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Sagan

Sagan

Titel: Sagan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacquelyn Frank
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habe.«
    »Da gibt es Mittel und Wege, Mylady. Oder hast du vergessen, wie wir uns kennengelernt haben?«
    »Nicht in hundert Jahren werde ich das vergessen.«
    »Ich auch nicht«, sagte er leise, und sein Blick wurde ganz weich. »Es war das Gutshaus in Swenton. Drei Stockwerke, und du in der Zimmerecke und die Fenster behelfsmäßig zugemauert. Es brauchte nur zehn Minuten, um ein Loch zu schlagen, durch das man hindurchkriechen konnte.« Er kam und setzte sich an den Platz, den sie ihm angeboten hatte, wobei er sie keine Sekunde aus den Augen ließ. »Ich bin in das Zimmer getreten, und du hast auf der Bettkante gesessen und auf mich gewartet, die Hände züchtig im Schoß gefaltet. Es war ganz offensichtlich, dass du mich erwartet hast, und ich wusste nicht, was ich von dir halten sollte.«
    »Du bist gekommen, um mich zu töten«, sagte Malaya, genau wie damals. »Es war das erste Mal, dass du mich Prinzessin genannt hast, und auch wenn es abfällig gemeint war, hast du es nicht so gesagt. Es war, als hättest du es dir auf halbem Weg anders überlegt.«
    »Wie sollte ich dir auch etwas tun? Du warst so wahnsinnig mutig, wie du da im Mondlicht gesessen hast, das durch das Fenster fiel, durch das ich hereingekommen war. In einem hellblauen Kleid, ganz gegen deine Gewohnheit. Es war, als hättest du es absichtlich getragen, um mir zu zeigen, dass du nicht vorgehabt hattest, in der Dunkelheit zu verschwinden.«
    »Hatte ich auch nicht. Ich hatte mir das gut überlegt. Meine Vision hatte mich auf dich vorbereitet.«
    »Du warst so jung, aber du hast so lebenserfahren gewirkt. Ich bin mit gezückter schwarzer Klinge auf dich zugegangen, und du hast nicht einmal gezuckt. Aber du hast mich die ganze Zeit angeschaut. Du warst schon damals ein schlaues Ding. Du hast mich angeschaut, als wolltest du dir mein Bild ins Gedächtnis brennen, und dann hast du gesagt …«
    »Ich vergebe dir. Und ich werde für dich beten.«
    »Oh Gott, das hat mich vielleicht wütend gemacht. Da hätte ich schon ahnen müssen, was noch kommen würde.«
    »Mmm. Du hast gesagt: ›Schon allein deswegen werde ich nicht schnell machen.‹«
    »Und dann hast du deine Haare zurückgestrichen … diese unglaublich schwarz glänzenden Locken …« Guin packte eine Locke und ließ sie durch seine Finger gleiten. »Du hast deinen Hals entblößt für mich. Sogar dein verdammtes Kinn hast du angehoben. Ich kann noch immer nicht beschreiben, was für eine Wirkung das auf mich hatte.«
    »Du hast mich am Hals gepackt und mich geschüttelt, als hätte ich den Verstand verloren. Und du wolltest wissen, was beim Licht mit mir nicht stimmt. Ob ich keinen Selbsterhaltungstrieb hätte?«
    »Und du hast gesagt: ›Doch‹.«
    »Aber du hättest mich nicht getötet.«
    Guin lächelte. »Du warst das seltsamste Geschöpf, dem ich je begegnet bin. Du wusstest, wann und warum ich kommen würde, aber du warst überzeugt, dass ich nicht tun würde, was man mir aufgetragen hatte. Ich konnte das nicht verstehen. Es war ungewöhnlich für mich, dass jemand, der so jung war, so selbstsicher und furchtlos sein konnte. Ich kannte grausame Männer, und jeder von ihnen hätte sich vor Angst in die Hose gemacht, wenn er gesehen hätte, dass ich hinter ihm her bin.
    Mein Fehler war«, fuhr er fort, »dass ich mit dir gesprochen habe. Aber du hast mich wütend gemacht, und ich wollte, dass du Angst hast.«
    »Ja. Du warst ziemlich einschüchternd. Ich hätte schon ahnen müssen, was noch kommen würde.« Malayas Augen funkelten boshaft.
    »Aber nichts hat dich aus der Ruhe gebracht. Und dann wurdest du auch noch neugierig. ›Warum bist du zum Auftragsmörder geworden? Wolltest du das von klein an? Wie viele Leute hast du getötet? Wer ist die bekannteste Person, die du getötet hast?‹« Er grinste. »Ich hätte dich beinahe getötet, nur damit du den Mund hältst.«
    »Und dann die entscheidende Frage …«
    »Ja. ›Würdest du mit deinem Leben nicht lieber Gutes anfangen?‹ Du hast gesagt,
Drenna
hätte dir …« Er hielt inne und wandte den Blick ab. Es fühlte sich noch immer so an, jedes Mal, wenn er sich daran erinnerte. »Woher wusstest du, was du sagen musst, du hast es mir nie erzählt, aber du hast gesagt ›
Drenna
hat gesagt, dass deine Mutter so enttäuscht sei, weil du kein guter und ehrenhafter Mann geworden bist.‹ Du hast es sogar genauso gesagt, wie sie es immer gesagt hat – ein guter und ehrenhafter Mann, im gleichen Tonfall … und Rhythmus. Das hat

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