Sag's Nicht Weiter, Liebling
Wunder, dass Cyril so aus dem Häuschen ist.
»Ungefähr in fünf Minuten.« Dave sieht auf die Uhr. »Mehr oder weniger.«
»Aber … wieso das denn?«, fragt Katie. »Ich meine, warum so plötzlich?«
Daves Augen blitzen. Er hat offensichtlich heute Morgen schon allen die Neuigkeit übermittelt und fühlt sich ausgesprochen wohl in seiner Rolle.
»Er will sich wohl mal den Betrieb hier in Großbritannien ansehen.«
»Ich dachte, er sei gar nicht mehr aktiv im Geschäft«, sagt Jane aus der Buchhaltung, die im Mantel zu uns gestoßen ist und ganz gespannt zugehört hat. »Ich dachte, seit Pete Laidlers Tod sei er untröstlich und hätte sich zurückgezogen. Auf seine Ranch oder was immer er da hat.«
»Das war vor drei Jahren«, wiegelt Katie ab. »Vielleicht geht es ihm jetzt besser.«
»Vielleicht will er uns auch verkaufen, das ist wohl wahrscheinlicher«, meint Jane düster.
»Warum sollte er das tun?«
»Weiß man’s?«
»Meine Theorie«, sagt Dave, und wir stecken alle die Köpfe zusammen, »ist, dass er sich nur vergewissern will, ob die Pflanzen auch ordentlich glänzen.« Er nickt Richtung Cyril, und wir kichern alle.
»Passen Sie bloß auf!«, faucht Cyril. »Knicken Sie die Triebe nicht ab.« Er sieht auf. »Was machen Sie hier eigentlich noch?«
»Sind schon weg!«, sagt Katie, und wir gehen zur Treppe. Ich nehme immer die Treppe, dann muss ich nicht ins Fitnessstudio, und außerdem ist die Marketingabteilung glücklicherweise im ersten Stock. Auf dem Treppenabsatz quiekt Jane plötzlich: »Guckt mal! Ach du lieber Gott! Da ist er!«
Draußen ist eine Limousine vorgefahren und hält unmittelbar vor der Glastür.
Was haben manche Autos nur an sich? Sie wirken so glänzend und poliert, als bestünden sie aus einem anderen Metall als normale Autos.
Wie auf Kommando öffnen sich die Aufzugtüren auf der anderen Seite des Foyers, und Graham Hillingdon tritt heraus, unser Chief Executive, mit dem Managing Director und ungefähr sechs anderen im Schlepptau, die in ihren dunklen Anzügen allesamt makellos aussehen.
»Das reicht!«, zischt Cyril die armen Putzfrauen im Foyer an. »Geht! Hört auf!«
Gebannt wie Kinder sehen wir drei zu, wie die Tür der Limousine geöffnet wird. Einen Moment später steigt ein blonder Mann im dunkelblauen Mantel aus. Er trägt eine Sonnenbrille und hat eine sehr teuer wirkende Aktentasche dabei.
Wow. Er sieht nach einer Million Dollar aus.
Graham Hillingdon und die anderen sind inzwischen drau- ßen und stellen sich auf den Treppenstufen auf. Sie schütteln ihm nacheinander die Hand und geleiten ihn dann hinein, wo Cyril sie in Empfang nimmt.
»Herzlich willkommen bei der Panther Corporation UK«, sagt Cyril geschwollen. »Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Reise.«
»Danke, es ging«, sagt der Mann mit amerikanischem Akzent.
»Wie Sie sehen, ist für uns heute ein ganz normaler Arbeitstag …«
»He, guck mal«, flüstert Katie. »Kenny ist vor der Tür stecken geblieben.«
Kenny Davey, einer der Designer, drückt sich unsicher in Jeans und Turnschuhen auf der Treppe herum und kann sich nicht entschließen hereinzukommen. Er legt die Hand an die Tür, zieht sich dann wieder zurück, geht wieder zur Tür und späht vorsichtig herein.
»Kommen Sie rein, Kenny!«, sagt Cyril und öffnet die Tür mit einem ziemlich bösartigen Lächeln. »Einer unserer Designer, Kenny Davey. Sie hätten schon vor zehn Minuten hier sein sollen, Kenny. Nun ja.« Er schiebt Kenny zu den Aufzügen, dann sieht er hoch und scheucht uns gereizt weg.
»Denn man los«, sagt Katie, »wir gehen wohl besser.« Wir eilen die Treppe hoch und versuchen, nicht zu kichern.
Die Atmosphäre in der Marketingabteilung erinnert mich an das Gewusel in meinem Zimmer, kurz bevor wir früher zu Partys aufbrachen. Leute kämmen sich, besprühen sich mit Parfum, schieben Papier herum und schnattern aufgeregt. Als ich am Büro von Neil Gregg vorbeikomme, der für Medienstrategien zuständig ist, arrangiert er gerade seine Marketing-Preise auf dem Schreibtisch, und seine Assistentin Fiona poliert die gerahmten Fotos, die ihn mit Prominenten zusammen zeigen. Als ich meinen Mantel aufhänge, zieht mein Abteilungsleiter Paul mich beiseite.
»Was zum Teufel ist denn bei Glen Oil passiert? Ich habe heute Morgen eine sehr seltsame Mail von Doug Hamilton bekommen. Sie haben Limo über ihn geschüttet?«
Völlig schockiert starre ich ihn an. Doug Hamilton hat es ihm gesagt ? Aber er hatte doch
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