Sagan
gedacht, dass ich das jemals aus deinem Mund hören würde«, bemerkte Magnus gleichmütig, »aber wenn ich etwas aus diesem Kampf innerhalb des Sanktuariums gelernt habe, dann, dass jeder in Versuchung geraten kann, wenn die Umstände gewichtig genug sind. Meine Beziehung zu Daenaira hat mich dazu gebracht, Dinge an mir zu entdecken, die ich nicht immer kontrollieren kann.«
»Ich habe keine Entschuldigung dafür. Was ich getan habe, habe ich aus freien Stücken getan, und ich gebe es unumwunden zu.«
Magnus setzte sich rittlings auf eine Marmorbank, und Sagan ließ sich ihm gegenüber nieder. Dann blickten sie einander in die Augen.
»Willst du damit sagen, dass du nicht bereust, was du getan hast?«, fragte Magnus.
Keine Reue. Nicht im Geringsten … nicht bis ich sie verlassen habe. Das bereue ich.
»Es tut mir leid, dass ich mein Gelübde besudelt habe. Ich liebe diesen Tempel und alles, was er mir gegeben hat. Ich halte mich aufs Strengste an jedes Gesetz und an jede Regel. Aber ich habe diese verletzt, und das bereue ich.«
Magnus verengte nachdenklich die Augen.
»Du bereust es, die Regel verletzt zu haben, doch ich höre noch etwas anderes. Ich höre, dass du nicht alles bereust, was du nach dem Überschreiten der Grenze getan hast. Du bereust die Sünde, die du begangen hast, nicht im Geringsten.«
»Es war keine Sünde«, flüsterte Sagan.
»Jetzt bin ich verwirrt, Sagan. Wie soll es keine Sünde sein, wenn du ein Religionsgesetz brichst?«
»Weil es so bestimmt war.« Als Magnus die Stirn runzelte, rutschte Sagan näher zu ihm hin, und die Erregung beim Ablegen seiner Beichte wuchs. »Schicksal und freier Wille. Jeder bewegt sich auf einem schmalen Grat zwischen Schicksal und freiem Willen. Das hast du selbst immer wieder gesagt. Es war mein freier Willen, eine schicksalhafte Bestimmung in mein Leben aufzunehmen. Es kann kein Zufall sein, dass dieses eine wunderbare Wesen genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist – und bestens darauf vorbereitet, mir das Leben zu retten? Warum sollte sie so … so …« Sagan schnaubte frustriert.
»Eine Frau«, stellte Magnus fest, und seine goldenen Augen leuchteten verstehend. »Du meinst, du warst mit einer Frau zusammen, außerhalb der geheiligten Bindung, die du nur mit deiner Dienerin eingehen darfst.«
»Ja«, sagte Sagan leise und erkannte an Magnus’ Tonfall, dass dieser das nicht verstehen würde. Deshalb versuchte er nicht, es näher zu erklären.
»Ich hätte dich nie so lange ohne jemanden an deiner Seite lassen dürfen. Du hättest eine Gefährtin gebraucht, die dich von solchen Versuchungen abgehalten hätte.« Der Oberste Priester seufzte schwer. Er betrachtete Sagan aufmerksam. »Du musst es aber bereuen, Sagan, bevor ich dir eine Buße auferlegen und dir deine Sünde vergeben kann.«
»Es war keine Sünde!«, knurrte Sagan mit zusammengebissenen Zähnen. »Nenn es nie wieder so, oder ich schwöre bei unseren Göttern, ich werde dich dafür schlagen.«
Magnus war so bestürzt über die Heftigkeit der Drohung, dass er Sagan eine Weile nur benommen anblicken konnte. Er hatte Sagan noch nie mit solcher Leidenschaft sprechen hören. Natürlich zeigte er seinen Zorn während der Jagd auf einen Sünder und vor allem, wenn er seine Strafe verhängte, doch sonst nie. Er war trotz der zahlreichen Kämpfe stets friedfertig.
»Wenn du das so deutlich spürst, Sagan, und wenn du glaubst, dass unsere Götter dich zu ihr geführt haben, ist sie vielleicht dafür ausersehen, deine Dienerin zu werden. Wenn das der Fall ist, war es auch keine Sünde. Was hat sie für eine besondere Fähigkeit?«
»Magie«, sagte er mit so großem Ernst in der Stimme und in seinem konzentrierten Blick, dass Magnus die Erkenntnis wie ein Blitz traf.
»Sie ist ein Mensch.
Drenna
. Ist es das, Sagan? Ist sie sterblich?« Und er klang noch schockierter, als er sagte: »Eine Magierin? Eine so finstere Kreatur, und du siehst keine Sünde darin? Was zum Teufel hat sie mit dir gemacht?«
»Wie schnell du urteilst« bemerkte Sagan vorsichtig. »Ich frage mich, Magnus, wie viele deiner anderen Urteile ebenfalls übereilt sind.« Dann erzählte er Magnus alles über die Frau, die er liebte. Alles, was dieser wissen musste. Er musste nicht wissen, wie sie summte, während sie ihre wunderbaren Mahlzeiten zubereitete, oder wie sie im Schlaf schnarchte, nachdem er sie völlig erschöpft hatte. Er musste auch nicht wissen, wie hinreißend sie schrie vor Lust und wie sehr er sich
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