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Sagen aus Niederösterreich

Sagen aus Niederösterreich

Titel: Sagen aus Niederösterreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Jüngling gekommen war. Aber am nächsten Sonnwendtag fanden Landleute seinen Leichnam dort, wo vormals der kleine Felsvorsprung gewesen, der nun gänzlich verschwunden war. Das Tal aber blieb lieblich und anmutig bis auf den heutigen Tag.

Das Zwergenloch bei Hundsheim
    In einem ärmlichen Häuschen in Hundsheim lebte einst ein alter Mann mit seiner Enkeltochter. Eines Tages begegnete das Mädchen beim Schwämmesuchen auf dem Hexenberg einer Schar kleiner Männchen, den Bewohnern des Höhlenreiches im Hexenberg. Die Zwerge luden das Mädchen ein, zu ihnen in den Berg mitzukommen, und versprachen ihr reiche Schätze an Silber und Gold. Sie aber weigerte sich standhaft mitzugehen und eilte nach Hause, wo sie dem Großvater ihr Erlebnis erzählte. Der Alte lobte ihre Klugheit und warnte sie eindringlich vor den Zwergen.
    Als die Jungfrau im nächsten Jahr wieder einmal auf den Berg gegangen war, traf sie abermals die Zwerge, die ihr diesmal außer Gold auch kostbare Edelsteine, soviel sie nur wolle, prächtige Kleider und ein herrliches, lustiges Leben versprachen. Das war nun des Guten zuviel und ließ das Mädchen seine guten Vorsätze und die Warnungen des Großvaters vergessen. Ohne sich viel zu denken, folgte sie den Zwergen in den Berg. Wie erstaunt sie war, als sie die Pracht in den unterirdischen Gängen und Sälen sah! Von allen Wänden glitzerten funkelnde Edelsteine, in den herrlichen Zaubergärten, die sie durchschritten, prangten die zierlichsten Blumen, aus Diamanten, Rubinen und Smaragden zusammengesetzt. Sie konnte sich nicht satt sehen an all diesen Herrlichkeiten, vergaß ganz auf Oberwelt, Großvater und Freundinnen und blieb im Reich der Zwerge.
    Der so plötzlich einsam gewordene alte Mann war untröstlich über den Verlust seiner geliebten Enkeltochter. Er war fest überzeugt, daß sie den Lockungen der Zwerge erlegen sei, und ging oft zum dunklen Eingang des Zwergenreiches auf dem Berg, um die Wächter zu bitten, ihm seine Enkelin wieder herauszugeben. Aber diese wollten nichts davon wissen und drohten ihm mit dem Tod, wenn er versuchen sollte, in ihr Reich einzudringen.
    Ein Jahr hielt sich die Jungfrau schon im Berg auf. Da geschah es einmal, daß sie bei ihren Wanderungen durch die prächtigen unterirdischen Räume in die Nähe des Höhleneinganges kam, wo mehrere bewaffnete Zwerge Wache hielten. Plötzlich sah sie überrascht ein Stück des blauen Himmels in das Dunkel der Höhle hereinleuchten und wurde von tiefer Sehnsucht ergriffen, den lieben Großvater wiederzusehen und auf Erden unter den Menschen zu leben. Sie wollte ins Freie eilen, aber die Wächter hielten sie mit Gewalt zurück und schleppten sie trotz allen Sträubens in das Innere des Berges hinein. Gerade zu dieser Zeit kam der Großvater zum Zwergenschloß, hörte die Hilferufe und erkannte die Stimme seiner Enkeltochter.
    Flehend bat er die Zwerge, sie möchten sein Kind doch wenigstens für einen Tag auf die Oberwelt zurückkehren lassen. Die Tränen rannen dem alten Mann dabei über die Wangen. Aber die Zwerge blieben hart und unerbittlich und wiesen den Alten vom Eingang fort.
    Da wurde der Alte von bitterem Schmerz und wilden Zorn überwältigt und stieß eine grimmige Verwünschung gegen die Zwerge und ihr prächtiges Reich aus. Und der Himmel erhörte seinen Fluch und ließ ihn sogleich in Erfüllung gehen. Die Erde erbebte, aus dem Schoß des Berges erklang ein furchtbares Brausen, die Säle des unterirdischen Palastes stürzten zusammen und begruben die Kobolde, mit ihnen aber auch das arme gefangene Menschenkind.
    Wo früher die prunkvollen Räume des herrlichen Bergschlosses in hellem Glanz erstrahlten, liegen heute die düsteren, wilden Kalksteinhöhlen des Zwergenlochs.

Der Grundstein des Vaterhauses in Mödling
Im dichten Wald am Fuß des hohen Anninger saß einst ein blondgelockter junger Mann. Das Werkzeug, daß zu seinen Füßen lag, verriet, daß er ein Holzfäller war, obwohl die Blässe der Wangen diesem Beruf zu widersprechen schien; denn die Arbeit in Gottes freier Natur pflegt sonst das Antlitz zu bräunen. Aber Konrad, so hieß der Jüngling, hatte an einem schweren Kummer zu tragen. Er liebte die Tochter seines Brotherrn, des reichen Mödlinger Müllers Ottfried, und wußte sich von dem Mädchen wiedergeliebt. Doch der Müller verlangte, daß sein künftiger Schwiegersohn mindestens ein Haus haben müsse, um seiner Tochter Gertrud würdig zu sein, und daß konnte Konrad dem Mädchen nicht bieten; denn

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