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Sag's Nicht Weiter, Liebling

Sag's Nicht Weiter, Liebling

Titel: Sag's Nicht Weiter, Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
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dass Kerry eine ekelhafte Ziege ist, aber sie hat ein eigenes Reisebüro und verdient Unmengen von Geld. Irgendwas muss sie wohl richtig machen. Vielleicht sollte ich es einfach mal versuchen. Ich drücke die Brust heraus, hebe das Kinn an und schreite mit entschlossenem, wachsamem Gesichtsausdruck durchs Büro.
    »Haben Sie Regelschmerzen oder so?«, fragt Paul grob, als ich an seiner Tür bin.
    »Nein«, sage ich schockiert.
    »Sie sehen so komisch aus. Setzen Sie sich.« Er schließt die Tür, setzt sich an den Schreibtisch und zieht ein Formular mit dem Titel »Protokoll Beurteilungsgespräch« heraus. »Tut mir Leid, dass es gestern nicht mehr geklappt hat. Aber durch die Ankunft von Jack Harper ist alles durcheinander geraten.«
    »Macht ja nichts.«
    Ich versuche zu lächeln, aber plötzlich ist mein Mund ganz trocken. Erstaunlich, wie nervös ich plötzlich bin. Das ist ja schlimmer als Schulzeugnisse.
    »Also dann. Emma Corrigan.« Er sieht auf das Formular und kreuzt Kästchen an. »Insgesamt arbeiten Sie gut. Sie kommen normalerweise nicht zu spät … Sie verstehen die Ihnen übertragenen Aufgaben … Sie arbeiten ziemlich effizient … Sie arbeiten gut mit den Kollegen zusammen … bla bla … bla … Irgendwelche Probleme?«, fragt er und sieht auf.
    »Äh … nein.«
    »Fühlen Sie sich aufgrund Ihrer Hautfarbe belästigt?«
    »Äh … nein.«
    »Gut.« Wieder kreuzt er etwas an. »Das war’s eigentlich schon. Alles klar. Schicken Sie mir dann bitte Nick herein?«
    Wie bitte? Hat er es vergessen?
    »Ähm, was ist denn mit meiner Beförderung?«, frage ich und versuche, es nicht allzu flehentlich klingen zu lassen.
    »Beförderung?« Er starrt mich an. »Was für eine Beförderung?«
    »Zum Marketing Executive.«
    »Wie kommen Sie denn darauf?«
    »Das stand doch da. Ich meine, in der Stellenanzeige …« Ich ziehe die zerknüllte Anzeige, die ich gestern extra eingesteckt hatte, aus der Hosentasche. »›Beförderung nach einem Jahr möglich.‹ Steht hier.« Ich schiebe die Anzeige über den Tisch, und er sieht sie stirnrunzelnd an.
    »Emma, das galt nur für außergewöhnliche Bewerber. Sie sind noch nicht reif für eine Beförderung. Sie müssen sich erst beweisen.«
    »Aber ich mache doch alles so gut wie möglich! Geben Sie mir doch wenigstens eine Chance …«
    »Sie hatten Ihre Chance bei Glen Oil.« Paul zieht die Augenbrauen
hoch, und ich fühle mich erniedrigt. »Emma, es bleibt dabei, Sie sind noch nicht so weit. In einem Jahr schauen wir noch mal.«
    In einem Jahr?
    »Okay? Und jetzt raus mit Ihnen.«
    Meine Gedanken rasen. Ich muss das ruhig und würdevoll akzeptieren. Ich muss etwas sagen wie »ich respektiere Ihre Entscheidung, Paul«, ihm die Hand schütteln und den Raum verlassen. Das muss ich tun.
    Das einzige Problem ist, ich komme nicht von diesem Stuhl hoch.
    Ein paar Augenblicke später sieht Paul mich verwundert an. »Das war alles, Emma.«
    Ich kann mich nicht bewegen. Wenn ich diesen Raum verlasse, ist alles vorbei.
    »Emma?«
    »Bitte befördern Sie mich«, sage ich verzweifelt. »Bitte. Ich muss befördert werden, um meine Familie zu beeindrucken. Das ist das Einzige auf der ganzen Welt, was ich mir wünsche, und ich werde ganz hart arbeiten, das verspreche ich, ich komme auch am Wochenende und ich … ich trage Kostüme …«
    »Bitte?« Paul starrt mich an, als sei ich plötzlich zum Goldfisch geworden.
    »Sie müssen mir auch nicht mehr bezahlen! Ich mache genau die gleiche Arbeit wie vorher. Und meine neuen Visitenkarten bezahle ich auch selbst! Ich meine, dann macht das doch für Sie gar keinen Unterschied! Sie werden nicht mal merken , dass ich befördert wurde!«
    Keuchend breche ich ab.
    »Emma, ich fürchte, Sie haben nicht ganz verstanden, worum es bei einer Beförderung geht«, sagt Paul sarkastisch. »Tut mir Leid, aber nein. Jetzt erst recht nicht.«
    »Aber …«

    »Emma, hören Sie mal zu. Wenn Sie vorankommen wollen, dann müssen Sie sich Ihre Chancen selbst schaffen. Sie müssen für sich Gelegenheiten herausarbeiten. So, und jetzt hauen Sie endlich ab, und schicken Sie mir Nick rein.«
    Als ich gehe, sehe ich ihn die Augen zur Decke verdrehen und noch etwas in mein Formular kritzeln.
    Na wunderbar. Wahrscheinlich schreibt er »Unzurechnungsfähige Irre, medizinische Hilfe anfordern«.
     
    Als ich niedergeschlagen an meinen Schreibtisch zurückkehre, mustert Artemis mich aufmerksam. »Oh, Emma«, sagt sie, »deine Cousine Kerry hat gerade

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