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Sagan

Sagan

Titel: Sagan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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Sorgen machen. Er kann auf sich selbst aufpassen.
    Das ist genau das, was sie hören will
, mischte Ulysses sich ein.
Wie gut er ohne sie zurechtkommt.
    Das ist das, was sie hören muss. Und sie muss sich klarmachen, dass für sie das Gleiche gilt
, sagte Penchant naserümpfend.
    Na schön
, seufzte Fat Baby,
aber lass ihr wenigstens ein bisschen Zeit, bevor du so pragmatisch wirst.
    »Ja. Ich brauche Zeit«, murmelte sie und schloss die Augen.
    Penchants Schwanz zuckte, als er mit seinem Katzenherz mit der menschlichen Hexe fühlte, die schon so lange so gut für ihn sorgte.
    Zeit
, dachte er.
Sie braucht Zeit
.
    Meine Güte, warum habe ich bloß nicht daran gedacht?,
dachte Fat Baby ungerührt.

6
    Ohne Vorräte und passende Kleidung und weil er sich immer schützende Orte suchen musste, um der Sonne an den kurzen Wintertagen Alaskas zu entgehen, brauchte Sagan lange, um nach Elk’s Lake zurückzukehren. Dass er in einen Sturm geriet, war auch nicht gerade hilfreich. Einmal gab es nirgends Schutz für ihn, und er musste ins Schattenreich wechseln, um sich vor der Sonne zu retten. Die bis auf den Mond völlig dunkle Umgebung war der sicherste Ort, an dem sich ein Schattenbewohner aufhalten konnte. Zwei Tage lang. Danach verfiel man in einen Zustand der Euphorie, die einem nach und nach den Verstand raubte. Das Schattenreich war mit Vorsicht zu genießen, denn die Zeit verging dort ganz anders als in der wirklichen Welt. Er wusste nicht, ob Stunden oder Tage vergangen waren, wenn er von der einen in die andere Sphäre wechselte.
    Als er die Forschungsstation erreichte, wo sich der Eingang zu den stillgelegten Minen befand, die von den Schattenbewohnern zum Überwintern genutzt wurden, fühlte sich Sagan, als wäre er nackt durch das Lichtreich gegangen. Doch sein Priestergewand war für die Wachen am Tor unverkennbar, und er wurde eingelassen und ins nächste Gebäude geleitet, damit sich jemand um ihn und um seinen körperlichen Zustand kümmerte. Doch er ließ sie stehen und marschierte durch die Stadt bis zum Sanktuarium.
    Sagan rang nach Luft und kämpfte gegen das Zittern seines Körpers an, als die spürbar wärmere Umgebung ihn aus seiner Erstarrung holte. Der harte und betäubende Kampf in der Wildnis hatte ihn gezwungen, sich die ganze Zeit nur darauf zu konzentrieren, dass er am Leben blieb.
    Doch jetzt begannen seine Glieder genauso zu schmerzen wie sein Herz und seine Seele. Er blickte hinab auf die Mosaikzierlinie, die den heiligen Boden des Tempels und des gesamten Sanktuariums säumte. Er stellte fest, dass es ihm nicht in den Sinn gekommen war, Stillschweigen zu bewahren über das, was er getan hatte. Wahrscheinlich weil es eine schändliche Unterlassung bedeutet hätte und einfach nicht zu ihm passte. Er hätte vielleicht gegen ein Gebot verstoßen, aber er war kein Lügner. Er hatte Jahrzehnte damit verbracht, Religionsgesetze zu verkünden und die Strafen für jene zu verhängen, die dagegen verstießen, und dabei zu predigen, dass nur durch Buße Vergebung möglich war. Einen Fehltritt zu verheimlichen war eine Sünde für sich.
    Er hatte einen Fehler gemacht und dieses Gelübde gebrochen. Er leugnete es nicht. Doch es war das Gelübde, das er bereute, nicht das, was danach geschehen war. Doch das Gesetz von Sanktuarium und Tempel würde da nicht so genau unterscheiden.
    »Sagan!«
    Beim lauten Rufen seines Namens horchte er auf, während Magnus über die glänzenden Fußbodenfliesen auf ihn zueilte und seine goldenen Augen vor Erleichterung und Ungläubigkeit aufleuchteten. Doch als er näher kam und seinen Freund so sah, verwandelte sich Magnus’ Freude in Entsetzen und Sorge wegen dessen Gesundheitszustand.
    Als Magnus bei Sagan angekommen war, schob er sofort die Schulter unter den Arm des anderen Priesters, um ihn zu stützen. Sagan blieb vollkommen stumm, doch Magnus konnte spüren, wie er ihn anstarrte, als suchte er nach einer Antwort.
    »Komm, Sagan«, bat ihn Magnus sanft. »Bringen wir dich zu den Heilern.«
    Sagan hörte eilige Schritte näher kommen, und er sah
K’yan Daenaira
auf sie zueilen.
    »Sagan! Oh, den Göttern sei Dank!«
    Sie war weniger vorsichtig mit ihm, als sie ihm die Arme um den Hals schlang und ihn fest drückte. Die Vertrautheit verwirrte ihn. Er kannte sie nicht so gut. Und nach dem, was er von ihr wusste, war sie ein kratzbürstiges Ding, das seine Abwehrhaltung nicht leicht aufgab; etwas, was er als Schwertkämpfer zu respektieren wusste.
    »Daenaira, er

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