauter Gequatsche. Hast du je eins deiner Opfer totgequatscht? Bin nur neugierig.«
    »Nicht ganz. Doch ich hatte einmal eine großartige Unterhaltung mit dem untreuen Ehemann, der von seiner Frau ertappt worden war. Zuerst versuchte er, mich davon zu überzeugen, dass Untreue kein Vergehen sei, das eine schwere Strafe verdiente. Vernünftige Argumente, ein guter Debattierer«, bemerkte Talon.
    »Aber du hast ihn trotzdem beseitigt.«
    »Ja. Im Gegensatz zu dir kann ich mit meinen Opfern reden, ohne mich gleich in einen Verehrer zu verwandeln.«
    »Wenn du mit ihr gesprochen und herausgefunden hättest, wie sie wirklich ist, hättest nicht einmal du es fertiggebracht, sie zu töten. Du weißt doch, wie man sagt …«
    »Wenn du sie nicht töten kannst, dann beschütze sie vor den anderen Killern?«
    »Genau.« Guin grinste. »So ungefähr.«
    »Scheint

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