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Sagen aus Niederösterreich

Sagen aus Niederösterreich

Titel: Sagen aus Niederösterreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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seiner Frau ein großes Vermögen. Eines Tages ging die stolze Bürgerin in Gesellschaft anderer Frauen zum Neutor hinaus. Auf der Brücke des Stadtgrabens blieb sie stehen und wähnte sich in ihrem Übermute so reich, daß sie nicht verarmen könnte. Eine Frau aber meinte dazu, daß es keinem Menschen beschieden sei, zu wissen, welches Ende er haben werde; sie solle daher nicht ein so sündhaftes Gespräch führen. Die stolze Frau wies die Warnung höhnend zurück, zog einen goldenen Ring vom Finger und sagte, indem sie ihn in das Wasser des Stadtgrabens warf: »So wenig ich diesen Ring je wiedersehen werde, ebensowenig werde ich je verarmen.«
    Einige Tage darauf brachte ein Fischer der reichen Bürgerin einen prächtigen Fisch. Als ihre Köchin ihn aufschnitt, spießte sich an das Messer ein goldener Ring, den sie voll Erstaunen ihrer Herrin zeigte. Frau Pachner erkannte ihren Ring und gedachte des übermütigen Geredes vom ewigen Reichtum. Es dauerte auch nicht lange, so erlitt die Frau einen Verlust nach dem andern und verarmte schließlich derart, daß sie in ihren alten Tagen genötigt war, um Aufnahme in das Bürgerspital zu bitten, wo sie als die ärmste Frau der Stadt verstarb.

Der Sägefeiler und der Teufel auf der Ruine Dürnstein
Es war zu der Zeit, da die Ritter abkamen und die Burgen langsam zerbröckelten. Auch das Schloß Dürnstein stand, von den Menschen verlassen, verfallen auf seiner Felsenzinne und blickte mit öden Fensterhöhlen traurig auf den Donaustrom zu seinen Füßen hinab. Des Nachts aber, so erzählten die Leute, wurde es lebendig hinter den rissigen Mauern, man glaubte, Getöse und Hundegebell zu vernehmen, und allerlei Geistererscheinungen, ja der Teufel selbst, sollen sich in der Burg gezeigt haben.
    Da kam eines Abends ein wandernder Sägefeiler nach Dürnstein und wollte ein Nachtlager haben. Doch in keinem Wirtshaus war eine Unterkunft frei, und da der Mann ein wenig schäbig und abgerissen aussah, wie es sein Beruf mit sich brachte, fand er auch sonst nirgends Aufnahme. Schließlich riet ihm ein behäbiger Bürger, er möge doch in das verlassene Schloß hinaufgehen, dort gebe es Räume genug, vielleicht finde er sogar noch seidene Betten. Freilich sei es ein wenig gruselig oben, man höre von mancherlei nächtlichem Spuk, der im Schloß umgehen solle.
    »Wenn's sonst nichts ist«, meinte der Sägefeiler, »so soll's mich nicht verdrießen«, schwang seinen Schraubstock auf die Schulter und stieg langsam zur Höhe empor, auf der die Burg stand. Unterwegs begegnete ihm ein alter Mann, der vom Berg herabkam und ihn fragte: »Wohin, guter Freund, so spät am Abend?«
    »Ich muß ins Schloß hinauf übernachten, weil im Ort kein Platz für mich ist«, entgegnete der Sägefeiler.
    »Da oben aber«, gab der Alte zur Antwort, »wirst du die ganze Nacht keine Ruhe finden, weil der Teufel im Schloß drinnen haust.«
    Aber der Sägefeiler meinte gelassen: »Er wird mich nicht gleich fressen«, setzte getrost seinen Weg fort und fand richtig in der Burg eine gute Schlafstelle, wo er sich ausstrecken und müde, wie er war, sogleich in tiefen Schlaf sank. Um Mitternacht schreckte ihn ein grimmiges Hundegebell aus seiner Ruhe auf, ein Tosen und Lärmen begann und wurde immer ärger, daß er nicht mehr einschlafen konnte. So setzt er sich im Bett auf und fing zum Zeitvertreib an ein paar Nüsse aufzuknacken, die er in einer Tasche seiner Joppe bei sich trug.
    Wie er im besten Aufbeißen war, stand auf einmal ein kohlrabenschwarzer Teufel vor ihm und schrie ihn grimmig an: »Du Lump, was treibst du denn da?«
    »Nüsse essen«, meinte seelenruhig der Sägefeiler.
    »Gib mir auch ein paar!« rief der Teufel und hielt die Hand hin.
    Da griff der Mann in die andere Tasche und gab dem Höllensohn einige glatte Kieselsteine, die er auf dem Weg aufgelesen hatte. Gierig griff der Teufel zu und steckte gleich eines der runden Dinger ins Maul. Wie er aber so nach Herzenslust hineinbiß, da krachten seine Zähne, und Funken sprühten aus dem breiten Mund. Er konnte keinen Kern aus der vermeintlichen Nuß herausbringen.
    »Zum Donner«, schrie er wütend, »was ist das nur, ich kann die Nuß nicht aufknacken. Wieso bringst du das zustande?«
    »Ja«, lächelte der Mann und biß mit Leichtigkeit wieder eine Nuß auf, »weißt du, ich bin Zahnfeiler und habe meine Zähne so scharf gefeilt, daß es mir keine sonderliche Mühe macht, so eine Nuß aufzubeißen. Wenn du willst, kann ich dir deine Zähne auch

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