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Sagen des klassischen Altertums

Sagen des klassischen Altertums

Titel: Sagen des klassischen Altertums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gustav Schwab
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schwarze Blut nachquellen sah, und Apollo hub ihn auf und kehrte mit ihm, verhüllt in die Wolke, zum Olympos zurück. Hier trat er aus dem Nebel hervor und mischte sich wieder unter die andern Olympier. Ihn bemerkte Hera, die Freundin der Griechen, und mit bitterem Unmute fing sie an ihn zu schelten: »Du hast eine verderbliche Tat getan, Phöbos! Hast du doch an der Hochzeit des Peleus mit geschmaust und mit gesungen, wie die andern Götter, und, dem Peleus zutrinkend, ihm Nachkommen gewünscht. Und dennoch hast du die Trojaner begünstigt und ihm endlich den einzigen Sohn getötet! Das hast du aus Neid getan.
    Törichter, mit welchem Blicke willst du künftig die Tochter des Nereus ansehen?«
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    Gustav Schwab – Sagen des klassischen Altertums
    Apollo schwieg und setzte sich seitwärts von den Göttern, den Blick zu Boden gesenkt. Die einen von den Olympiern zürnten, die andern dankten ihm im Herzen. Dem Achill aber kochte das dunkle Blut in den unbändigen Gliedern noch immer von Kampflust, und kein Trojaner wagte es, dem Verwundeten zu nahen.
    Noch einmal erhub er sich mit einem Sprunge vom Boden, stürzte, den Speer schwingend, unter die Feinde, und traf damit den Freund seines alten Gegners Hektor, Orythaon, an die Schläfe, daß die Spitze diesem ins Gehirn drang. Dann stieß er dem Hipponoos den Speer ins Auge, durchbohrte dem Alkathoos die Wange und raubte noch vielen Fliehenden das Leben. Jetzt aber wurden seine Glieder kalt; er mußte stillehalten und sich auf die Lanze stützen. Die Trojaner flohen noch immer vor ihm und seiner Stimme, denn er donnerte den Fliehenden nach: »Laufet nur davon; auch nach meinem Tode werdet ihr meinem Speere nicht entgehen, sondern meine Rachegötter werden Strafe an euch nehmen!« Sie flohen zitternd, denn sie glaubten, er sei noch unverwundet. Ihm aber erstarrten die Glieder, und er sank hin unter die andern Toten, daß die Erde dröhnte und seine Waffenrüstung einen dumpfen Klang von sich gab.
    Zuerst wurde seinen Fall Paris gewahr, sein Todfeind. Mit einem lauten Freudenschrei ermahnte er die Trojaner, sich der Leiche zu bemächtigen, und nun versammelten sich eine Menge Streiter um den Toten, die früher seine Lanze gemieden oder erfahren hatten. Aber der Held Ajax umkreiste die Leiche und verscheuchte mit hoch emporgehaltenem Speer alle Feinde, die sich nahten, und wenn sich einer zum Kampfe mit ihm herbeiwagte, so empfing er den Todesstoß. Endlich beschränkte sich Ajax nicht mehr auf den Verteidigungskampf, sondern brach los gegen die Trojaner und richtete ein gräßliches Blutbad unter ihnen an. Hier fiel auch der Lykier Glaukos, und der edle Trojanerheld Äneas ward verwundet. An des Ajax Seite kämpften Odysseus und andere Danaer; doch leisteten die Trojaner immer noch hartnäckigen Widerstand, ja Paris wagte es, mit dem Speere plötzlich auf Ajax zu zielen. Dieser aber nahm den Augenblick wahr, ergriff einen Feldstein und zerschmetterte ihm damit den Helm, daß er in den Staub sank und die Pfeile aus seinem Köcher sich hier- und dorthin zerstreuten. Kaum hatten seine Freunde Zeit, den schwach Atmenden auf den Wagen zu heben und mit Hektors Rossen nach Troja zurückzuführen. Als nun Ajax die Trojaner alle in die Stadt zurückgescheucht hatte, eilte er über Leichen, Blut und Rüstungen zurück. Haufen Erschlagener deckten weithin das Feld, von Trojas Mauern bis zur Küste des rauschenden Hellesponts.
    Derweil hatten die Könige den Leichnam des Achill vom Schlachtfelde zu den Schiffe getragen und umringten ihn in grenzenlosem Schmerze. Und am lautesten tönte jetzt die Klage des herzugekommenen Ajax, welcher in dem hinweggerafften Helden den teuren Sohn eines Oheims bejammerte. Auch der greise Fürst Phönix ergoß sich in die bittersten Klagen, indem er den riesigen Leib des gewaltigen Peliden umschlungen hielt. Er gedachte des Tages, da Peleus, der Vater des gefallenen Helden, ihm das Kind ans Herz legte und die Erziehung desselben ihm übertrug; auch des Tages, da sein Zögling sich mit ihm aufmachte, gen Troja zu ziehen. Und nun mußten Vater und Erzieher das Kind überleben!
    Auch die Atriden beweinten ihn und alle Griechen; unaufhörlich stieg Klagegeschrei zum Himmel auf und tönte dumpf von den Schiffen wider.
    Endlich macht der greise Nestor, seines eigenen Sohnes gedenkend, den Klagen ein Ende, indem er sie daran erinnerte, den Leichnam des Helden zu waschen, aufs Lager zu legen und ihm darin die letzte Ehre der Toten zu erweisen. Dies geschah;

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