Sagen aus Bayern
die Fürbitte seines bischöflichen Bruders auf die gute St. Moritz Pfarrei gekommen, so er durch den lichtscheinenden Glanz seiner Tugenden nicht wenig ehrte. Als er Pfarrer zu sein anhob, ist eine gar traurige Zeit im Bayerlande gewesen, sintemalen der alte Herr Ludwig im Barte von seinem unnatürlichen Sohne Ludwig dem Höcker im Schlosse zu Neuburg belagert, gefangen und letztlich auf des Markgrafen Albrecht Schloß nach Onolzbach gebracht wurde. Schon zwei Jahre darauf mußte Konrad Ulmer die Leiche Ludwig des Höckers, den der Tod nicht ohne gerechtes Zulassen Gottes so schnell ereilte, zu Grabe in die Pfarrkirche zur U. L. Sch. Frau begleiten. Im August des Jahres 1447 hielt er in seinem Gotteshause eine feierliche Leichenbesingnis für Herzog Ludwig im Barte, so als 81jähriger Greis aus Herzeleid im Schlosse zu Burghausen verblichen war. – Im Jahre 1430 wurde am 4. Mai in der Sakristei der Frauenkirche eine Kiste, so mit dem Siegel des Grafen von Oettingen verschlossen gewesen, eröffnet und darin überaus kostbare Reliquien gefunden, welche obgenannter Graf wahrscheinlichst aus dem heiligen Lande gebracht und diesem Gotteshause vermacht hatte. Zeugen sind die Prälaten von Thierhaupten, Donauwörth und Würzburg gewesen, item Bartline von der Leiter zu Bern. Selbige Heiltümer nun wurden im Jahre 1444 in Gegenwart beider Stadtpfarrer, nämlich unsers Konrad Ulmer und des Gabriel Klosen wieder in die Truhe zurückgetan und sorgfältig verschlossen. Ulmer hielt dann noch den feierlichen Gottesdienst für den zu Landshut abgeleibten Herzog Heinrich im Jahre 1450, huldigte mit allen seinen Amtsbrüdern dem neuen Herzog Ludwig dem Reichen, hat die Judenvertreibung, so gedachter Herzog wegen ihres Wuchers aus Ingolstadt und vierzig andern Städten des Landes befohlen hatte, mitangesehen, erlebte noch, daß im Jahre 1453 Ingolstadt der Titel einer Hauptstadt verliehen worden ist, nicht minder den Entschluß des Herzogs, allhier eine Universität zu errichten und die päpstliche Bulle vom Jahr 1459 mit der Erlaubnis hierzu. Die Errichtung selbst hat er aber nicht mehr erlebt, sintemalen er bereits im Jahre 1460 selig im Herrn entschlafen ist, den Ruf eines eifrigen Seelenhirten und heiligmäßigen Mannes bis auf diese Stunde zurücklassend. Er verehrte mit absonderlichem Vertrauen die allerseligste Jungfrau Maria und betete eifrig den hl. Rosenkranz. Wohl ist es wenig, was wir von dem frommen Priester wissen und aufgezeichnet finden, doch verspüret die Stadt jetzt noch nach Jahrhunderten den Segen seines heiligen Wirkens und die Kraft seiner mächtigen Fürbitte. Es geht nämlich die Sage und selbige ist durch vielfache Erfahrung bestätigt, daß um der Verdienste jenes heiligen Mannes willen in Ingolstadt nie mehr als ein Haus abbrenne. Auch soll derselbige durch Klopfen in seiner Gruft die baldige Entstehung eines Brandes anzeigen und darauf aufmerksam machen. Es gibt viele, so dieses Klopfen schon gehört haben wollen. Wie dem auch sei, dies ist gewiß, daß seit unfürdenklichen Zeiten selbiger Pfarrer, der klopft, für ein rechtes Wahrzeichen Ingolstadts gehalten worden ist.
Item haben wir ein solches an dem großen rötlichen Stein, so vor dem Hause des Herrn Lebzelters Berthold liegt. Ist früher an der Gottesacker Mauer, so vor Zeiten um die obere Pfarre gegangen, der Konviktkaserne gegenüber, gelegen. Mag vielleicht ein vom Baue der Frauenkirche übriggebliebener Stein gewesen sein, auf welchem den Arbeitern der verdiente Lohn ausbezahlt wurde, aus Ursach dessen selbiger Stein in seiner Mitte eine geringe Höhlung gehabt hat. Gerade das aber hat die Sage, so über diesen Stein geht, benützt, vorgebend, der »Gott sei bei uns« habe selbigen Stein zum Trutz des Baumeisters Konrad Gläzl über die Kirche geworfen und sei leibhaftig darauf gesessen. Gewiß ist, daß sich beim Wegbringen selbigen Steines an seine jetzige Stelle nur mit Mühe jemand gefunden hat, Hand anzulegen und einen Wagen zu dem Zwecke herzugeben, ein Beweis, wie tief obige Sage im Volke bereits eingewurzelt gewesen.
Wie Karl der Große geboren ward auf der Reismühle am Würmsee
Pipin wohnte eine Zeit lang auf der Burg zu Weihenstephan bei Freising. Nun gedachte er sich zu vermählen und schickte seinen Hofmeister, einen bösen Ritter, die Braut abzuholen. Da wurde der und sein ruchloses Weib mit einander eins, die fremde Prinzessin zu töten und statt derselben ihre eigene Tochter unterzuschieben, die jener sehr ähnlich sah. Der
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