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Sagan

Sagan

Titel: Sagan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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bestehend aus Schattenwandlern sämtlicher Spezies, von Lykanthropen bis Dämonen, die ernannt wurden, um Abtrünnige und Magier dingfest zu machen. Eine solche Aufgabe würde gut zu ihm passen. Vielleicht würden ihn die Jagd und der Blutrausch des Krieges endlich von dem Dämon befreien, von dem er besessen war.
    Aber er hatte kein Recht, egoistisch zu sein.
    Denn vor sehr langer Zeit, in der schlimmsten Phase seines Lebens, war ein Engel namens Malaya zu ihm gekommen und hatte ihn vor dem Wahnsinn von Verbrechen und Tod und moralischer Unentschiedenheit gerettet. Sie hatte ihm den Glauben an die Zukunft seiner eigenen Spezies wiedergegeben, indem sie sich einfach zu ihm gesetzt und mit ihm gesprochen hatte. Er hatte noch nie jemanden kennengelernt wie sie, und er wusste, dass er auch nie wieder so jemandem begegnen würde. Nicht einmal ihr Zwillingsbruder hatte diesen reinen Glauben und die wundersame Fähigkeit, ihn vor der Verderbtheit um sie herum zu schützen – sogar nach so vielen Jahren Krieg. Sie hatte den Glauben nie verloren. Nicht an ihre Sache, nicht an sich selbst, an ihr Volk und ihre Götter. Und sie hatte nie den Glauben an ihn verloren. Etwas an Malayas starkem Glauben weckte in einem das Bedürfnis, sie nie zu enttäuschen.
    Wie konnte er anders, als an ihrer Seite zu bleiben? Wie konnte er anders, als sie zu beschützen in dem Wissen, dass er von allen am besten geeignet war? Sie in die Hände von jemand anderem zu geben war wie ein Todesurteil. Davon war er zutiefst überzeugt. Malaya ahnte es vielleicht, doch er war sich so sicher, als hätte er eine Vision gehabt.
    Er hatte es ernst gemeint. Er würde gehen, wenn sie zuließe, dass der Senat ihren Ehegatten auswählte. Er konnte nicht mit ansehen, wie dieses Wesen, das er als so rein und so wertvoll betrachtete, enttäuscht wurde. Malaya hatte sich ihre eigene Wirklichkeit erschaffen, und es hatte sich alles zum Guten gewendet. Wenn sie diese Fähigkeit verlor, würde es ihn genauso zerstören wie sie. Er würde sich kaum noch an sie erinnern, wie sie jetzt war. Glücklich, schön, lebendig und …
    Nein! Nein, das war ein verbotener Augenblick gewesen, und es würde sich nicht wiederholen. Er war besser dran, wenn er nicht wusste, wie sie aussah, wie sie … roch, wie sie …
    Bei den Göttern! Er hatte zugesehen, wie andere mit ihr im Bett waren, und er hatte es kaum ertragen. Er hatte gesehen und gehört, wie leidenschaftlich sie sein konnte. Jeder Seufzer, jedes Stöhnen – er wusste genau, wie es klang. Er kannte ihren Geruch. Ihre Sinnlichkeit. Das Einzige, was er nicht gekannt hatte, war ihr Geschmack. Doch jetzt kannte er ihn.
    »Hör auf«, fauchte er laut.
    Denk nach. Denk nach, wie du aus diesem Schlamassel wieder herauskommst.
    * * *
    »Was auch immer du getan hast«, flüsterte Rika Malaya zu, als die Kanzlerin kurz darauf aus ihrem Schlafzimmer kam, »bring es lieber so schnell wie möglich wieder in Ordnung.«
    »Warum? Was hat er getan?«
    »Er ist in sein Schlafzimmer gegangen und hat die Tür hinter sich zugemacht. Ich dachte, er wüsste nicht einmal, wie diese Tür funktioniert.« Rika grinste, und weil sie nicht sehen konnte, bemerkte sie den Sturm der Emotion in den Zügen ihrer Freundin nicht. »Du weißt, dass er erst seit einer Woche wieder zurück ist. Kannst du nicht versuchen, ihm eine Weile nicht auf die Nerven zu gehen?«
    »Mal sehen, was ich tun kann«, stimmte sie leise zu und ging dann direkt auf die geschlossene Schlafzimmertür zu. Rasch schlüpfte sie hinein und schloss sie hinter sich, obwohl Rika wahrscheinlich trotzdem mithören würde. Furchtlos sprach sie den Bären in seinem Käfig an und sah, wie er unvermittelt stehen blieb und zu ihr herumfuhr.
    Er trat vor sie hin, sodass sie trotz ihrer beachtlichen Größe klein wirkte. Vielleicht war es aber auch nur das angriffslustige Aufplustern, das ihr das Gefühl gab, als wäre sie kleiner, als sie in Wirklichkeit war. Daran gewöhnt, die mächtigste Frau ihres Volkes zu sein, war Guin, abgesehen von ihrem Priester, der Einzige, bei dem sie vergaß, dass sie Königin war. Das hatte er zuvor in ihrem Bad eindrücklich unter Beweis gestellt.
    »Wenn ich dich nicht so lieben würde«, sagte er barsch, »würde ich gehen und dich deinem Schicksal überlassen. Doch wie die Dinge nun einmal stehen, werde ich bleiben, bis du rechtmäßig verheiratet bist … egal, für welchen Bräutigam du dich entscheidest oder wer ihn für dich auswählen mag. Doch keinen

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