Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sagan

Sagan

Titel: Sagan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
Vom Netzwerk:
nie Miststück. Er hielt es für unter seiner Würde und für respektlos ihr gegenüber, so grob zu sein. Egal, in welcher Stimmung er war, hatte er sie stets als etwas Unantastbares und über ihm Stehendes behandelt, mit dem Respekt, der ihrer Stellung gebührte. Jetzt war sie vollkommen sprachlos, während er sich erneut abwandte und sich selbst leise verfluchte.
    »Ich denke, wir brauchen etwas Abstand,
K’yatsume
«, beeilte er sich mit rauer Stimme zu sagen. »Die Mörder, die angeheuert wurden, um Traces Frau und ihrer beider Kind zu töten, sind noch immer nicht bekannt, und sie sind auf freiem Fuß. Ich denke, ich werde mich an Magnus’ Suche nach ihnen beteiligen. Killian wird auf dich aufpassen, solange ich nicht da bin. Es wird nur ein paar Tage dauern.«
    »Aber du bist doch gerade erst zurückgekommen«, sagte sie verdattert.
    »Verstehe. Ich soll also bleiben, weil du mich vermisst hast, und zulassen, dass diese Banditen eine unschuldige Frau und ihr Kind töten?«
    »Das habe ich nicht gesagt!«, explodierte sie. »Dann geh, wenn du unbedingt musst! Was macht das schon für einen Unterschied? Und wozu überhaupt warten? Ich werde zu Tristan gehen und deine sofortige Entlassung verlangen!«
    »So einen Quatsch wirst du nicht tun!«, übertönte er sie und hätte sie beinahe gegen die Tür gestoßen. »Ich gehe erst, wenn ich gehen will,
K’yatsume
, und nicht einmal du kannst mir etwas anderes befehlen!« Er packte ihr Gesicht mit beiden Händen und zwang sie, ihm in die Augen zu schauen. »Wenn ich es ertrage, in deiner Nähe zu sein, dann erträgst du wohl auch meine Nähe! Du wirst mir meine Loyalität und meinen aufopferungsvollen Dienst entgelten, indem du mich wenigstens mit Respekt behandelst! Das ist das Mindeste, was mir zusteht!«
    Er zog sie von der Tür weg, öffnete sie, schob sie unsanft aus dem Raum und schlug die Tür wieder zu.

3
    Es war kurz nach Mittag, und das Tageslicht brannte auf die Wildnis von Alaska, wo die Stadt der Schattenbewohner Meilen unter der bergigen Landschaft verborgen lag. Kein Licht, nicht der kleinste Strahl drang durch die vollkommene Dunkelheit, die sie schützte. Alle schliefen, der Instinkt sagte ihnen noch immer, dass sie während der Helligkeit ruhen sollten, auch wenn sie so weit davon entfernt waren. Es war genauso instinktiv wie ihr Bedürfnis, sich auf die Suche nach den längsten und dunkelsten Nächten zu machen, sobald die Jahreszeiten wechselten.
    Guin lag in seinem Schlafsack an seinem gewohnten Platz, auch wenn er sicher war, dass er keinen Schlaf finden würde. Am Abend würde er Magnus aufsuchen. Ein paar Wochen zuvor hatte eine geisteskranke Frau, eine Dienerin namens Nicoya, versucht, einen Putsch im Sanktuarium, dem Ordenshaus und Erziehungszentrum der Schattenbewohner, das von Magnus geleitet wurde, anzuzetteln. Und beinahe wäre es ihr auch gelungen. Indem sie andere Priester getötet und ihrem Willen unterworfen und Schüler zu ihren Opfern gemacht hatte, hatte sie eine Spur der Verwüstung hinterlassen – einschließlich des Verschwindens von Priester Sagan und dem Anwerben von gedungenen Mördern, um Traces Frau und deren Baby aufzuspüren und zu töten, was zwei Monate nach der Geburt des Kindes geschehen sollte. Sie hatten außerdem herausgefunden, woher Nicoya stammte. Sie war die Tochter einer
K’ypruti
namens Acadian, die im Krieg für ihre Foltermethoden berüchtigt gewesen war.
    In der Nacht während des Bürgerkriegs, als der Hof der Zwillinge überfallen wurde und Rika schon dachte, Trace müsse sterben, hatte Acadian ihn gefangen genommen. Sie hatte seine Wunden geheilt, damit er fit und gesund war, als sie anfing, ihn zu foltern. Bis zum heutigen Tag trug der Wesir die schrecklichen Narben auf der Haut, ein Zeugnis der Grausamkeit, die er beinahe ein Jahr lang erlitten hatte, während sie ihn fälschlicherweise für tot gehalten hatten. Trace zu befreien war für Guin einer der besten und schlimmsten Momente seines Lebens gewesen. Er kannte und respektierte Traces Fähigkeiten und seine Intelligenz, doch als er ihn gefunden hatte, dachte er, es sei nichts mehr übrig außer einem misshandelten Körper.
    Zum Glück hatte er sich geirrt. Trace hatte sich erholt wie zum Beweis seiner Willenskraft und seiner Charakterstärke. Doch leider hatte seine skrupellose Folterin ihm nie ihr Gesicht gezeigt. Und er konnte niemanden finden, der Acadian je zu Gesicht bekommen hätte. Das sagte Guin, dass sie eine zweite Identität haben

Weitere Kostenlose Bücher