Sagen aus Bayern
unter dem Baum ein, fand einen großen Schatz, der ihn reich machte und sein Traum wurde ihm bestätigt.
Agricola fügt hinzu: »Das hab ich oftmals von meinem lieben Vater gehört.« Es wird aber auch von andern Städten erzählt, wie von Lübeck (Kempen), wo einem Bäckerknecht träumt, er werde einen Schatz auf der Brücke finden. Als er oft darauf hin und hergeht, redet ihn ein Bettler an und fragt nach der Ursache, und sagt hernach, ihm habe geträumt, daß auf dem Kirchhof zu Möllen unter einer Linde (zu Dordrecht unter einem Strauche) ein Schatz liege, aber er wolle den Weg nicht daran wenden. Der Bäckerknecht antwortet: »Ja es träumt einem oft närrisch Ding, ich will mich meines Traums begeben und euch meinen Brückenschatz vermachen«; geht aber hin und hebt den Schatz unter der Linde.
Vom Mostgeistlein
Bei einem Bauern in Hafenlohr wohnte seit vielen Jahrzehnten ein Geistlein, das hinter dem Herd eine Ritze hatte, in der es schlief. Es war sehr scheu und ließ sich nur selten sehen. In den Nächten aber kam es aus seinem Schlupfwinkel hervor und schlich sich in den Keller. Dort trank es bis zum Morgen. Es war jedoch so klein, daß sein Trinken keinen Schaden machte.
Die Frau des Bauern war ein habsüchtiges Weib und neidete es dem Geistlein sehr, daß es vom Most trank. Eines Abends stellte sie heimlich eine Schüssel voll Wasser auf die Kellertreppe, so daß das Mostgeistlein hineinfiel und ertrank. – Seitdem gerät in diesem Keller kein Most mehr.
Vom wilden Gejäg mitgenommen
Zwischen Lengenfeld und Stoffen liegt eine wilde, weite Ödung auf einer hohen Ebene, darüber zieht das wilde Gejäg am wütendsten, verweilt am längsten. Darüber hin ging vor geraumer Zeit ein Mann aus Hofstetten, es dunkelte bereits, da vernahm er aus der Weite ein Heulen und Sausen, als wollte sich ein furchtbarer Sturm erheben. Wie er da stillstand und sich umsah, kam mittlerweile das wilde Gejäg ob seiner in den Lüften daher, und als er verstarrt vor Schrecken vergaß sich auf den Boden zu werfen, hob es ihn leicht auf ab der Erden und riß ihn im Zuge mit dahin. Sechs lange Wochen war der Mann der Erden entrückt, kein Mensch wußte wohin er gekommen, und die Seinigen waren in Kümmernis um ihn als einen Toten. Da auf einmal kam er zurück, er wußte selbst nit wie und wo, und war noch ganz tamisch in seinem Sinn. Es schwindelte ihm allweg, wenn er nur daran dachte und allen, die davon hörten, geschwindelte es mit. Der Mann lebt noch, verhält sich aber stets geruhig und still, hat zu nichts mehr weder Freud noch Leid, hat nur noch ein Kuchelleben. Ebenso werden in solchen Nächten Hunde, die ledig herumlaufen, mitgenommen, man weiß aber von keinem der wiedergekommen wär.
Von dem Böckler
Ein Dillinger, der aus Italien kommend wieder nach Deutschland reiste, fiel, als das Schiff auf welchem er sich befand, nur kurze Zeit den Hafen verlassen hatte, mit allen seinen Reisegefährten in die Hände mohammedanischer Seeräuber, die ihn auf dem Sklavenmarkte in Algier verkauften, an einen grausamen Herrn. Der Unglückliche wurde zur härtesten Arbeit angehalten, an schwere Ketten geschmiedet und mußte mit einem Trupp Leidensgefährten selbst bei brennender Sonnenhitze nur mit einigen Lumpen bedeckt, das Land bebauen. Es vergingen Jahre des Elends und endlich gab er jede Hoffnung auf, jemals wieder in sein geliebtes Vaterland zu kommen. Da fügte es sich, daß in Geschäften, in welchen hat die Sage nicht erwähnt, ein vornehmer Herr, der sich entweder lange in Dillingen aufgehalten oder vielleicht hier geboren war, nach Algier und zu dem Herrn des Sklaven kam. Durch Gottes Fügung kam er mit letzteren zusammen und erstaunte nicht wenig, als ihm dieser Deutschland, Dillingen als seine Heimat bezeichnete. »Um der teuern Stadt willen«, sprach der vornehme Herr, »wollte ich dich gerne loskaufen: doch gib mir einen Beweis, daß du wirklich ein Dillinger bist! Sag an, was hat die Uhr am mittlern Torturm für ein Zeichen?« – »Sonne, Mond und Sterne sind an ihr angebracht«, entgegnete hastig der Sklave, und erzählte dem fremden Herrn eine Menge Umstände, welche die Wahrheit seiner Heimatsangabe bekundeten. Um eine große Summe Geldes kaufte ihn nun der Herr vom Sklavenstande los und stattete ihn mit den Mitteln zur Heimreise aus. Er kam auch glücklich in seiner Vaterstadt Dillingen an, machte sich ansässig und wurde bald ein angesehener begüterter Mann. Zur Erinnerung an seine überstandenen Leiden und
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