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Sagen aus Niederösterreich

Sagen aus Niederösterreich

Titel: Sagen aus Niederösterreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Erlösung harrenden Sünder. Unter den Fischen ist einer auffallend groß und merkwürdig gestaltet. Er hält sich schon über tausend Jahre in den dunklen Fluten des Sees auf. Es ist Pilatus, der den Herrn ungerecht verurteilt hat und deshalb in diesen See gebannt wurde, wo er stumm bis zum jüngsten Tag verweilen muß, um das unschuldige Blut abzuwaschen, das an seinen Händen klebt. Der See wird nach ihm der »Pilatussee« genannt.
    Besonderen Anlaß zur Sagenbildung gaben die zahlreichen Höhlen, die zum Teil tief in das Innere des Berges führen. Besonders das Wetterloch, das Taubenloch und das Geldloch kehren in der Sage immer wieder.
    Das größte Wetterloch – denn es gibt ihrer mehrere – befindet sich an der Westseite des Ötschers. Wirft man bei klarem Wetter einen Stein in die Höhle, so ziehen alsbald Wolken herauf, und ein heilloses Unwetter bricht los. So rächen sich die Berggeister, die in ihrer Ruhe gestört wurden.
    Das Taubenloch hat seinen Namen von den vielen drinnen nistenden Bergdohlen. Es sind dies aber in Wahrheit gar keine Vögel, sondern die Seelen großer Sünder, Geizhälse und Wucherer, die zur Strafe für ihre Schandtaten im Leben nach dem Tod auf den Ötscher verbannt wurden und nun hier ohne Rast und Ruh in schwarzer Vogelgestalt umherirren müssen.
    Im Geldloch aber sollen seit Jahrhunderten ungeheure Schätze verborgen sein. Und das kam so: In den Tagen Karls des Großen lebte in Mautern eine reiche Witwe namens Gula, Als die Avaren sengend und brennend das Donautal heraufzogen, flüchtete die Frau mit ihrem kleinen Söhnlein Änother samt all ihren Schätzen auf schnellen Pferden ins Gebirge und verbarg sich in den Höhlen des Ötschers. Im Taubenloch nahm sie ihre Wohnung, im Geldloch stapelte sie ihre unermeßlichen goldenen und silbernen Schätze auf. Hier verbrachte die Witwe ungefährdet ihre Tage, während ihr Söhnlein in der reinen Gebirgsluft zu einem Riesen heranwuchs.
    Er wurde der zaubermächtige Behüter des Berges, zeigte sich in wechselnder Gestalt bald hier, bald dort und vertrieb manchen drohenden Geisterspuk von seinen Hängen. Als der Grenzgraf Grimwald einen Feldzug gegen die Avaren unternahm, schloß sich ihm der Riese Änother an und vollbrachte tapfere Taten. Nach der Vernichtung der Avaren wurde Änother der Stammvater eines starken Geschlechtes. seine Mutter Gula aber blieb bis zu ihrem Tod im Taubenloch, und da ihr Sohn die verborgenen Schätze nicht berührte, liegen sie noch heute im Geldloch begraben.
    Die Kunde von den im Ötscher aufgehäuften Schätzen überdauerte die Jahrhunderte und lockte alljährlich viele Schatzsucher an, die namentlich aus Welschland kamen. Sie stiegen in das Geldloch ein und zogen nach einigen Tagen, mit schweren Säcken bepackt, wieder in ihre Heimat zurück. Sie sollen die gefundenen Schätze sogar auf Eseln, die unsichtbar waren, die man aber an ihrem Getrippel als solche erkannte, weggeschaft haben.

Der Rattenfänger von Korneuburg
    In alter Zeit, als noch viele Plagen, die heutzutage leicht beseitigt werden können, den Menschen arges Kopfzerbrechen verursachten, war die Stadt Korneuburg von so vielen Ratten heimgesucht, daß die Bevölkerung fast verzweifeln wollte. Nicht nur in allen Winkeln und Ecken wimmelte es von Ratten, auf offener Straße liefen sie frech umher, in Wohnungen und Zimmern hielten sie sich auf, nichts war sicher vor ihnen. Zog jemand eine Lade heraus, hüpfte ihm eine Ratte entgegen, legte er sich zu Bett, begann es im Stroh zu rascheln, setzte er sich zu Tisch, waren die Ratten ungebetene Gäste und sprangen sogar ohne Scheu selbst auf den Tisch hinauf. Alle Versuche, die häßlichen Tiere loszuwerden, waren vergebens. Da setzte sich der weise Rat der Stadt zusammen und beschloß, einen hohen Preis für den auszusetzen, der die Stadt für immer von den unheimlichen Nagern befreie. Dies wurde denn auch öffentlich kundgemacht.
    Einige Zeit verging, da erschien eines Tages ein fremder Mann beim Bürgermeister der Stadt und fragte, ob es mit der ausgesetzten Belohnung seine Richtigkeit habe. Als man ihm versicherte, daß es sich wirklich so verhalte, erklärte der Fremde, er wollte mittels seiner Kunst alle Tiere aus ihren Löchern und Verstecken hervorlocken und in die Donau verbannen, worüber die Stadtväter sehr erfreut waren.
    Sogleich begab sich der Mann vor das Rathaus und zog aus einer dunklen ledernen Tasche, die ihm über die Schulter hing, ein schwarzes Pfeiflein hervor. Es waren keine

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