Sagan
wahr?«
»Nein«, hauchte sie, während ihr ganzer Körper noch immer zitterte von dem Adrenalinschub, den die Angst in ihr ausgelöst hatte. »Ich meine … nicht genau. Ich denke, du bist ein Schattenbewohner, aber ich weiß nicht, was für einer. Kannst du meine Gedanken lesen? Bist du ein Telepath? Weißt du es daher?«
»Ja. Aber Telepathie ist nicht so selektiv, wie du vielleicht denkst. Hast du deshalb gedacht, ich erfahre nur das von der Magie und nichts über die Person und über ihre guten Absichten, die dahinterstecken? Wofür hältst du uns, wenn du glaubst, wir würden dich einfach nur zur Strecke bringen wollen? Du weißt wirklich nicht viel über Schattenbewohner, sonst hättest du dir nicht diesen Ort hier ausgesucht, um dich zu verstecken.«
Die Bemerkung machte sie sprachlos, doch sie konzentrierte sich auf einen Punkt.
»Schattenbewohner? Ich bin noch nie zuvor einem Schattenbewohner begegnet. Gott sei Dank.«
Er wusste, sie meinte damit, dass ihre früheren Freunde jemandem eingesperrt und gefoltert hätten, wenn sie ihn in die Finger bekommen hätten. Doch sie hatte nur zu sehen brauchen, wie sie einen Dämon gefangen genommen und der qualvollen Transformation unterzogen hatten, damit sie überzeugt war, dass mit jemandem, der Schmerz und Angst genoss, etwas ganz und gar nicht stimmte. Während die anderen das Endergebnis als Beweis dafür nahmen, dass die Kreatur, die sie gefangen hielten, böse war, hatte Valera erkannt, dass es nicht richtig sein konnte, ein anderes Wesen so leiden zu lassen. Letztendlich war der transformierte Dämon, der sich im magischen Pentagramm befunden hatte, harmlos im Vergleich zu den Zaubermonstern, die seine Kräfte zu missbrauchen versuchten.
»Wie du weißt, kann eure Magie uns leicht töten, ob nun absichtlich oder nicht. Du strahlst Licht aus, wenn du deine Fähigkeit aktivierst, und es verbrennt uns beinahe auf der Stelle.«
»Nicht immer«, sagte sie leise. »Das Licht erscheint nur im Zusammenhang mit bestimmten Zaubersprüchen. Aber ich kann …«
Anstatt es zu erklären, drehte sie sich in seinen Armen ein wenig, und mit einem schlichten Fingerschnipsen brachte sie die Muffins dazu, aus ihrer Backform zu springen und sich kreisförmig auf einem nebenstehenden Teller anzuordnen. Er konnte sehen, wie mühelos ihr das gelang.
»Das ist harmlose Telekinese«, bemerkte er. »Du nutzt sie auf friedliche Weise.«
»Obwohl die Anwendung auf häusliche Tätigkeiten ein wenig in der Grauzone von Gut und Böse liegt. Wenn man sie zu viel aus Bequemlichkeit einsetzt, wird es als Missbrauch angesehen. Ich kann das auch genauso gut ohne Magie tun. Wäre ich krank oder behindert, dann wäre es etwas anderes. Dann wäre es notwendig. Doch eine kleine Vorführung schadet nicht.«
»Zumindest, solange kein Licht im Spiel ist«, murmelte er mit einem spöttischen Ausdruck. Sie grinste und schlug ihm zum Spaß auf die Brust.
»Lass das. Ich bin schon froh, dass du mich nicht umbringen willst.«
Sagan hob eine Braue, auch als seine Gedanken zu dem zurückkehrten, was er tatsächlich mit ihr machen wollte. Valera bemerkte anscheinend den Gedankensprung, denn sie versuchte, sich von ihm loszumachen.
»Du solltest etwas essen«, sagte sie verlegen und errötete. Dann stöhnte sie und blickte zu ihm auf, als sie die Doppeldeutigkeit ihrer Worte begriff, und ihr Hals und Gesicht wurden krebsrot. »Ich meine Muff-Muffins. Ich kann dir auch ein paar Eier machen.«
Sagan konnte nicht anders, als ihr ins Gesicht zu lachen. Sie verbarg ihr Gesicht in den Händen, als er ihren widerstrebenden Körper an sich zog. Er genoss ihre Weichheit und ihre Wärme, doch noch mehr genoss er die Gelegenheit zu lachen. Nicht dass es im Sanktuarium nicht fröhlich zugegangen wäre, doch wie jede Aufgabe hatte auch diese ihre großen Verpflichtungen und eindeutigen Schwierigkeiten. Als jemand, der dazu bestimmt war, die Beichte abzunehmen, und dem es oblag, die entsprechende Buße zu verordnen, war er fortwährend damit konfrontiert, dass seine Leute schlechte Dinge taten. Natürlich waren es meist nur geringfügige Dinge, doch schwere Sünden wogen schwer, und nur wenige, die eine begangen hatten, zeigten Reue und zwangen ihn somit, ein endgültiges Urteil zu fällen.
»Ah, Valera«, seufzte er aufrichtig. »Ich lass dich gern jeden Hunger stillen, den ich habe.«
Mit diesem Versprechen ließ er sie los. Sie wandte sich ab, und er sah, wie sie sich mit den Fingerknöcheln über die
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