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Sagen und Märchen Altindiens

Titel: Sagen und Märchen Altindiens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alois Essigmann
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räuberischen Götter zur Strafe als Mensehen geboren werden sollten.
    Traurig kamen die acht zu mir, denn einer, der reich an Buße ist, hat auch Macht über die Götter. Sie baten mich, daß ich sie als Menschcnkindlein zur Welt bringen und gleich im Strom ertränken solle.
    Und als sie nun dich, Schantanu, als den edelsten der Menschen, zu ihrem Vater erkoren, da schlug ich freudig ein. Und sie gelobten mir, jeder ein Achtel seines göttlichen Wesens im achten Kind ein ganzes Menschenleben durchlaufen zu lassen, auf daß du in deinem göltergleichen Sohn den Lohn fändest.
    Alles ist gekommen, wie es kommen mußte! Dir bleibt ein Sohn, doch ich muß scheiden! – Lebe wohl!«
    Darauf verschwand die Göttin und ließ das Knäblein Bhischma in des Vaters Armen zurück.
    Während Schantanu in treuer Sorge um sein Reich langsam den Schmerz um die verlorene Gattin verwand, wuchs Bhischma zum unüberwindlichen Helden heran.
    Einst fand der Jüngling seinen Vater betrübt und schweren Herzens und fragte, was ihn so sehr bekümmere. Und als der Gramgebeugte schwieg, erforschte er die königlichen Räte und erkannte gar bald das Leid des Bekümmerten.
    An der Jamuna hatte Schantanu des Fischerkönigs Tochter, Satjawati, gesehen, die dort die Wanderer in einem Nachen über den Strom setzte. Und er hatte die Liebliche gebeten, ihn zu ihrem Vater zu bringen. Vom Fischcrkönig hatte er die schöne Tochter zum Weib erbeten, doch dieser hatte Unerfüllbares verlangt:
    »Ein König, der Satjawati freit, muß schwören, den Sohn, welchen sie ihm schenken wird, zu seinem Nachfolger zu weihen!«
    Da mußte Schantuna auf die liebliche Maid verzichten, weil er Bhischmas älteres Recht nicht kränken wollte.
    Als Bhischma das Leid seines Vaters erkannt hatte, ließ er anschirren und fuhr zum Fischerkönig. Dem gelobte er, auf seine Thronrechte zu verzichten und unvermählt zu bleiben, so daß sein Geschlecht mit ihm erlösche.
    Der Fischerkönig nahm sein Versprechen voll Freude an und übergab ihm die Tochter. Satjawati bestieg Bhischmas Wagen, und im Triumph führte der Sohn dem Vater sein Glück zu.
    Doch waren Schantanu nur wenige Jahre des neuen Gattenglückes beschieden. Satjawati hatte ihm zwei schöne Knaben geschenkt: Tschitrangada und Witschitrawiria; doch sie waren beide noch Kinder, als Schantanu starb.
    Seinem Versprechen getreu, weihte Bhischma den älteren zum ›Herrn der Erde‹ und erzog beide zu tapferen Helden.
    Aber Tschitrangada griff in toller Kampflust Menschen und Götter an und fiel, noch jung an Jahren, im Kampf gegen den Gandharwerkönig, den Herrn der himmlischen Spielleute.
    Nun weihte Bhischma Satjawatis jüngeren Sohn, den Witschitrawiria, zum König und beschloß, ihn alsbald zu vermählen.

Amba – Schikhandin
    Zu jener Zeit lud der König von Kaschi alle Fürsten Indiens an seinen Hof, denn seine drei Töchter, Amba, Ambika und Ambalika, waren zu holdseligen Jungfrauen herangereift und sollten unter den Helden ihre Gatten wählen.
    Zum Fest in der Kaschistadt fuhr Bhischma in voller Wehr, und als er die drei Lieblichen erblickte, hieß er sie auf seinen Streitwagen steigen und rief:
    »Ich, Bhischma, des Schantanu Sohn und der Ganga, raube die bräutlichen Schönen. Tapferkeit sei ihr Kaufpreis! Heran, speergewaltige Helden! Wer wagt es, sie mir zu entreißen?«
    Da fuhren die Edlen auf, riefen nach ihren Rossen. Wagen und Elefanten, umringten den tapferen Gangasohn und drangen auf ihn ein. Doch der schoß Pfeil um Pfeil auf die Heranstürmenden, tötete ihre Tiere und schoß die goldgestickten Banner in Brand. Bald flohen die Bedränger vor diesem Pfeilhagel.
    Bhischma ließ die Rosse wenden und fuhr mit seiner schönen Beule nach Hastinapura. Die jungfräulichen Königskinder brachte er zu der Mutter Satjawati, auf daß sie die Frauen des jungen Königs Witschitrawiria würden.
    Als das Hochzeitsfest gerüstet: wurde, trat Amba vor Bhischma hin und sprach:
    »Sage mir, Edler, der du alle Gesetze der Götter und auch die des Menschenherzens kennst: darf ich das Weib Witschitrawirias werden, wenn ich das Bild des schönen Königs von Schalwa im Herzen trage und mich ihm in süßer Heimlichkeit verlobt habe? – O unüberwindlicher Gangasohn, edelster Bharatasproß, laß mich zu dem Geliebten ziehen!«
    Gerührt von Ambas Treue und Aufrichtigkeit und im Sinne einer Sitte, welche Gattentreue bis zum letzten Gedanken fordert, sandte Bhischma die Jungfrau in angemessener Begleitung nach Schalwa.
    Doch

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