Sagan
ungewöhnlichen Frau, und dann so etwas zu empfinden? Und dann erwiderst du die Empfindung auch noch. Nein, du kannst es nicht leugnen, Valera. Ich fühle es. Ich …«
Weiß es. Schlagartig drang die Erkenntnis in sein Gehirn, während seine angeborene telepathische Kraft in ihm zum Leben erwachte. Er glitt durch ihren wunderbaren Verstand, und plötzlich wurde er von Fakten und Einzelheiten überschwemmt, die ihm verrieten, was sie widerstrebend vor ihm geheim hielt.
Magie.
4
Für jemanden von seiner Art war das Wort ein Fluch und eine Gefahr. Diejenigen, die von Nekromanten gejagt und erwischt wurden, wurden von diesen verderbten Kreaturen aus reiner Bosheit vernichtet. Die schwarze Magie, die ihre Seele befleckte, war leicht auszumachen, denn sie verströmte einen ekelerregenden Gestank, den jeder Schattenbewohner sogar aus größerer Entfernung wahrnehmen konnte. Sie stanken wie Benzin und übel riechender Müll, und ihre Zauberkräfte waren gefährlich und sogar tödlich.
Valera war eine von ihnen gewesen. Sie hatte sich ihnen vor einem Jahrzehnt angeschlossen und sich damit selbst verdorben.
Doch Sagan musste nur tief den reinen Duft nach Lilien und Sonnenblumen einatmen, um zu wissen, dass sie nicht mehr zu dieser üblen Sorte gehörte. Das hatte sie eigentlich auch nie vorgehabt. Als sie erfahren hatte, worauf sie aus waren, hatte sie vor ihnen Reißaus genommen und sich selbst gehasst für dieses vorübergehende Abweichen vom Weg.
Allerdings überraschte es Sagan, dass sie noch immer Gebrauch von der Magie machte. Sie hatte sich ihrer bedient, um sich vor den beiden zu schützen, die ihr etwas Schlimmes hatten antun wollen. Wut überkam ihn, als er in ihrer Erinnerung von den Drohungen erfuhr, die sie ihr gegenüber ausgestoßen hatten. Sie war so mutig gewesen, den Teil davon anzuwenden, den sie noch immer fürchtete, um sich, ihr Zuhause und ihn zu schützen.
Und obwohl Valera gerade erst Gebrauch davon gemacht hatte, hatte die Magie keine Spuren bei ihr hinterlassen. Es gab nichts, was sie als beschmutzt oder böse ausgewiesen hätte, und er wusste, dass sie weit davon entfernt war. Und sie war so stark, dass sie sich selbst von der drohenden Sucht, welche die Magie für sie geworden war, gelöst hatte. Sagan sah und fühlte es deutlich in ihrem Geist und in ihren Erinnerungen.
Schlechte Magie wurde zur Sucht. Wie Kokain oder Methamphetamin, einmal probieren genügte, um jemanden abhängig zu machen. Von da an ging es bergab. Doch Valera hatte sich davon befreit. Und er erschrak bei der Vorstellung, was es sie gekostet haben musste, sich davon zu lösen, als sie gespürt hatte, wie verlockend es war, sich dem Rausch der schwarzen Magie hinzugeben.
Allerdings hatte Sagan noch nie von guten Magiern gehört, und er war fasziniert von ihrer Besonderheit. Er war sich auch ihrer Angst bewusst, dass er es herausfinden und versuchen könnte, sie zu bestrafen für das, was er von ihrer Art glaubte. Aber … es war nicht »ihre Art«. Sie war etwas völlig anderes als diejenigen, gegen die die Schattenbewohner in der Vergangenheit gekämpft hatten. Dabei war es nicht einmal ein richtiger Kampf. Die Nekromanten hatten seinen Leuten gegenüber einen schrecklichen Vorteil, wie sie selbst erst vor Kurzem herausgefunden hatte. Das Erwecken ihrer besonderen Fähigkeit verlieh ihr eine strahlend blaue Energie, die ihn verletzen würde, so wie jedes andere Licht. Jedenfalls nahm er das an. Er wusste es nicht genau, und er hatte nicht die Zeit, jeden einzelnen Zauberspruch in ihrem Repertoire durchzugehen.
»Also«, sagte er leise, »du bist eine noch größere Überraschung, als ich dachte.«
Valera hatte ihm die ganze Zeit, während er seine Überlegungen angestellt hatte, in die Augen geblickt, und sie wusste, was er damit sagen wollte. Sie zuckte zusammen vor Angst und versuchte, sich von ihm loszureißen. »Nein! Das bin ich nicht! Ich bin nicht das, was du denkst! Lass mich los!«, rief sie aus, als er sie noch fester hielt. Sie schluchzte heftig vor Panik. »Bitte tu mir nicht weh«, bettelte sie.
»Ich will dir nicht wehtun!« Sagan packte sie fest und zog ihren sich windenden Körper an sich hoch, sodass er ihr leise ins Ohr flüstern konnte.
»Schhhh, Valera«, beruhigte er sie. »Ich weiß. Ich weiß, was du bist und wie sehr du dich von denen unterscheidest, die wir unsere Feinde nennen.« Er lächelte belustigt, als er sich zurücklehnte, um sie anzuschauen. »Und du weißt, was ich bin, nicht
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