Sagan
geröteten Wangen strich, während sie nach einer ihrer Bratpfannen griff. Sie befanden sich in erreichbarer Höhe und waren offensichtlich extra für sie so angebracht worden. Sagan lehnte sich gegen eine Arbeitsfläche und verschränkte die Arme vor der Brust, während er ihr zusah. Sie bewegte sich schnell und geübt und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen.
Er spürte ihr Begehren.
Wann war sie wohl das letzte Mal mit einem Mann zusammen gewesen,
fragte er sich. So weltabgeschieden wie sie lebte, und wenn man ihre eigenständige Persönlichkeit bedachte, ging er davon aus, dass es mindestens neun Jahre her war … eine Zeitspanne, die er aus ihren Gedanken kannte. Der Priester fand es seltsam, dass sie sich ausgerechnet einen Ort herausgepickt hatte, der über der Stadt der Schattenbewohner lag. Und da er wusste, dass die Wege von
Drenna
und
M’gnone
manchmal unergründlich waren, konnte er den Gedanken, dass er sie finden sollte, nicht einfach abtun. Doch wer hatte ihn dorthin geführt? Die reine und einfühlsame
Drenna
oder der boshafte und in Versuchung führende
M’gnone
?
Vielleicht etwas von beidem. Vielleicht wollte er auch nur, dass es so war. Suchte er einfach nach Ausflüchten, um die Folgen seines Regelverstoßes zu rechtfertigen? Er war noch nie so in Versuchung geführt worden, und das klang nach einer schweren Sünde. Er brauchte Zeit, um richtig darüber nachzudenken. Zumindest wusste er, dass es für sein Volk und auch für die anderen Nachtvölker von größter Bedeutung war, dass er ein Wesen mit
guter
Magie gefunden hatte. Die anderen mussten gewarnt werden. Es bedeutete, dass sie Nekromanten nicht einfach töten konnten. Es bedeutete, dass Reue möglich war. Sie war der Beweis dafür. Sie war der Beweis, dass eine befleckte Seele unter der richtigen Führung mit der Zeit gesunden konnte.
Es bedeutete, dass durch sie alles anders wurde.
Valera eilte durchs Haus, zog die Jalousien herunter und hängte Stoff vor die Fenster, die keine Jalousien hatten. Alles, um den Lichteinfall zu verhindern. Zum Glück hatten fast alle Fenster wetterfeste Läden, um sie vor Eis- und Schneestürmen zu schützen. Sagan war vorsichtshalber in ihr abgedunkeltes Schlafzimmer gegangen, und als sie von draußen wieder ins Haus kam, nahm sie an, dass er, obwohl es nun dunkel genug war, immer noch dort war. Noch immer fiel trübes Licht durch die Fenster, doch er hatte gesagt, das sei harmlos, solange er Abstand hielt. Nervös überprüfte sie ihre Maßnahmen, aus Angst, sie könnten nicht halten und er würde aus Versehen verletzt. Noch nie war sie so dankbar gewesen, dass in Alaska fast ständige Dunkelheit herrschte. Schon in wenigen Stunden würde sie wieder hereinbrechen, und er wäre vollkommen sicher.
Sie ging in das nach hinten gelegene Schlafzimmer und merkte sofort, dass er sich schlafen gelegt hatte. Valera wusste, dass er sich dringend ausruhen musste, weil sein Körper auf Reserve lief, solange er sich von der gefährlichen Vergiftung erholte, die ihn beinahe getötet hatte. Sie wollte ihn fragen, was ihm widerfahren war. Doch sie wusste auch, dass sie mit dem Wissen über seine Herkunft sehr vorsichtig umgehen musste. Auch wenn sie es nicht wollte, konnte ihr etwas herausrutschen, was sein Volk in Gefahr brachte. Sie begriff jetzt, dass sein ausweichendes Verhalten notwendig gewesen war, um zahlreiche andere zu beschützen. Es beschützte ein ganzes Volk.
Allerdings war Valera begierig, etwas über dieses Volk zu erfahren. Also verbrachte sie ein paar Stunden mit Nachforschungen in ihrem Büro. Als sie damit trotz ihres Katzentrios keinen Erfolg hatte, verließ sie es wieder und schloss die Tür hinter sich ab, auch wenn es ein wenig so war, als schlösse man die Stalltür, nachdem die Pferde bereits Reißaus genommen hatten.
Sie schlich ins Schlafzimmer, um nach ihrem Gast zu schauen, und blieb wie angewurzelt stehen. Er lag völlig nackt da, nachdem er in seinem unruhigen Schlaf das Handtuch abgestreift und die Decken weggestrampelt hatte. Valera schlug die Hand vor den Mund, während sie das unwirkliche Bild eines vollkommen nackten Mannes auf dem Laken aus blauem Gingan-Stoff betrachtete. Er lag auf dem Bauch, den Kopf unter dem Kissen, als suchte er instinktiv zusätzlich Schutz vor jeglichem Licht. Sein breiter Rücken allerdings und das sich deutlich abzeichnende Rückgrat, das zu dem knackigsten Hintern diesseits der Mason-Dixon-Linie führte, waren gut zu sehen. Er hatte wohlgeformte
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