Sagen aus Oberösterreich
Christina sagte den Eltern, sie lebe glücklich und zufrieden mit dem Riesen und ihren Kindern und sie wolle nicht mehr zurück.
Christina ging mit ihren Riesenkindern fort und nie mehr hörte man wieder etwas von ihr.
Niemand weiß, was mit dem Riesengeschlecht geschehen ist, die Geschichte wurde auch vergessen und schließlich erzählte man davon nur noch in den Spinnstuben an den langen Winterabenden.
Der Riesenhans im Mühlviertel
Aus einer Riesenfamilie stammte der Riesenhans, der im oberen Mühlviertel lebte. Mit siebzehn Jahren verdingte er sich bei einem Bauern als Pferdeknecht, und der Bauer glaubte, mit dem ungeschlachten, riesigen Burschen einen guten Fang getan zu haben. Aber schon beim ersten Frühstück verging ihm die Freude an dem neuen Knecht; denn dem hungrigen Riesen konnte die Schüssel nicht oft genug mit Suppe gefüllt werden, dazu aß er zwei mächtige Brotlaibe auf. Nachher nahm ihn der Bauer zum Holzfällen in den Wald mit. Er bezeichnete die Bäume, die gefällt werden sollten, und wollte sodann darangehen, sie mit Hilfe seines Begleiters umzuschneiden. Aber dem eifrigen Knecht mochte dieses Verfahren als zu zeitraubend erschienen sein; er machte es viel einfacher, riß die Bäume mit der Wurzel aus und warf sie auf einen Haufen zusammen. Da wandelte den Bauern das Grauen an.
Beim Mittagessen hatte die Bäuerin schon mit dem tüchtigen Hunger der Holzfäller und auch mit dem Appetit des riesigen Knechtes gerechnet und in doppelter Menge angerichtet. Aber Hans war mit Fleisch und Knödel so rasch fertig, daß die Bäuerin nochmals auftragen mußte und bald entsetzt in die leeren Töpfe starrte. Nun begann der Bauer sich vor seinem Knecht zu fürchten und hätte ihn am liebsten aus dem Hause gejagt. Allein er getraute sich nicht, dem starken Burschen zu sagen, er möge sein Bündel schnüren und sich einen andern Dienstposten suchen; daher wollte er ihn ums Leben bringen. Am Nachmittag befahl er dem Knecht, am Hang eine tiefe Grube auszuheben. Hans fragte nicht warum und wozu, sondern machte sich gleich mit Fleiß und Eifer ans Werk. Als er schon drei Meter tief gekommen war, wälzte der Bauer große Steinblöcke herbei und ließ sie in die Grube rollen, um den unerwünschten Knecht zu erschlagen. Hans aber rief, der Bauer solle mehr achtgeben und nicht so viel Sand in die Grube rieseln lassen, denn das hindere ihn zu sehr. Der Bauer, der den Riesen schon für erledigt hielt, erschrak und meinte kläglich, es werde nicht wieder vorkommen. Er sah keine Möglichkeit mehr, den Riesen zu beseitigen, und gab jeden Versuch auf, sich seines Knechtes auf mörderische Weise zu entledigen.
Ob es dem Bauern schließlich doch gelungen ist, ihn loszuwerden, weiß niemand mehr zu sagen.
Der Schloßherr zu Prinzersstein
Überall im Mühlviertel erzählt man sich zur Warnung vor der Hartherzigkeit die Sage vom bösen Schloßherrn zu Prinzersstein. Er war mit dem Gottseibeiuns auf besserem Fuße als mit dem Herrgott. Mancher Fluch seiner unterdrückten und geknechteten Untertanen folgte ihm, und sein gottfürchtiges Weib, über das er seine schwere Ehegeißel schwang, brachte er durch die vielen Tränen, die es weinte, in jungen Jahren so weit, daß es frühzeitig von der Erde ging. Das aber belastete das Gewsssen des Schloßherrn nicht sonderlich, er trieb es weiter wie immer und lebte flott und böse weiter.
Der Böse aber hatte seine Freude an ihm, und als es mit dem gnädigen Herrn zum Sterben kam, rnachte er seine Rechte geltend. Da der Schloßherr nicht freiwillig mitging, wie vereinbart, so fuhr der Böse, der in höchst eigener Person erschienen war, mit Leib und Seele des Sterbenden durch die mächtige Mauer des Zimmers in die Lüfte – in das unterirdische Reich. Ein Loch in der Mauer zeugt davon.
Niemand konnte den Leib des Dahingegangenen finden.
Der neue Besitzer ließ das Loch in der Wand zumauern. Am Jahrestag aber des Todes des Wüterichs brach unter Getöse das frische Mauerwerk aus und das Loch, durch das der Höllenfürst mit seiner Beute gesaust war, war wieder offen. Und das wiederholte sich Jahr für Jahr, bis das Schloß immer rnehr gemieden wurde und schließlich völlig unbewohnt blieb, so daß es verfiel und zur Ruine wurde. In ihr wird heute noch das Teufelsloch gezeigt.
Der Schusterstein bei Grein
Vor vielen hundert Jahren lebte in Grein ein Schustermeister, der zwar sehr viel Schuhe zum Sohlen und Flicken, aber wenig Lust zur Arbeit und zum Stillsitzen in seiner
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