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Sagan

Sagan

Titel: Sagan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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Sie hatte bewusst dafür gesorgt, dass diese Information in der letzten Senatssitzung vor dem Aufbruch nach Neuseeland zu ihm durchgesickert war. Eine ganze Saison hatte er darüber gegrübelt, bis der Winter und die Umsiedlung zurück nach Alaska und weitere Senatsversammlungen anstanden. Er hatte auf diese geistige Folter viel heftiger reagiert, als sie erwartet hatte. Tristan war nicht so leicht zu beeinflussen.
    Außer es betraf das Wohlergehen seiner geschätzten Schwester.
    Malaya ist eine ziemlich harte Nuss, dachte Acadian. Während sie, was ihren Bruder betraf, ebenfalls sehr angreifbar war, hatte sie ansonsten einen ausgesprochen kämpferischen Charakter, und es war fast unmöglich, sie in die Enge zu treiben. Es war irritierend gewesen, im Senat zu sehen, wie ruhig und gefasst sie war, als sie von ihr verlangten, das Gesetz einzuhalten. Tristans Reaktion war etwas unterhaltsamer gewesen.
    Ah … doch es hatte eine Überraschung gegeben.
    Dieser treue Raufbold von ihr, jemand, der verhinderte, dass sie an Malaya herankam, um sie zu töten, hatte völlig unerwartet reagiert. Sie hatte gehört, wie er leise geflucht hatte, womit er ziemlich deutlich zum Ausdruck gebracht hatte, was er über Malayas Kapitulation vor der Tradition empfand. Acadians Spione hatten ebenfalls von einem heftigen Streit zwischen den beiden berichtet. Sie hatte das der unerwarteten Auszeit zugeschrieben, die er vor Kurzem plötzlich genommen hatte, was ein ziemlich verlockendes Bild von Zwietracht und reizenden Möglichkeiten entstehen ließ.
    Sie musste nur noch ein paar Nachforschungen anstellen und ein bisschen Geduld haben.
    Und darin war sie sehr, sehr gut.

4
    Tristan saß beim Abendessen, doch es war nicht zu übersehen, dass er keinen großen Appetit hatte. Wahrscheinlich weil er dazu verdammt war, allein zu essen, seit er bei Malaya verdientermaßen in Ungnade gefallen war. Es war nur so, dass er seine Schwester genauso gut kannte wie sich selbst und dass sie das beinahe zwanghafte Bedürfnis hatte, zu vergeben.
    Deshalb konnte er es nicht begreifen. Er konnte nicht begreifen, warum sie ihn so lange zappeln ließ. Zugegeben, er hatte es verdient, aber es passte einfach nicht zu ihr. Es beunruhigte ihn, dass der ausgeglichene, berechenbare Teil ihres Gespanns unvorhersehbar reagierte. Und er mochte es nicht, wenn sie nicht miteinander kommunizierten. Vor allem dann nicht, wenn gerade so viel auf dem Spiel stand. Er wollte, dass sie ihn nach seiner Meinung fragte, verdammt noch mal. Er wollte ihr Bruder sein und es wiedergutmachen, dass er so ein egoistischer, gedankenloser Idiot gewesen war.
    »Hat Trace gesagt, wann er wieder hier ist?«
    Außer ihm war nur Xenia im Raum, also wusste sie, dass er sie meinte. Seine schwer bewaffnete Leibwächterin, die schon als alles Mögliche bezeichnet worden war, von Amazone bis Riesin wegen ihrer Größe und ihres durchtrainierten Körpers, hob eine Schulter. Sie trug nur einen Pullover und einen kurzen Lederrock. Nicht eng, aber auch nicht ausgestellt. Er hatte an jeder Seite einen Schlitz, um Bewegungsfreiheit zu gewährleisten. Außerdem trug sie Stiefel, die bis zu den Schenkeln reichten, mit flachen Absätzen. Auch ohne die Waffen, die überall befestigt waren, und ohne ihre dominierende Größe wäre sie eine außergewöhnliche Erscheinung gewesen. Sie zog moderne Kleidung den traditionellen Röcken und Saris vor. Das trug ihr oft die Missbilligung der Älteren ein, doch Tristan und sie scherten sich nicht darum. Sie war gut in dem, was sie tat. Die Beste. Und nur das zählte.
    »Sehe ich aus wie deine Sekretärin?«, fragte sie, während sie mit ihrem Rhiung-Schwert gegen den Absatz schlug, um sich mit dem klangvollen Summen, welches das vibrierende Metall erzeugte, zu zerstreuen. Das Rhiung-Schwert war ihre Lieblingswaffe, doch es war die beunruhigende Menge an Wurfwaffen überall an ihrem Körper, die ihre größte Stärke war. Sie hatte sogar drei kleine Wurfmesser, die ihren langen schwarzen Zopf schmückten.
    »Das war nur eine Frage. Ich habe ihm gestern Abend nicht genau zugehört. Ich bin ein bisschen abgelenkt.«
    »Gut. Zumindest denkst du darüber nach, was du getan hast.«
    »Ich tue fast nichts anderes!«, schoss er zurück. »Es ist schon seltsam, dass ich eine komplexe, verborgen lebende Gemeinschaft tadellos anführen kann, nachdem ich diese Stadt habe erbauen lassen, damit sie in Sicherheit leben können, nachdem ich sie zum Bürgerkrieg angestachelt hatte, damit

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