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Sagen und Märchen Altindiens

Titel: Sagen und Märchen Altindiens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alois Essigmann
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versprach dem Kosaler, ihn seine Fahrkunst zu lehren, wenn der ihm den Zauber verrate.
    Da neigte sich Rituparna vom Wagen und flüsterte dem Vahuka die Zauberformel ins Ohr.
    Wie der Blitz fuhr nun Kali aus dem Opfer seiner Scheelsucht und stand demütig vor seinem neuen Herrscher.
    Schon wollte Nala ihn verfluchen, da winselte der Elende:
    »Bezähme deinen Zorn, o großmächtiger König der Nischader, und fluche mir nicht! Denn schwer hatte ich zu leiden, seitdem mich der Fluch deiner reinen Gattin getroffen und mir das Zwiefache deiner Leiden auferlegt hat; bitterer noch schmerzte mich Karkotakas Gift. Dein Reich will ich dir wiedergewinnen und nie mehr einen deiner Lieben quälen, aber fluche mir nicht, edler Dulder!«
    Da bannte ihn Nala in den Eckernbaum.
    Das gemeine Volk würfelt seither mit Eckern, und der Baum ist verachtet im ganzen Land.
    Vahuka aber sprang auf den Wagen zu Rituparna und Warschneja, die Kali weder gesehen noch gehört hatten, und griff nach den Zügeln.
    Mit doppelter Schnelle raste das Gefährt dahin, und ehe noch die Sonne sank, rollte der Wagen durch die Straßen Kundinas.
    Es war ein Donnern und Tosen, als die windschnellen Rosse die letzten Meilen liefen, daß Pfauen und Elefanten freudig aufschrien, denn sie glaubten ein erfrischendes Gewitter im Anziehen.
    Damayanti aber hörte am Fenster das Rollen und rief:
    »So weiß nur Nala die Rosse zu jagen! Kommt er heut' nicht, so will ich den Scheiterhaufen besteigen und als seine Getreue den Flammentod erleiden!«
    Aber dem Wagen, der vor dem Palaste hielt, entstiegen nur der Kosalerkönig Rituparna, der Rosselenker Warschneja und eine Mißgestalt, die Damayanti nicht kannte.
    Bhima schritt dem Kosalerherrn entgegen.
    Dieser hatte mit Staunen bemerkt, daß hier von dem Gedränge und Gepränge, das alle Feste Indiens zu begleiten pflegte, nichts zu sehen war. Sogleich vermutete er, daß Sudeva ihn irregeführt habe, und, um nicht zum Schaden noch Spott zu ernten, verschwieg der Kluge, warum er gekommen sei. Er begrüßte den edlen Bhima und fragte nach seinem Befinden.
    Wohl erriet auch der Widarbher, dem die Frauen die List verhehlt hatten, daß Rituparna nicht deshalb allein die hundert Meilen gefahren sei, doch beschloß er zu warten, bis der Gast ihm sein Anliegen vorbringen wolle, und führte ihn freundlich nach dem Ehrensitz in der Halle.
    Damayanti aber sandte die kluge Kesini hinab, zu erforschen, wer auf der Fahrt die Zügel geführt habe, und dem kühnen Lenker näher zu treten, so daß sie erkunden konnte, ob sich nicht König Nala hinter ihm verberge.
    Kesini ging zu Vahuka, der die Pferde abgeschirrt hatte und nun auf dem Wagen saß, um zu ruhen. Sie fragte ihn allerlei und wußte bald, daß der Krüppel der schnelle Lenker sei und dem Kosaler als Fuhrmann und Koch diene. Auch das Leidlied Damayantis sprach sie vor Vahuka, und er gab dieselbe Antwort, die er dem Brahmanen gegeben hatte. Dann verfiel er in Schweigen und weinte still vor sich hin.
    Als Kesini dies alles ihrer Herrin berichtete, ward diese in ihrem Glauben noch stärker. Aber um sicher zu sein, daß König Nala sich in Vahuka verberge, wollte sie noch die Hochzeitsgaben der Gölter bei dem Krüppel finden. Sie befahl deshalb Kesini, ihn auf allen seinen Wegen zu beobachten.
    Bald kam Kesini und erzählte, wie vor dem Geheimnisvollen sich das Kellerloch erweitert habe, so daß er aufrecht durchschreiten konnte, um Fleisch für seines Herrn Abendtisch zu holen, wie er die leeren Töpfe voll Wasser gezaubert habe und das Abendrot auf den Herd als Feuer und wie er dann köstlich duftende Speisen bereitete. Von diesen brachte sie ihrer Herrin ein wenig. Sie hatte es dem Geschickten abgeschwatzt. Damayanti kostete davon und erkannte die Kunst Nalas, das Göttergeschenk Yamas.
    Nun sandte sie Kesini mit den beiden Kindern zu Vahuka, daß er sich in seiner Vaterliebe verrate. Vahuka küßte die Kinder oft und weinte. Sie glichen so sehr den seinen, sagte er unter Tränen.
    Nun ließ Damayanti den Bekümmerten vor sich führen.
    Und als der Dulder vor der armen Verlassenen stand, da fiel ein Blütenregen vom Himmel, und die himmlischen Spielleute ließen ihre Weisen erklingen.
    Jetzt erkannte Vahuka, daß seine Leidenszeit zu Ende sei, und zog die Haut des Schlangenkönigs über den Daumen.
    Als Nala, der Makellose, schloß er seine treue Gattin in die Arme.
    Nach langer Trauer war heller Jubel im Königspalast von Widarbha.
    Einige Wochen blieben die Wiedervereiriten

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