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Sag's Nicht Weiter, Liebling

Sag's Nicht Weiter, Liebling

Titel: Sag's Nicht Weiter, Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihrer Hand an. »Ich fürchte, jetzt hast du meinem Geschenk die Schau gestohlen. Na, macht ja nichts, ich tausche es um.«
    Ich bin alarmiert. Da ist so etwas in Kerrys Stimme. Ich weiß, dass da etwas im Busch ist. Ich weiß es einfach.
    »Wieso das denn?«, fragt Mum.
    »Ist ja egal«, sagt Kerry. »Ich … überlege mir einfach etwas anderes. Mach dir keine Gedanken.« Sie steckt den Umschlag wieder ein.
    »Kerry, Liebes!«, ruft Mum. »Hör doch auf! Sei nicht albern. Was ist es denn?«
    »Na ja«, sagt Kerry. »Es ist nur, dass Emma und ich offensichtlich die gleiche Idee hatten.« Sie reicht Mum den Umschlag und lacht wieder auf diese komische Art. »Unglaublich, oder?«

    Mein ganzer Körper ist plötzlich angespannt.
    Nein.
    Nein. Sie kann nicht das getan haben, was ich ahne.
    Als Mum den Umschlag öffnet, herrscht absolute Stille.
    »Oh, mein Gott!«, sagt sie und zieht eine goldgeprägte Broschüre heraus. »Was ist das denn? Le Spa Meridien?« Dann fällt ihr noch etwas direkt in die Hände. »Tickets nach Paris ? Kerry!«
    Sie hat es getan. Sie hat mein Geschenk ruiniert. »Für euch beide«, fügt Kerry selbstgefällig hinzu. »Für Onkel Brian mit.«
    »Kerry!«, freut sich Dad. »Du bist ein Schatz!«
    »Es soll ziemlich gut sein«, sagt Kerry mit herablassendem Lächeln. »Fünf-Sterne-Hotel, der Koch hat drei Sterne im Michelin …«
    »Ich kann’s gar nicht glauben«, sagt Mum und blättert aufgeregt durch die Broschüre. »Guck dir mal den Pool an! Und hier, die Gärten!«
    Meine geblümte Karte liegt vergessen zwischen dem Geschenkpapier herum.
    Plötzlich bin ich den Tränen nahe. Sie wusste es. Sie wusste es.
    »Kerry, das hast du doch gewusst«, platze ich plötzlich heraus, ich kann mich nicht mehr beherrschen. »Ich habe dir doch erzählt, dass ich Mum einen Wellnesstag schenke. Ich habe es dir erzählt ! Wir haben schon vor Monaten darüber gesprochen! Im Garten!«
    »Ehrlich?«, fragt Kerry lässig. »Kann ich mich gar nicht dran erinnern.«
    »O doch! Natürlich erinnerst du dich!«
    »Emma«, sagt Mum scharf. »Das war einfach ein Versehen. Nicht wahr, Kerry?«
    »Natürlich!«, sagt Kerry und reißt unschuldig die Augen
auf. »Emma, wenn ich dir das jetzt vermasselt habe, tut es mir Leid …«
    »Es braucht dir doch nicht Leid zu tun, Kerry, Liebes«, sagt Mum. »So was passiert eben mal. Und es sind beides wunderbare Geschenke. Alle beide .« Sie schaut wieder auf meine Karte. »Und jetzt vertragt euch wieder! Ich will nicht, dass ihr euch streitet. Schon gar nicht an meinem Geburtstag.«
    Mum lächelt mich an, und ich versuche, zurückzulächeln. Aber tief innen drin fühle ich mich wieder wie mit zehn Jahren. Kerry trifft mich immer wieder unvorbereitet. Das tut sie schon, seit sie bei uns eingezogen ist. Was auch immer sie tat, alle waren auf ihrer Seite. Schließlich war sie diejenige, deren Mutter gestorben war. Wir mussten alle nett zu ihr sein. Ich kam nie, nie gegen sie an.
    Ich versuche, mich zusammenzureißen, greife nach dem Weinglas und trinke einen großen Schluck. Dann erwische ich mich dabei, wie ich immer wieder auf die Uhr schaue. Um vier kann ich gehen, wenn ich mich damit entschuldige, dass die Züge oft Verspätung haben. Bleiben nur noch anderthalb Stunden zu überstehen. Vielleicht können wir ja noch ein bisschen fernsehen oder so …
    »Einen Penny für deine Gedanken, Emma«, sagt Grandpa und tätschelt lächelnd meine Hand, und ich sehe schuldbewusst zu ihm auf.
    »Äh … nichts«, sage ich und zwinge mich zu einem Lächeln. »Ich denke eigentlich an gar nichts.«

5
    Na ja. Es ist auch egal, weil ich ja befördert werde. Dann hört Nev auf, dumme Bemerkungen über meinen Werdegang zu machen, und ich kann Dad meine Schulden zurückzahlen. Sie werden alle schwer beeindruckt sein - das wird toll!
    Als ich am Montagmorgen aufwache, bin ich munter und guter Dinge und ziehe meine übliche Arbeitskleidung an, Jeans und ein hübsches Oberteil, heute eins von French Connection.
    Na ja, nicht direkt von French Connection. Ehrlich gesagt habe ich es Secondhand bei Oxfam gekauft. Aber auf dem Etikett steht French Connection. Und solange ich an Dad zurückzahle, kann ich mir nicht aussuchen, wo ich einkaufe. Ein neues Top von French Connection kostet um die fünfzig Pfund, für dies hier habe ich nur 7,50 bezahlt. Und es ist so gut wie neu!
    Als ich die Treppen der U-Bahn hinaufhüpfe, scheint die Sonne, und ich bin optimistisch. Mir vorzustellen, dass ich befördert

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