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Sagen und Märchen Altindiens

Titel: Sagen und Märchen Altindiens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alois Essigmann
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Waffen des Alten wieder weichen.
    Da sah sich Bhischma plötzlich dem Schikhandin allein gegenüber. Lächelnd senkte der Greis seine Waffen und sah nicht Ardschuna, der, unsichtbar durch Kuberas Geschenk – die Waffe Anlardliana –, toddrohend hinter dem Drupadasohn stand.
    Ruhig sah der Greis der Pfeilwolke entgegen, denn er fürchtete nicht die Waffen des Weibmannes.
    Doch was war das? – Die Geschosse schlugen durch den starken Panzer wie durch dünne Seide und tranken das Blut des greisen Helden.
    »Wehe!« rief er. »Diese Pfeile, die wie Yamas Boten meine Lebensgeister schier vernichten, hat die Hand Schikhandins nicht beflügelt! – Weh'! wie gift'ger Schlangen Zähne schlagen sie in meinen Leib sich, alles Leben drin vernichtend! – Schikhandin schoß nicht die Pfeile! – Gandiva hat sie geschleudert – Ardschuna, du bist der Schütze!«
    Mit hundert Pfeilen im Leib, sank der Held vom Wagen, doch berührte sein Körper nirgends die Erde: wie ein Rost trugen ihn die Geschosse, die aus seinen Wunden ragten.
    Laut jubelten die Krieger des Pandavaheeres, als der Unbezwingliche endlich gefallen war, und ihrem Jubel antwortete das Wehgeschrei der Kaurava, die ihren besten Helden verloren hatten.
    Ein rasch geschlossener Waffenstillstand versammelte die Helden und Führer beider Heere am Pfeilbett des sterbenden Recken:
    Ardschuna labt den Wunden mit Wasser, nachdem er sein Haupt mit drei Pfeilen gestützt hat. Jede andere Erleichterung weist der Sterbende, als eines Kriegers unwürdig, zurück.
    Klaren Geistes und mit fester Stimme ermahnt er die Enkel, an seinem Totenbett Frieden zu schließen. Doch Durjodhana weist dies schroff von sich.
    Der trotzige Karna erscheint am Lager des Sterbenden und bietet ihm die Hand zur Versöhnung. Freudig schlägt der Greis ein und mahnt auch ihn zum Frieden mit den Pandava. Doch Karna will nur seiner Pflicht als Freund und Vasall gehorchen.
    Bis in die sinkende Nacht stehen die Pandava und Kaurava, einig in Trauer und Bewunderung, am Totenbett des adligsten Kriegers, des Ältesten aus dem Geschlechte der Bharata; aber am Morgen werden sie wieder die Waffen gegeneinander heben und der Erde das Blut des eigenen Stammes zu trinken geben.

Dronas Ende
    Im Kriegsrat der Kaurava hatte Karna den erfahrenen Drona zum Oberfeldherrn vorgeschlagen. König Durjodhana halle den vielbesungenen Waffenmeister seinen Heeren als Führer vorgestellt, und lauter Jubel, neue Siegeshoffnung klang aus den ehrenden Zurufen der Helden, aus dem gellenden Schlachtgeschrei der Krieger.
    Drona ordnete die Heere von neuem zur Schlacht und unternahm einen heftigen Angriff gegen die Scharen der Pandava.
    Wie ein Waldbrand wälzten sich die enggeschlossenen Reihen der Kauravakrieger heran und drohten die loser gefügten Heerhaufen der Pandava zu ersticken.
    Wo auch die verwegene Tapferkeit einzelner Helden eine Lücke in die starke Kampffront riß, da schloß sich diese schnell unter der geschickten Führung des greisen Waffenmeisters.
    Voll Verzweiflung sah Judhischthira seine Scharen langsam, doch stetig zurückweichen.
    Doch der kluge Krischna wußte Rat:
    »Es gilt das Netz zu zerreißen, das Drona über uns zusammenziehen will. Da ist kein Opfer zu groß. Befiehl dem Heldenjüngling Abhimanju, die feindlichen Reihen zu durchstoßen – andere müssen nachdrängen –, und haben die Kaurava erst Feinde im Rücken, so zerfällt ihre ganze Schlachtordnung.
    Leuchtenden Auges empfing Abhimanju den ehrenvollen Auftrag, und bald flog das Banner mit den goldenen Pfauen gegen die Mitte der feindlichen Schlachtlinie:
    Ein wahrer Hagel von Pfeilen bricht dem Wagen des kühnen Jünglings Bahn. Über Leichen holpert er, von schnellen Hengsten gezogen, durch die Reihen der Feinde!
    Nun ist der Tapfere im Rücken des Angreifers und tummelt sich dort unter den Gegnern, wie der Haifisch im Meer.
    Doch wehe! Dschajadratha mit seinen Sindhus tritt in die Lücke, die Abhimanjus Wagen gerissen hat. Wie die Krieger der Pandava auch gegen diese Mauer stürmen: keiner vermag sie zu durchstoßen; ihr tapferer Führer bleibt allein inmitten des feindlichen Heeres.
    Wie ein Eber gegen die Hunde, wehrt sich Abhimanju gegen die andrängenden Kauravahelden. Durjodhana drängt er zurück, tötet den Bruder Schaljas und den des Karna; Duchschasana wird zurückgeschlagen, und selbst der gewaltige König von Anga kann dem Jüngling nicht gefährlich werden, ehe das Getümmel die beiden Kämpfer wieder trennt.
    Lange steht der

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