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Sagen und Märchen Altindiens

Titel: Sagen und Märchen Altindiens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alois Essigmann
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Heere voran auf einem reichgeschmückten Elefanten über das Schlachtfeld ritt.
    Dieser trieb sein Tier vorwärts, zum gewaltigen Stoß gegen den Elefanten Bhagadattas. Nun warf der Javanakönig mit mächtigem Schwung seinen Speer gegen das anstürmende Tier – die glitzernde Wehr zersplitterte, und die Waffe drang in den empfindlichen Rüssel.
    Heulend wandte der Elefant sich um und achtete nicht mehr auf den Stachel des Lenkers. Mit furchtbarem Schmerzgebrüll fuhr er unter das Fußvolk des Dascharnaheeres, und Kschattradewa mußte blutenden Herzens seine Krieger zerstampfen lassen, bis ein Stich ins Genick das rasende Tier tötete.
    Bhima hatte unterdessen wieder den Bergelefanten Bhagadattas beschossen. Plötzlich stürzte sich das Ungetüm auf seinen Wagen und zerstampfte Gefährt und Rosse. In größter Not rettete sich Bhima dadurch, daß er sich an den Bauch des Elefanten anklammerte und, als dieser sich wütend zu drehen begann, eiligst entschlüpfte.
    Nun nahte Ardschuna, um den gefürchteten Elefantenstreiter zu bekämpfen. Bhagadatta ließ von der Verfolgung Bhimas ab und hob die Wischnulanze – eine Waffe, die ihm der Gott einst geschenkt und von deren Besitz seine Unbezwinglichkeit abhing – gegen den neuen gefährlichen Gegner. In hohem Bogen warf er die Niefehlende auf Ardschuna. Aber Krischna- Wischnu warf sich zwischen den Freund und den drohenden Tod, und als die Waffe die Brust ihres einstigen Herrn berührte, ward sie zum Blumengewinde und schlang sich schmückend um den Hals des Gottmenschen.
    Ardschunas Speer aber fuhr dem Bergelefanlen durch die Augenöffnung des Panzers ins Gehirn.
    Langsam sank der Koloß: zuerst auf die Knie – dann stützte er die mächtigen Hauer gegen die Erde – und als in diesem Augenblick eine Lanze Ardschunas die Brust seines Herrn durchbohrte, so daß dessen freundlich mahnende Stimme verstummte, fiel er leise röchelnd um und verschied.
    Da wälzte sich von Osten in der beginnenden Dämmerung das Heer der Pandava heran, auf der Flucht vor dem schrecklichen Bhischma. Der Greis allein trieb mit wahren Schauern von Pfeilen die Scharen vor sich her zum Lager.
    »Jetzt, Ardschuna, Hort des Pandavaheeres, ist der Augenblick, den Heldengreis zu überlisten! Dort seh' ich Schikhandins Banner wehen!« rief Krischna.
    »Noch bin ich nicht entschlossen, den Ehrwürdigen zu löten!« antwortete Ardschuna.
    Da griff Krischna nach seinem Diskus, sprang vom Wagen und rief:
    »So will ich dem Vernichter Halt gebieten!«
    Rasch sprang auch Ardschuna ab, lief dem Freunde nach und hielt ihn am Arm, voll Sorge die Worte sprechend: »Du vergißt deinen Eid! – Du darfst nicht kämpfen in diesem Krieg!«
    »Ich muß, wenn du nicht das Herz hast, den schrecklichen Greis zu töten!«
    Da flüsterte der Pandusohn: »Morgen töte ich Bhischma! – Ich schwör' es dir!« setzte er hinzu, als Krischna zauderte. »Nun folge mir zum Lager, denn die Nacht hat die Schlacht zum Stehen gebracht.«
    Am Morgen des nächsten Tages entbrannte der Kampf aufs neue.
    Der Riese Alambuscha fuhr unter die Scharen der Pandava wie ein Feuerbrand ins Strohdach. Die fünf Söhne der Draupadi stellten sich dem Ungeheuer mutig entgegen, aber die Jünglinge mußten vor seiner Kraft und seinen Zauberwaffen weichen.
    Abhimanju, der kühne Subhadrasohn, brachte den Wütenden endlich zum Stehen. Er überschüttete ihn mit schweren Pfeilen, daß der verdutzte Riese dastand, wie ein Hügel voll roter Blumen. Dann sprang er ihn an und trieb ihn mit Speerstößen zur Flucht.
    Aber die Flucht ging nicht weit: Ghatotkatscha kam des Weges, der riesige Bhimasohn. Der sah den feindlichen Riesen, sprang vom Wagen und umschlang ihn mit seinen mächtigen Armen. Hoch empor hob er den Brüllenden und schmetterte ihn zur Erde, daß mit dem letzten Schrei seine Seele entfloh.
    Indessen lenkte Krischna den Wagen Ardschunas stets hinter Schikhandin her, der heute ins Vordertreffen gesandt war.
    Mit aller Kraft und Geschicklichkeit unterstützte Ardschuna Schikhandin im Kampfe gegen die Helden, die Durjodhana zum Schütze Bhischmas entsandt hatte. Denn der König der Kuru fürchtete Unheil von Schikhandin, vor dem der Heldengreis stets die Waffen senkte.
    Der Feldherr Dhrischtadjumna befahl einen allgemeinen Angriff gegen Bhischma. Wie ein Fels in der Brandung stand der greise Held inmitten seiner Gegner, ohne zu wanken. Ardschuna hatte ihm schon zwei Bogen und mehrere Speere zerspellt, aber stets mußte der Pandava vor den neuen

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