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Sag's Nicht Weiter, Liebling

Sag's Nicht Weiter, Liebling

Titel: Sag's Nicht Weiter, Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
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bisschen umgeräumt, ist viel praktischer so.«
    »Ach so. Danke.« Ich nehme das Glas an, das sie mir reicht, und trinke einen Schluck Wein. »Kann ich irgendwie helfen?«
    »Ich glaube nicht …«, sagt Kerry und sieht sich kritisch in der Küche um. »Eigentlich ist alles so gut wie fertig. Also habe ich zu Elaine gesagt«, wendet sie sich an Mum, »›Woher hast du diese Schuhe?‹ Und sie sagt, von M&S! Ich konnte es ja gar nicht glauben!«

    »Wer ist denn Elaine?«, frage ich, um mich am Gespräch zu beteiligen.
    »Aus dem Golfclub«, sagt Kerry.
    Früher hat Mum nicht Golf gespielt. Aber als sie nach Hampshire gezogen sind, haben sie und Kerry zusammen damit angefangen. Und jetzt reden sie nur noch über Golfspiele, Golfclub-Dinners und endlose Partys mit den Bekannten aus dem Golfclub.
    Einmal bin ich mitgegangen, um mir das anzugucken. Aber erstens haben die da lauter bescheuerte Kleiderregeln, die ich nicht kannte, und irgend so ein Opa hat fast einen Herzinfarkt bekommen, weil ich Jeans trug. Also mussten sie mir einen Rock suchen und ein Paar von diesen klobigen Schuhen mit Spikes. Und dann, als wir auf den Platz kamen, habe ich den Ball nicht getroffen. Nicht, dass ich den Ball nicht gut getroffen hätte; ich habe ihn nicht mal berührt. Also haben sich am Ende alle viel sagend angeschaut und mir vorgeschlagen, im Clubhaus zu warten.
    »Tschuldigung, Emma, darf ich gerade mal …« Kerry greift irgendwo über mir nach einer Servierplatte.
    »Tschuldigung«, antworte ich. »Kann ich wirklich nichts tun, Mum?«
    »Du könntest Sammy füttern«, sagt sie und drückt mir die Dose mit dem Goldfischfutter in die Hand. Dabei runzelt sie besorgt die Stirn. »Irgendwie mache ich mir Sorgen um Sammy.«
    »Oh«, sage ich alarmiert. »Äh … wieso?«
    »Er wirkt so anders .« Sie sieht ihn sich ganz genau an. »Was meinst du? Findest du, er sieht normal aus?«
    Ich folge ihrem Blick und ziehe ein nachdenkliches Gesicht, als ob ich Sammy genauestens studiere.
    O Gott. Ich hätte nicht gedacht, dass sie es merkt. Ich habe mir wirklich Mühe gegeben, einen Fisch zu finden, der genauso
aussieht wie Sammy. Ich meine, er ist orange, er hat zwei Flossen, er schwimmt herum … Wo ist da der Unterschied?
    »Vielleicht ist er einfach ein bisschen schlecht drauf«, sage ich schließlich. »Das wird schon wieder.«
    Mach, dass sie ihn nicht zum Tierarzt schleppt oder so was, bete ich still. Ich habe noch nicht einmal darauf geachtet, dass ich das richtige Geschlecht erwische. Haben Goldfische überhaupt unterschiedliche Geschlechter?
    »Kann ich sonst noch was tun?«, frage ich und streue großzügig Fischfutter auf die Wasseroberfläche, damit sie ihn nicht so genau sehen kann.
    »Eigentlich sind wir fast fertig«, sagt Kerry freundlich.
    »Geh doch einfach Dad begrüßen«, sagt Mum und gießt Erbsen ab. »In zehn Minuten gibt es Essen.«
     
    Dad und Nev sitzen im Wohnzimmer vor einem Kricketspiel. Dads angegrauter Bart ist so sorgfältig gepflegt wie immer, und er trinkt Bier aus einem Silberkrug. Das Zimmer ist renoviert worden, aber an der Wand stehen immer noch Kerrys gesammelte Schwimmpokale. Mum poliert sie regelmäßig, jede Woche.
    Und meine paar Rosetten vom Reiten. Ich glaube, da fuchtelt sie immer nur kurz mit einem Staubwedel drüber.
    »Hi, Dad«, sage ich und gebe ihm einen Kuss.
    »Emma!« Er schlägt in gespielter Überraschung die Hände über dem Kopf zusammen. »Du hast es geschafft! Ohne Umwege! Ohne Ausf lüge in historische Städte!«
    »Heute mal nicht«, kichere ich. »Ich bin sicher und wohlbehalten angekommen.«
    Einmal, kurz nachdem Mum und Dad hierher gezogen waren, habe ich den falschen Zug erwischt und bin in Salisbury gelandet, und damit zieht Dad mich immer noch auf.

    »Hi, Nev.« Ich hauche ihm einen Schmatzer auf die Wange und versuche, nicht an seinem Aftershave zu ersticken. Er trägt beige Baumwollhosen und einen weißen Rolli, ein schweres goldenes Armband und seinen Ehering mit eingelassenem Diamanten. Nev leitet die Firma seiner Familie, die das ganze Land mit Büroausstattung beliefert, und hat Kerry bei irgendeiner Veranstaltung für Jungunternehmer kennen gelernt. Sie sind dort anscheinend ins Gespräch gekommen, indem sie gegenseitig ihre Rolex-Uhren bestaunten.
    »Hi, Emma«, sagt er. »Hast du den neuen Wagen gesehen?«
    »Was?« Erst bin ich verblüfft - dann fällt mir das glänzende neue Auto wieder ein, das ich vorhin in der Einfahrt bemerkt habe. »Ach ja!

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