Sagan
Schulter. »Ich finde, du solltest Xenia vertrauen. Und auch Killian und den Wachen. Wir können den Schutz nicht verbessern, Malaya. Sie weiß schon, was sie tut.«
Genau. Das war es
, dachte Guin. Ein vertrauter und freundschaftlicher Umgang, und er blieb bei klarem Verstand und ruhig. So war es die ganzen …
Malaya trat dicht vor ihn hin und schlang die Arme um ihn. Sie schmiegte ihre Wange an seine, während sie sich auf die Zehenspitzen stellte und ihn festhielt.
Ah, verdammt
, dachte Guin erregt. Da war es wieder, durchdringend wie ein Messerstich. Dieses plötzliche Begehren, das jeden Nerv zum Klingen brachte. Das Gefühl, dass alle Sinne nach Befriedigung verlangten. Und ihr betörender Duft, der ihn einhüllte und von jeder Zelle seines Körpers aufgenommen wurde. Dazu ihre Wärme und die schlanken Muskeln unter ihrer weichen, zarten Haut.
Guins Selbstbeherrschung begann zu bröckeln. Ein Verlangen, dem er nicht nachgeben durfte, lauerte im Hintergrund.
Küss sie
, sagte es,
schmeck sie noch einmal. Ihr Körper und ihre zarte Haut sind ganz nah
.
Er hatte immer gedacht, dass er instinktiv oder aufgrund von all dem, was er in der ganzen Zeit von ihr mitbekommen hatte, wüsste, was ihr am besten gefiel. Sie tat Dinge, sandte unterschwellige Botschaften, die einem entgingen, wenn man nicht besonders darauf achtete. Nicht einmal sie selbst war sich der Vielschichtigkeit ihres Körpers und seiner Bedürfnisse bewusst. Es war schwer, dem Drang zu widerstehen, herauszufinden, ob er tatsächlich recht hatte; sie dazu zu bringen, dass sie alles, was in ihr steckte, ganz entfaltete.
Normalerweise hätte er sich solche Gedanken niemals erlaubt, während sie ihn umarmte, denn es war eine grausame Folter für ihn selbst, und es war ihr gegenüber anmaßend und beleidigend. Alles, war sie wollte, war eine liebevolle Umarmung. Auf diese Weise missbrauchte er ihr Vertrauen.
Guin war nicht gerade bekannt dafür, dass er besonders entspannt war, doch jetzt hatte Malaya das Gefühl, dass sie einen Schrank umarmte. Er war steif und verkrampft und hatte nicht die Arme um sie geschlungen, sondern nur die Hände auf ihre Schultern gelegt, als wollte er sie wegstoßen. Malaya schloss die Augen und versuchte, in aller Ruhe sein Verhalten in diesem Moment und das in ihrem Bad gestern Abend zu überdenken. Guin hatte sie so plötzlich allein gelassen und war danach so gemein zu ihr gewesen. Doch je angespannter er in ihrer Umarmung wurde, desto klarer wurde alles.
Ihr Leibwächter hatte ein Verlangen nach ihr entwickelt.
Nein. Ihr
Guin
, der geliebte Freund, hatte ein Verlangen nach ihr entwickelt. Sie lehnte sich zurück und suchte seinen Blick. Er wich ihr einen Moment lang aus, doch er war zu nah, als dass er sich hinter seiner schroffen Art hätte verbergen können. Sie sah das gleiche Verlangen, das er schon im Bad gezeigt hatte. In seinen Augen konnte sie die Worte sehen, die er ausgesprochen hatte –
Ich begehre dich
–, und sie spürte, wie das Blut in ihren Adern pulsierte.
Sie ließ ihn los, trat mehrere Schritte zurück und beobachtete sich selbst dabei. Ihr Herz schlug schnell, und ihre Haut prickelte vor Verlangen danach, wieder die rohe Kraft und die intensive Wärme seines Körpers zu spüren. Malaya war verblüfft. Sie hatte neuerdings kaum ein Verlangen nach Männern. Obwohl sie ihr ebenbürtig waren, war da immer ein nagendes Gefühl von Ungerechtigkeit gewesen; der launische Gedanke, dass diese Männer aus dem Zusammensein viel mehr mitgenommen hatten als sie. Wahrscheinlich war sie zu abgelenkt von ihrem ereignisreichen Leben, um den Augenblick wirklich zu genießen.
Doch der Punkt war, dass seit Jahren niemand ihre Aufmerksamkeit erregt hatte. Wie ungeheuerlich, dass es nun ausgerechnet Guin war! Ausgerechnet! Nicht dass er kein attraktiver Mann gewesen wäre, denn er strahlte eine ungezähmte Kraft aus, aber …
Guin? Guin hatte fünfzig Jahre lang ihre schlimmsten und ihre schönsten Momente miterlebt! Er kannte jeden ihrer Tricks und jede ihrer Launen. Und sie hätte schwören können, dass er manchmal sogar ihre Gedanken lesen konnte. Und sie konnte doch nicht wollen …
Der nicht zu Ende geführte Gedanke wurde von einer plötzlichen Bilderflut vervollständigt, fast wie eine Vision, die ihr zeigte, was sie von einem Mann wie Guin wollen würde. Irgendwo zwischen dem Gedanken an die rauen, schwieligen Hände auf ihrer Haut und der starken Männlichkeit, die ihren Körper in Besitz nahm,
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