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Sag's Nicht Weiter, Liebling

Sag's Nicht Weiter, Liebling

Titel: Sag's Nicht Weiter, Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
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Interessiert-mich-eigentlich-gar-nicht-Achselzucken.
    »Ich habe den Flyer auf deinem Schreibtisch gefunden.« Er hält einen Zettel hoch und sieht mich unverwandt an. »Emma, ich möchte wirklich gerne mit dir sprechen.«
    Es versetzt mir einen Stich. Glaubt er, er kann einfach hier auftauchen und ich lasse alles stehen und liegen, um mit ihm
zu sprechen? Vielleicht bin ich ja beschäftigt! Vielleicht habe ich längst jemand anderen. Hat er daran schon gedacht?
    »Ehrlich gesagt … ich bin mit jemandem zusammen hier«, sage ich in höflichem, leicht mitleidigem Ton.
    »Echt?«
    »Ja. Echt. Also …« Ich zucke mit den Schultern und warte darauf, dass er weggeht. Tut er aber nicht.
    »Mit wem denn?«, fragt er.
    Okay, das hätte er jetzt nicht fragen dürfen. Einen Moment lang weiß ich nicht, was ich tun soll.
    »Äh … mit ihm«, sage ich schließlich und zeige auf einen großen Kerl in Hemdsärmeln, der mit dem Rücken zu uns in der Ecke des Hofs steht. »Ich gehe wohl besser wieder zu ihm.«
    Hocherhobenen Hauptes mache ich auf dem Absatz kehrt und gehe auf den hemdsärmeligen Typen zu. Ich kann ihn ja einfach nach der Uhrzeit fragen und ihn irgendwie in ein Gespräch verwickeln, bis Jack weg ist. (Und vielleicht ein- oder zweimal hell auflachen, damit er sieht, wie prächtig wir uns amüsieren.)
    Als ich nur noch ein paar Schritte von ihm entfernt bin, dreht er sich um, in ein Handy-Gespräch vertieft.
    »Hi!«, strahle ich ihn an, aber er hört mich nicht mal. Er wirft mir einen ausdruckslosen Blick zu und verschwindet, immer noch sprechend, in der Menge.
    Ich stehe ganz allein in der Ecke.
    Mist.
    Nach schätzungsweise mehreren Ewigkeiten drehe ich mich so unbefangen wie möglich um.
    Jack steht immer noch da und guckt.
    Ich starre ihn wütend an, mein ganzer Körper pulsiert vor Scham. Wenn er mich auslacht …
    Aber er lacht nicht.

    »Emma …« Er kommt auf mich zu, bis er mit entwaffnendem Blick direkt vor mir steht. »Was du gesagt hast. Ich habe darüber nachgedacht. Ich hätte mich dir mehr anvertrauen sollen. Ich hätte dich nicht so ausschließen dürfen.«
    Zuerst bin ich nur überrascht, dann empfinde ich aber auch verletzten Stolz. Will er sich mir denn jetzt anvertrauen, oder was? Nun, vielleicht ist es jetzt zu spät. Vielleicht interessiert mich das jetzt nicht mehr.
    »Du musst dich mir nicht anvertrauen. Deine Sachen sind deine Sachen, Jack.« Ich lächle ihn distanziert an. »Sie haben mit mir nichts zu tun. Und wahrscheinlich würde ich sie sowieso nicht verstehen, wenn man bedenkt, wie kompliziert sie sind und wie zurückgeblieben ich bin …«
    Bestimmt drehe ich mich um und gehe über den Kies.
    »Ich bin dir wenigstens eine Erklärung schuldig«, folgt mir Jacks Stimme.
    »Du bist mir überhaupt nichts schuldig!« Ich hebe stolz das Kinn an. »Es ist vorbei, Jack. Und wir können ebenso gut beide … Aua! Lass mich los!«
    Jack hat nach meinem Arm gegriffen und dreht mich jetzt zu sich herum.
    »Ich bin aus einem bestimmten Grund hergekommen, Emma«, sagt er feierlich. »Ich bin gekommen, um dir zu erzählen, was ich in Schottland gemacht habe.«
    Ich bekomme einen riesengroßen Schrecken, den ich zu verbergen versuche.
    »Es interessiert mich nicht, was du in Schottland gemacht hast!«, bringe ich heraus. Ich entwinde ihm den Arm und marschiere weg, so gut ich durch das Dickicht der telefonierenden Anwälte vorankomme.
    »Emma, ich möchte es dir aber erzählen.« Er kommt mir nach. »Ich möchte es dir wirklich erzählen.«
    »Aber vielleicht möchte ich es nicht hören!«, entgegne ich
patzig und drehe mich so schwungvoll auf dem Kies um, dass einige Steinchen herumfliegen.
    Wir stehen uns gegenüber wie bei einem Duell. Mein Brustkorb hebt und senkt sich schnell.
    Natürlich will ich es hören.
    Er weiß, dass ich es hören will.
    »Gut, dann schieß los«, sage ich schließlich und zucke grollend mit den Schultern. »Wenn du unbedingt willst, erzähl es mir halt.«
    Jack führt mich schweigend an ein ruhiges Fleckchen abseits der Menge. Während wir gehen, bricht mein gespielter Stolz zusammen. Tatsächlich wird mir ein bisschen unbehaglich. Beziehungsweise, ich habe Angst.
    Will ich sein Geheimnis wirklich wissen?
    Was, wenn es eine Betrugssache ist, wie Lissy meinte? Was, wenn er etwas ausgefressen hat und mich da reinziehen will?
    Was, wenn er eine richtig peinliche Operation hatte und ich aus Versehen lachen muss?
    Was, wenn es eine andere Frau ist und er mir jetzt erzählen

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