Sagan
bekommt ja keine Luft mehr«, kam Magnus ihm zu Hilfe. »Sie ist einfach erleichtert, dich zu sehen«, sagte der Oberste Priester, während er Dae mit der freien Hand wegzog. Schwungvoll duckte sie sich unter Sagans anderen Arm, um ihn ebenfalls zu stützen.
»Die verräterische
K’ypruti
Nicoya ist tot. Ich bin so froh, dass sie dich nicht getötet hat! Das hat sie nämlich behauptet. Henry geht es übrigens gut. Doch er macht sich große Sorgen um dich. Nicoya war wirklich Acadians Tochter, wir hatten befürchtet, Acadian hätte dich entführt. Doch du bist da! Sicher und wohlbehalten und …«
»Acadian?«, wiederholte er leise. »Was hat sie damit zu tun? Warum hätte ich mit Nicoya kämpfen sollen? Und was ist mit Henry passiert?«
Während er diese verwirrenden Fragen im Kopf wälzte, führten Magnus und Dae ihn über die Mosaiklinie ins Sanktuarium.
»Er erinnert sich an gar nichts mehr«, murmelte Magnus, während er seine Dienerin an sich drückte. Einen Tag später stand er vor der Krankenstation und beobachtete Sagan, der im Bett saß und noch stiller und in sich gekehrter wirkte als sonst. »Die Heiler vermuten, dass die Vergiftung dazu geführt hat, dass seine Erinnerung gelöscht wurde. Er muss Acadian irgendwie entkommen sein und es hierher zurückgeschafft haben. Er sagt nichts, außer dass er sich weder an den Kampf mit Nicoya erinnert noch daran, wie er vergiftet wurde.«
»Dieses Miststück hat ihn mit einer ihrer in Gift getauchten Waffen verletzt«, knurrte Dae. »Ich wünschte, ich könnte sie noch einmal umbringen.«
»Ganz ruhig. Versuch wenigstens, ein bisschen mehr wie eine Dienerin zu klingen,
K’yindara«
, sagte er leise an ihrem Ohr durch ihr ungebändigtes rot-schwarzes Haar.
»Schau ihn dir an«, erwiderte sie flüsternd. »Etwas stimmt nicht, Magnus, es sind nicht nur die großen körperlichen Strapazen, die er durchgemacht hat.«
»Ich weiß«, stimmte er zu. »Doch Sagan entscheidet selbst, wann er damit zu mir kommt. Ich bete nur, dass Acadian nicht die Gelegenheit hatte, ihre Krallen in ihn zu schlagen. Der Gedanke, dass sie unter uns ist, unerkannt und frei, weil keiner von uns je ihr Gesicht gesehen hat, macht mit krank. Vor allem wegen Trace. Mein Sohn hat ein Jahr unter dieser grausamen
K’ypruti
gelitten.«
»Vielleicht hat Sagan sie gesehen, doch bei seinen Gedächtnislücken …«
»Das kannst du vergessen«, sagte er. »Wenn er es wüsste, hätte er uns gleich gesagt, für wen sie sich ausgibt. Ich bin schon froh, dass er wieder hier ist. Wohlbehalten und noch dazu in der Lage, seinen Platz als Bußpriester wieder einzunehmen. Ohne ihn waren wir furchtbar unterbesetzt.«
»Ich weiß. Ventan ist wegen seines Alters nicht mehr der Schnellste. Du bist mit der Leitung des Sanktuariums beschäftigt. Jordan ist noch unerfahren und muss erst seinen Weg finden. Es sollte fünf Priester geben, um Sünder zur Strecke zu bringen, die Beichte abzunehmen und Strafen zu verhängen. Weil du der fähigste und erfahrenste bist, fällt der Großteil der Last auf dich, und deshalb bist du ausgelaugt und müde. Auch wenn du meinst, du könntest es verbergen.«
Magnus schnalzte mit der Zunge und drückte sie dafür, dass sie die Situation so klar benannte, liebevoll an sich.
»Ihm ist langweilig. Mach einen Spaziergang mit ihm. Es geht ihm gut genug dafür, und bestimmt braucht er jemanden zum Reden, und du bist der Einzige, dem er vertraut«, fügte Dae hinzu. »Ich werde in unseren Gemächern auf dich warten.«
Sie duckte sich unter seinem Arm weg und sprang außer Reichweite, bevor er sie an ihrem Sari packen konnte.
»Ach, und das soll mir helfen, mich zu konzentrieren?«, fragte er.
»Nein, aber es wird dir helfen, das Gespräch ein bisschen zu beschleunigen«, sagte sie mit einem Augenzwinkern, bevor sie lachend davonging.
Magnus verlor keine Zeit und holte Sagan aus der Krankenstation. Sagan verdiente seine Aufmerksamkeit, und er war froh, dass er sie ihm geben konnte. Die beiden Priester traten hinaus in den Hof, der zu dieser nächtlichen Stunde verlassen war, da die Schüler beim Unterricht waren.
Sobald er sicher war, dass sie unter sich waren, kam Sagan zum Punkt.
»Ich habe gegen einen der Grundsätze meiner Priesterschaft verstoßen«, sagte er und zwang sich, seinem Vorgesetzten in die Augen zu schauen. Er hatte Überraschung erwartet oder zumindest ein tadelndes Stirnrunzeln, doch Magnus sagte nichts und zeigte keinerlei Regung.
»Ich hätte nicht
Weitere Kostenlose Bücher