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Sagan

Sagan

Titel: Sagan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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die dunkleren und intimen Stellen an ihrem Körper erkennen, die vor lauter Spitzenbändern kaum auffielen.
    Hinter ihr saß steif ihr Zwillingsbruder. Er war heiter und locker gewesen, hatte mit Xenia gescherzt, während die Senatsberatungen liefen, doch jetzt … jetzt war er steif vor Anspannung und Wut, genau wie Guin, während das Echo der Rede des Senators von der Rotunde widerhallte.
    Auf dem Balkon war niemand wirklich überrascht über den Vorschlag, den sie gerade gehört hatten, weil sie ihn schon seit geraumer Zeit erwarteten. Es war nur das Begreifen, dass die Zeit der Abrechnung gekommen war, das sie so still und starr machte.
    Bis auf Guin, der sich mehr als vor irgendetwas sonst davor fürchtete, was als Nächstes passieren würde.
    »Milady«, sagte der Senator gedehnt in die Stille der königlichen Loge. »Ich kann Euch den Gesetzestext vorlesen, wenn Ihr wollt.«
    Milady. Der hinterhältige Mistkerl hatte ihr nicht einmal so viel Respekt gezollt und sie
K’yatsume
genannt. Die Wut, die angesichts dieser Demütigung in Guin aufwallte, verlangte nach einem Opfer, und obwohl er sich nicht rührte, warf er Senator Jericho für diese Geringschätzung einen scharfen Blick zu.
    »Das Gesetz lautet folgendermaßen«, meldete sich Malaya mit klarer, ruhiger Stimme zu Wort. »Innerhalb des Königshauses der Schattenbewohner sehen Tradition und hehre Ideale vor, dass jede weibliche Herrscherin, die an der Spitze der Monarchie steht, einen passenden Mann zum Gemahl nehmen muss. Das geschieht, um eine rasche Nachfolge zu sichern und um die Stellung der Frau in den Augen der Männer und der Feinde, die glauben, sie könnten sie ganz leicht stürzen, zu stärken. Um Unmut, Bürgerkrieg und schädliche Unruhen unter dem Volk, das sie anführt, zu vermeiden, gibt die Frau ihr Einverständnis, diesem Gesetz Folge zu leisten und damit der Tradition ihres Volkes Respekt zu erweisen.«
    Diesmal war es der Senat, der verstummte angesichts des ruhigen und sicheren Gesetzeszitats, von dem sie geglaubt hatten, sie könnten sie damit überrumpeln. Sie hatten vorgehabt, sie unvorbereitet und ahnungslos zu treffen, in der Hoffnung, sie zur Kapitulation, was ihre Wünsche betraf, zwingen zu können. Doch diese Senatoren hatten keine wirkliche Macht über sie, und sie war bestens vorbereitet. Guin sah erfreut, wie sich ihre weichen, glänzenden Lippen zu einem belustigten Lächeln verzogen.
    »Senatoren«, fuhr sie mit volltönender Stimme fort, »sicherlich wollt Ihr mich nicht mit einer verstaubten Gesetzesrolle ärgern, die 1846 Jahre alt und ein kleines bisschen überholt ist.« Sie rümpfte die Nase und hob die Hand, zwei Fingerbreit Abstand zwischen Daumen und Zeigefinger, was ihre Zuhörer zum Lachen brachte. »Ich bin stets die Erste, wenn es darum geht, die Tradition zu wahren, wie Ihr oft genug erlebt habt, doch das galt für eine Zeit, in der wir wilde Klans waren, die um Macht und um Territorium miteinander gekämpft haben. Ich bin nicht verpflichtet, dieses Gesetz ernst zu nehmen, solange mein Bruder und ich das Kanzleramt innehaben, und nachdem alle Gegner, die den Mut hatten, es mit uns aufzunehmen, längst geschlagen sind.«
    Das entlockte Guin ein breites Lächeln. Die indirekte Beschuldigung, die sie ihren Feinden um die Ohren gehauen hatte, die seit Monaten heimlich den Senat gegen sie aufzuhetzen versuchten, war nicht zu überhören gewesen. Es hatte bereits zwei Anschläge gegen den königlichen Wesir Trace gegeben, der jetzt bei bester Gesundheit hinter den Kanzlerstühlen stand und ebenfalls belustigt dreinblickte. Auch auf Malayas Priester und engen persönlichen Freund Magnus war ein Anschlag verübt worden.
    Und Malaya selbst …
    Guin musste gegen den Schauer ankämpfen, der ihn jedes Mal überlief, wenn er an diese
K’ypruti
dachte, der es gelungen war, die Kanzlerin mit einer vergifteten Waffe zu verletzen. Er war froh um seine Reflexe und um seinen Instinkt, die es ihm ermöglicht hatten, die Katastrophe zu vereiteln, bevor sich diese Kreatur mit Malayas Tod hätte schmücken können. Er hatte zum Glück Karris Blut vergießen können, auch wenn sie als sogenannte heilige Frau galt, und es genossen, sie für die Verbrechen an Malaya bezahlen zu lassen.
    »Madame, wie Ihr gegenüber uns so gerne betont, ist es noch nicht so lange her, dass wir wilde Klans waren, die um die Macht kämpften und in einen Bürgerkrieg gerieten«, stellte Jericho fest, wobei er abermals die korrekte Anrede unterließ

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