Sagan
geschehen? War alles in Ordnung, oder waren seine Leute dort von den gleichen Kräften überrannt worden, die auch ihn erwischt hatten? Das war natürlich seine geringste Sorge, denn er vertraute auf
M’jan
Magnus’ besondere Fähigkeiten und auf dessen Entschlossenheit, das Haus, dem er vorstand, zu schützen und zu lenken.
Aber trotzdem …
Die Anziehung dieser Frau, die er im Arm hielt, war verzehrend, und wenn er sie verließ, konnte er nicht mehr zurückkehren. Das zu wissen machte es ihm unmöglich, sie zu verlassen. Nicht schon nach zwei Tagen. Sagan war hin- und hergerissen zwischen Pflicht und Neigung.
»Mmm«, hörte er sie an seinem Ohr zufrieden murmeln. »Ich bin erschöpft. Ich kann mich nicht bewegen.«
Er löste das Problem, indem er sie an ihrem üppigen Hintern packte und sie an sich presste, während er sie von der Wand wegzog. Er genoss ihr träges, zufriedenes Lachen, während er den Flur entlangging und sich gemeinsam mit ihr schwer auf das Bett fallen ließ. Sie landete neben ihm und schmiegte sich an seine linke Seite, während sie den Kopf auf seine Schulter bettete.
Er teilte die Gefühle von Befriedigung und Intimität mit ihr.
Das war etwas, das Valera wirklich verblüffte. Sagan hatte sie festgehalten, damit sie im Bett blieb, als sie ihn das erste Mal nach dem Sex allein lassen wollte. Sie hatte gedacht, dass er bestimmt wieder zur Vernunft kommen würde, und das wollte sie nicht miterleben. Doch wie sich herausstellte, ließ ihr Liebhaber aus dem Schattenreich ihr kaum Zeit zum Atmen, Essen und Trinken … ganz zu schweigen von Zeit für sich allein. Doch sie war sich seines inneren Konflikts wohl bewusst, während die Zeit verging und er immer mehr seinen Gedanken nachhing.
Der störende Einfluss dieser Gedanken wurde eine Woche später deutlich. Die Dynamik zwischen ihnen veränderte sich. Je mehr er sich darum bemühte, seine Sorgen für sich zu behalten, desto intensiver wurde sein Zusammensein mit ihr. Er war nie unbeherrscht ihr gegenüber, seine Geduld und seine Sanftmut waren bemerkenswert, doch das Unausgesprochene schien sich in ihrem Liebesspiel niederzuschlagen. Es gab plötzlich ein Element der Bestrafung, das darin eine Rolle spielte. Nicht dass Sagan ihr wehgetan hätte, doch er begann sich selbst zu quälen. Er fixierte sich auf ihre Lust und hielt seine eigene Erlösung zurück, manchmal stundenlang, bis sie vollkommen erschöpft war, und er nahm die Spannung der ausgebliebenen Vollendung mit in den Schlaf. Er träumte unruhig, aß kaum mehr und mit weniger Genuss als zuvor.
Wenn er sie fest im Arm hielt, spürte sie sein Bedürfnis, sie so festzuhalten. Sie wachte in der gleichen Umarmung auf, in der sie eingeschlafen war.
Und sie wusste jeden Tag, dass es der letzte sein konnte.
Schließlich wurde das Unausweichliche unerträglich für sie.
Es geschah in einem ganz harmlosen Moment. Sie stand über das Spülbecken gebeugt und wusch das Geschirr ab. Normalerweise erbot sich Sagan, die Hausarbeit zu erledigen, doch er war mit der Behauptung, er sei müde, beim Essen aufgestanden. Er hatte sie damit geneckt, dass sie Schuld sei an seiner Erschöpfung, und sie hatte über die scherzhafte Bemerkung gelacht. Als sie jetzt jedoch dastand, die Hände im warmen Spülwasser, wurde ihr klar, dass er richtiger damit lag, als ihm bewusst war. Schnell hatte sie verstanden, dass Sagan in seinem Tagesablauf an außergewöhnliche körperliche Aktivität gewöhnt war. Er war an eine Menge Dinge gewöhnt, von denen er im Moment abgeschnitten war. Eine so plötzliche Veränderung, eine so unmittelbare Missachtung von allem, was ihn ausmachte …
Er hatte Heimweh, und er war niedergeschlagen, stellte sie fest. Ob es ihm nun bewusst war oder nicht, ob er es erkannte oder nicht, ob er es zeigte oder nicht, es war eine Tatsache. Niemand mit seiner Gesundheit, Lebensart und Energie bräuchte so viel Schlaf wie er. Es ging nicht darum, wie athletisch sie im Bett waren. Sie hatte eine Veränderung bemerkt, doch sie hatte es nicht sehen wollen.
Valera wollte ihn nicht nach Hause gehen lassen.
Sie wusste, dass er nie wieder zurückkommen würde. Es war egoistisch, stellte sie fest, während sich ihr die Kehle zuschnürte. Er würde hier nie glücklich werden. Sie wünschte es sich, sie wünschte, sie könnte ihm alles geben, was er brauchte, doch das war eine unrealistische Fantasie. Sie war ein Mensch und damit sterblich. Sie würde alt werden und sterben, und er wäre so jung
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