Sagan
sie endlich erwachsen werden, und dann wirft man mir einen einzigen verdammten Fehler vor!«
»Da musst du durch,
M’itisume
. Du weißt, dass du es verdient hast. Du musst einfach abwarten, bis sie von selbst kommt. Und denk daran, dass sie noch ein paar andere Baustellen hat. Du eignest dich einfach nur gut zum Dampfablassen.«
»Ach ja …« Er blickte finster drein, während er sich durch das Haar fuhr. »Ich will meine Schwester wiederhaben. Und ich will, dass sie ihnen sagt, sie können sich dieses altmodische, frauenfeindliche Gesetz sonst wohin …«
»
K’yatsume
!«, übertönte Xenia seine Tirade laut. Wenn man vom Teufel spricht …
»Laya!«, rief Tristan überrascht aus, während er zusah, wie seine Schwester, gefolgt von Guin, den Raum betrat. Die Miene des Kriegers war wie immer völlig undurchdringlich. »Was führt euch her?« Er wusste, dass er überrascht klang, doch er konnte irgendwie nichts dagegen tun.
»Ich hatte eine ziemlich verstörende Vision, und wir müssen unbedingt darüber reden.«
»Ja, meine Liebe, und ich habe eine ziemlich verstörende Schwester, auch darüber müssen wir unbedingt reden.«
Angesichts der Retourkutsche blieb sie wie angewurzelt stehen, weshalb Guin beinahe in sie hineingerannt wäre. Malayas Leibwächter schloss die Außentür. Er war kein Dummkopf. Er sah einen Sturm aufziehen, der leicht zu einer Kampfansage führen konnte. Außer Schönheit und Intelligenz hatten die Zwillinge auch das gleiche Temperament geerbt.
»Du bist in Gefahr. Du brauchst mehr Leibwächter«, drängte Malaya.
»Nein. Auf keinen Fall. Ich habe jetzt schon kaum Privatsphäre.«
»Aber ich habe von Acadian geträumt! Ich habe geträumt, dass sie mich dazu bringen will, mein Leben für das eines anderen zu geben. Wer außer dir könnte damit gemeint sein?«
»Hast du ihr Gesicht gesehen?«
Malaya schnaubte frustriert. »Nein. Sonst hätte ich diese Verrückte längst festnehmen lassen, oder nicht?«
»Das könntest du nicht.«
Malaya wandte sich abrupt zu Guin um.
»Was soll das heißen? Natürlich könnte ich.«
»Nein,
K’yatsume
, das könntest du nicht. Offiziell hat Acadian kein Verbrechen begangen.«
»Kein Verbrechen? Und wie würdest du das nennen, was sie mit Trace gemacht hat?«
»Ein Kriegsverbrechen«, antwortete Tristan an seiner Stelle. »Wenn du dich erinnerst, war der einzige Weg, dieses Volk zusammenzuschweißen, sämtliche Kriegshandlungen zu vergeben und jedem eine weiße Weste zu verpassen. Sie kann für ihre Verbrechen an Trace nicht angeklagt werden.«
»Dann wegen Hochverrat! Aufwiegelung. Sie …« Malaya zögerte, während sie die beiden Männer abwechselnd anblickte. »Es muss einen Beweis dafür geben … irgendwo.«
»Das stimmt. Aber diesen Beweis müssen wir erst einmal finden. Und wir müssen sie finden. Ich bezweifle nicht, dass sie uns zu den Beweisen führt, wenn wir sie suchen. Sie hält sich für unangreifbar. Das wird sie zu Fall bringen.«
»Ich bete, dass du recht hast, Tristan«, sagte Malaya. »Aber dieser Traum war so furchtbar und so anschaulich. Du weißt, dass wir genau diese anschaulichen Träume beachten müssen! Bitte, ich flehe dich an, verstärke deinen Schutz.«
»Nein. Tut mir leid, aber das ist mein letztes Wort. Xenia hat sich bei mir beinahe schon so lange bewährt, wie Guin bei dir«, sagte Tristan. »Sie hat sich im offenen Kampf bewährt, und sie hat sich bewährt, als wir draußen im Feld zahlenmäßig eins gegen zehn unterlegen waren. Ich will nicht noch mehr Entourage, als ich schon habe! Ich brauche ein Leben. Ich brauche das bisschen Privatsphäre, das ich habe. Du verstehst das bestimmt am besten von allen. Lieber Gott! Wann hast du das letzte Mal allein ein Bad genommen? Erinnerst du dich überhaupt noch, wie das ist? Oder Sex ohne Publikum? Schon gut, für mich ist das nicht immer so schlimm …« Tristan grinste und duckte sich, als Xenia mit der Hand nach ihm schlug. »Aber du hättest sicher gern ein bisschen mehr Intimität, ohne dass Guin direkt daneben steht! Du sprichst davon, wir sollten die Sicherheitsvorkehrungen verschärfen, dabei hatte ich eigentlich gehofft, wir könnten sie ein wenig lockern.«
»Während Acadian frei herumläuft? Bist du verrückt?«
»Sie hat recht«, sagte Guin ruhig. »Es wäre leichtsinnig, wenn wir uns entspannt zurücklehnen würden, während Acadian es auf den Thron abgesehen hat. Ich weiß, dass die letzten zehn Jahre unter strengem höfischen Protokoll eine
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