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Sagan

Sagan

Titel: Sagan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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nach ihrem Körper und nach ihrer Umarmung und nach ihren Küssen sehnte. »Wenn Magie gut sein kann, Magnus, dann bleibt auch Raum für die Überzeugung, dass das Verletzen religiöser Gesetze nicht Sünde sein muss.«
    »Du sprichst von zwei völlig verschiedenen Dingen. Mit religiösen Gesetzen und mit den Gelübden, die du abgelegt hast, kann man nicht so leichtfertig umgehen.«
    »Warum nicht? Mord verletzt ein religiöses Gesetz und ist eine Sünde – außer
wir
tun es! Wir begehen keine Sünde, wenn wir als Priester einem Sünder das Leben nehmen. Warum ist das so? Wenn jedes Leben wertvoll ist, Magnus, warum verdienen wir dann keine Strafe, wenn wir es tun … auch wenn eine Tat noch so böse ist?«
    »Religion ist Glaube, Sagan! Entweder du glaubst an das, wofür wir stehen, oder nicht. Wenn du zweifelst an dem, was du hier tust, und an den Regeln, die du anwenden musst, dann solltest du dein Amt niederlegen! Aber bei den Göttern, ich bitte dich, es nicht zu tun. Du bist einer der besten Priester, die ich kenne. Du bist für diese Arbeit geboren, und ich brauche dich mehr denn je. Das ist eine Glaubenskrise,
M’jan
Sagan. Das ist alles. Wir können dich herausführen, wenn du uns lässt. Zuerst musst du …«
    »Meine Sünde bereuen? Niemals. Niemals, Magnus! Hörst du mich? Ich liebe diese Frau von ganzem Herzen, und ich werde es niemals Sünde nennen. Es wird nie über meine Lippen kommen, und ich werde dafür niemals voller Reue auf die Knie fallen. Wenn mich dass mein Amt hier kostet, dann ist es eben so. Ich opfere es gern.«
    Sagan erhob sich und trat von seinem Beichtvater zurück.
    »Warum bist du dann überhaupt zurückgekommen, Sagan?«, fragte Magnus leise.
    Sagan lachte erstickt auf, während er dem anderen weiter den Rücken zukehrte. »Ich bin zurückgekommen, weil ich so bin. Das hier …« Er hob die Hände und umschrieb mit einer Bewegung das gesamte Sanktuarium, »das hier hat mich zu dem gemacht, was ich bin, ein wertvolles Wesen. Ohne das … habe ich nichts zu bieten. Und wegen dem hier habe ich ihr nichts zu bieten. Es ist eine unerträgliche Ironie, Magnus, aber ich musste mich entscheiden. Ich hätte ihr die Hülle eines Mannes bieten können, ohne Kultur, ohne Erbe und ohne eine sinnvolle Arbeit, die ihn ausgemacht hätte … oder ich konnte hierher zurückkommen und versuchen, das alles zu bewahren, wenn auch mit einem leeren Herzen in der Brust. Ich konnte sie nicht zu einem Leben mit einem Mann verdammen, der ihr keine Kinder schenken und der nicht mit ihr alt werden und der nie mit ihr ans Tageslicht gehen kann.«
    »Liebe allein reicht nicht«, hörte Sagan den alten Priester sagen.
    Er wandte sich um. In diesem Moment bemerkte er etwas an Magnus, was zuvor nicht da gewesen war. Der Priester war entspannter, geerdeter und schien wirklich mit sich im Reinen zu sein.
M’jan
Magnus war berüchtigt dafür, dass er sich zwang, stets ein Vorbild zu sein, sodass allein schon seine Nähe einschüchternd wirken konnte. Jetzt schien er nicht mehr so unnahbar zu sein, wie er früher gewesen war.
    Sagan erkannte mit einem Mal, dass es daran lag, dass Magnus sich in seine Dienerin verliebt hatte. Er hatte gesehen, dass sie die ganze Zeit in seiner Nähe war, doch bisher hatte es nicht Klick gemacht bei ihm. Irgendwie war Dae durch Magnus’ starres Korsett strenger Reglementierung durchgedrungen, und irgendwie hatte Magnus all die gefährlichen, spitzen Stacheln umgangen, um seine neue Dienerin ganz in seiner Nähe zu haben.
    Doch sie hatten eine glückliche Bindung, und Magnus musste aus seinem Herzen keine Mördergrube machen. Daenaira war eine Schattenbewohnerin und unsterblich; sie lebte ein Leben in der Schönheit der Dunkelheit, die sie erblühen ließ. Falls sie schwanger werden sollte, würde das Kind ganz gesund und voll entwickelt sein.
    »Du verstehst«, stellte Sagan mit einem erleichterten Seufzer fest.
    »Ja, ich verstehe«, stimmte Magnus zu. »Ich habe erst vor Kurzem gelernt, dass man eine Beziehung noch nicht verdient hat, nur weil man Liebe für jemanden empfindet. Dae hat mir das gezeigt. Dann hat sie mir gezeigt, was sie von mir braucht. Was, wie sich herausgestellt hat, das war, was ich selbst gebraucht habe. Also verstehe ich, wenn du mir sagst, warum du hierher zurückgekommen bist, auch wenn ich vermute, dass dir klar war, dass du mit deiner unbußfertigen Haltung dein Amt als Priester verlieren würdest. Sagan, alles fahren zu lassen, was du jemals gekannt hast,

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