Sagen aus Bayern
er denselben ganzen Karren, stellte die Häfen nebeneinander her und hob an zu fragen jeglichen Hafen: »Wes bist du?« Antwortete drauf selber »des Herzogs« und sprach dann: »Nun du mußt es bezahlen«, und zerschlug ihn. Welcher Hafen aber sagte, er wäre der Regenten, dem tat er nichts, sondern zog das Hütel vor ihm ab. Sagte nachmals: »So haben meine Regenten mit mir regiert.« Man nannt ihn nur den reichen Herzog; den Turm zu Burghausen füllte er mit Geld aus.
Hexen erkennen
Da muß man sich ein Stühlerl machen von neunerlei Holz: vier Beine, vier Keile und das Brett. In der Christmette muß man sich auf so ein Stühlerl knien. Zwei Kötztinger Burschen haben es probiert und sahen, daß die schönsten Bürgerstöchter des Marktes bei der Wandlung das Gesicht abwendeten. Danach haben die beiden Burschen mit ihren Stühlern dreimal um die Kirche laufen müssen, und die Kötztinger Kirche ist groß! Wie sie endlich zum Torbogen der Burg hinauswollten, haben sie die Hexen schon gehabt und so zerrauft und zerkratzt, daß ihnen das Blut heruntergelaufen ist. Mit Müh und Not konnten sie sich in ein Haus retten, sonst hätten die sie ›aufgearbeitet‹.
Im Backofen
Wenn man zwischen dem Erbig und dem Erbsenraine, zweien Bergen in der Nähe von Schweinheim, hinausgeht, kommt man in eine tellerförmige Vertiefung, welche jetzt »im Backofen« heißt.
Dort wohnte vor vielen Jahren ein Bäcker, der war kein ehrlicher Mann. In der teuern Zeit mischte er Sand unter das Mehl und betrog auch sonst die Leute, wo er konnte. Er ward reich, aber unrecht Gut gedeiht nicht. Als die Schweden kamen, ward sein Haus verbrannt, er verlor seine ganze Habe und starb als ein Bettler.
Viele Jahre vergingen, es dachte kein Mensch mehr an den bösen Bäcker. Da fuhr einmal ein Mann hinaus in das Feld, um seinen Acker zu zackern, der gerade an den Platz stieß, wo das Bäckershaus gestanden hatte. Der Mann war guten Muts und pfiff und sang. Wie er im besten Pflügen ist, hört er ein eifriges Schaffen und eine Stimme, die ruft: »Misch' das Brot, Frau, daß wir bald einschießen können« – und ähnliche Reden. Der Mann bleibt stehen und hört dem Treiben eine Weile zu, fürchtet sich aber nicht; er pflügt den Acker hinauf und hinunter, und als er wieder hinkommt, wo sich die Stimme hören läßt, ruft er fröhlich: »Na, backt mir auch einen schönen Kuchen! « Es ist freilich nur sein Spaß und er denkt nichts Arges dabei; als er aber mit seinem Pfluge wieder herunterkommt, liegt am Ende der Furche ein schöner Kuchen.
Jetzt wirds dem Mann doch unheimlich. Er fährt mit seinem Pfluge heim, nimmt aber unwillkürlich den Kuchen mit. Daheim erzählt er seiner Frau die Geschichte; es wird ihr ganz gruselig, allein der Kuchen riecht gar so gut und sie kann sich nicht enthalten, davon zu essen, und der Mann ißt mit. – Nach drei Tagen waren beide tot.
Johann von Passau
Doktor Martinus Luther erzählt: ein Edelmann hatte ein schön jung Weib gehabt, die war ihm gestorben, und auch begraben worden. Nicht lange darnach, da liegt der Herr und der Knecht in einer Kammer beieinander, da kommt des Nachts die verstorbene Frau und lehnet sich über des Herren Bette, gleich als redete sie mit ihm. Da nun der Knecht sah, daß solches zweimal nacheinander geschah, fraget er den Junkherrn, was es doch sei, daß alle Nacht ein Weibsbild in weißen Kleidern vor sein Bett komme, da saget er nein, er schlafe die ganze Nacht aus, und sehe nichts. Als es nun wieder Nacht ward, gibt der Junker auch acht drauf und wachet im Bette, da kommt die Frau wieder vor das Bett, der Junker fraget: wer sie sei und was sie wolle? Sie antwortet: sie sei seine Hausfrau. Er spricht: »Bist du doch gestorben und begraben!« Da antwortet sie: »Ja, ich habe deines Fluches halben und um deiner Sünden willen sterben müssen, willst du mich aber wieder zu dir haben, so will ich wieder deine Hausfrau. werden.« Er spricht: »Ja, wenns nur sein könnte«; aber sie bedingt aus und vermahnet ihn, er müsse nicht fluchen, wie er denn einen sonderlichen Fluch an ihm gehabt hatte, denn sonst würde sie bald wieder sterben; dieses sagt ihr der Mann zu, da blieb die verstorbene Frau bei ihm, regierte im Haus, schlief bei ihm, aß und trank mit ihm und zeugete Kinder.
Nun begibt sich's, daß einmal der Edelmann Gäste kriegt und nach gehaltener Mahlzeit auf den Abend das Weib einen Pfefferkuchen zum Obst aus einem Kasten holen soll und bleibet lange außen. Da wird der Mann
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