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Sagen aus Niederösterreich

Sagen aus Niederösterreich

Titel: Sagen aus Niederösterreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Wald doch wenigstens an diesem Tage ihren Frieden! Erlege das Tier nicht an dieser gottgeweihten Stelle, sondern ziehe friedlich von dannen!«
    So sprach der gottesfürchtige Einsiedler. Aber die hartherzige Jägerin verlachte die Worte des Einsiedlers, spannte den Bogen und sandte dem erschöpft daliegenden Tier den scharfen Pfeil in das Herz. Entrüstet über diese rohe Tat an heiliger Stätte, erhob der Alte drohend den Arm und rief mit beschwörender Stimme: »Wehe dir, verwegenes Weib! Du hast durch deine frevelhafte Tat das Kreuz geschändet, an dessen Stamm das arme Tier Zuflucht gesucht hat. Du sollst dafür verdammt sein, ewig als Geist umherzuirren, keine Ruhe mehr zu finden und in diesen Wäldern hier bis an das Ende der Zeiten zu jagen.«
    Entsetzen erfaßte die junge Schloßherrin über diesen schrecklichen Fluch. Sie wandte ihr Pferd und jagte davon, um ihr Gefolge wieder zu erreichen. Aber sie fand sich in dem weiten, dichtbewachsenen Gebiet nicht mehr zurecht Bis zum späten Abend irrte sie in den Wäldern umher, sie vermochte keinen Ausweg aus dem Irrwald zu finden, erblickte keine Menschenseele und verfiel allmählich in tödliche Angst. Schon war es dunkel, unheimlich erklang der Ruf nächtlicher Vögel. Nun stieg die Gräfin vom Pferd, sank reumütig in die Knie und flehte zum Himmel um Verzeihung und Hilfe. Da drang aus weiter Ferne der leise Ton einer Glocke an ihr Ohr. Es war die Glocke vom Turm zu Fischamend, die zu so später Stunde den Abendsegen läutete.
    Freudig folgte sie dem Klang des Glöckleins und gelangte schließlich erschöpft in den Ort Fischamend. Mit Tränen in den Augen warf sie sich vor dem Holzkreuz nieder, das an der Mauer des Turmes stand, und dankte dem Herrn aus ganzem Herzen, daß er sie auf so wunderbare Weise aus dem nächtlichen Dunkel hierhergeführt hatte. Als die Gräfin erfuhr, daß die Glocke von selber ertönt sei und der Himmel offenkundig ein Wunder gewirkt habe, gelobte sie, von nun an täglich um die gleiche späte Abendstunde das Glöcklein läuten zu lassen, damit auch weiterhin Wanderer, die sich im Wald verirrt hätten, den Weg hierher finden könnten. Von dieser Zeit an wurde die Glocke von Fischamend täglich um diese Stunde geläutet.
    Der Fluch des Einsiedlers aber ging nach dem Tod der Gräfin trotzdem in Erfüllung. Sobald es zu dunkeln beginnt, fährt die Geistergräfin mit ihrer Meute gleich der Wilden Jagd tosend über Felder, Auen und Wälder. Wenn dann der Klang des Glöckleins vom Turm zu Fischamend anhebt, sich über die Gefilde zu schwingen, zieht die gespenstische Gräfin dem klagenden Ton nach, um zuletzt in den Auen zu verschwinden. Ist dies geschehen, so verändert das Abendglöcklein seine Stimme und verklingt mit hellem, freudigem Ton in der ruhigen Nacht.

Die Geisterschiffe
    In schöner Nacht fuhr vor Zeiten ein alter Fischer von Melk in seiner Zille die Donau hinab und nickte bei der ruhigen Fahrt sogar ein. Plötzlich weckte ihn ein heftiger Sturmwind, rasch ruderte er zu einer Insel und setzte sich unter eine starke Weide, da ein großes Gewitter heranzuziehen schien. Dieses blieb aber aus, doch der Sturm wurde trotzdem immer ärger. Auf einmal gewahrte der Greis gegen Aggsbach zu auf dem Wasser ein ungeheures Schiff, das fast bis zum Himmel emporreichte. Heller Lichtschein leuchtete aus seinen Luken, und aus den Spitzen der Mastbäume sprangen grelle Blitze in die dunkle Nacht. Hinter diesem Fahrzeuge sah der höchst erstaunte Fischer eine ganze Reihe anderer folgen, die anscheinend noch größer waren. Sie kamen mit unheimlicher Schnelle stromaufwärts gefahren, Blitze und Donner dröhnten unaufhörlich. Wild schäumten die Wellen auf, so daß sich der Alte auf der Insel schon für verloren hielt. Wüster Lärm tönte ihm von den Schiffen selbst entgegen, welche unter furchtbarem Getöse an ihm vorbei sausten. Als das letzte Fahrzeug kam, erfolgte ein schauerlicher Krach, und hell loderte ein Baum neben dem Fischer empor. Vom Feuer geblendet, stieß dieser einen Schrei aus und fiel leblos zu Boden. Als er wieder aus seiner Betäubung erwacht war, sah er vor Melk das Wasser furchtbar aufwirbeln, ein schrecklicher Abgrund öffnete sich im Strome, der den ganzen gespensterhaften Schiffszug verschlang. Darauf legte sich der Sturm, und auf der Donau wurde es wieder still und ruhig. Der Fischer wagte aber erst am Morgen die Heimkehr. Der erlittene Schreck hat den Armen so mitgenommen, daß er bald darauf starb.
    Von einem

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