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Sag's Nicht Weiter, Liebling

Sag's Nicht Weiter, Liebling

Titel: Sag's Nicht Weiter, Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
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was. Ich schreibe es mir auf die Hand.
    »Guck dir die mal an. Habe ich aus dem Internet gezogen.« Connor zeigt mit breitem Lächeln auf einen Ordner auf dem Tisch. Ich schlage ihn auf und sehe ein grobkörniges Schwarzweißfoto von einem Zimmer mit einem Sofa und einer Topfblume darin.
    »Wohnungsangebote!«, sage ich erstaunt. »Wow, das ging aber schnell. Wir haben ja noch nicht mal gekündigt.«
    »Na ja, wir müssen ja mal anfangen zu gucken«, sagt Connor. »Guck mal, die hier hat einen Balkon. Und da ist eine mit offenem Kamin!«
    »Wahnsinn.«
    Ich setze mich hin, sehe mir das unscharfe Bild genauer an und stelle mir vor, dass Connor und ich dort wohnen. Und auf dem Sofa sitzen. Nur wir zwei, jeden Abend.
    Worüber wir dann wohl reden werden?
    Tja! Wir reden über … worüber wir immer reden.
    Vielleicht spielen wir auch Monopoly. Nur, falls uns mal langweilig wird oder so.
    Ich blättere auf die nächste Seite um und werde plötzlich ganz aufgeregt.
    Diese Wohnung hat einen Holzfußboden und Fensterläden!
Ich wollte schon immer Holzfußboden und Fensterläden! Und was für eine coole Küche, mit Granit-Arbeitsplatten …
    Oh, das wird alles so toll. Ich kann es gar nicht erwarten!
    Voller Vorfreude trinke ich einen Schluck Wein und lehne mich gerade entspannt zurück, als Connor sagt: »Und, ist das nicht aufregend, dass Jack Harper da ist?«
    Och nö. Bitte. Nicht schon wieder dieser blöde Jack Harper.
    »Hast du ihn getroffen?«, fragt er und kommt mit einem Schälchen Erdnüsse zu mir. »Ich habe gehört, dass er in der Marketing-Abteilung war.«
    »Hm, ja, ich habe ihn gesehen.«
    »Er war heute Nachmittag auch in der Marktforschung, aber ich war in einem Meeting.« Connor sieht mich gespannt an. »Und, wie ist er?«
    »Er ist … ich weiß nicht. Dunkles Haar … Amerikaner … Und wie war das Meeting?«
    Connor ignoriert meinen Versuch, das Thema zu wechseln, völlig.
    »Ist doch echt spannend, oder?« Sein Gesicht ist gerötet. »Jack Harper!«
    »Wahrscheinlich.« Ich zucke mit den Schultern. »Jedenfalls …«
    »Emma! Findest du das nicht aufregend?« Connor guckt erstaunt. »Er ist der Gründer des Unternehmens! Er ist der Mann, der das Konzept für Panther Cola entwickelt hat. Der eine unbekannte Marke genommen, sie umbenannt und der ganzen Welt verkauft hat! Er hat eine marode Firma in ein riesiges, florierendes Unternehmen verwandelt. Und jetzt lernen wir ihn alle kennen. Findest du das nicht aufregend?«
    »Ja«, sage ich schließlich. »Es ist … schon aufregend.«
    »Das könnte für uns alle eine einmalige Gelegenheit sein. Vom Genie höchstpersönlich zu lernen! Du weißt doch, er hat nie ein Buch geschrieben, er hat seine Gedanken nie jemandem
mitgeteilt, außer Pete Laidler …« Er holt sich eine Panther Cola aus dem Kühlschrank und öffnet sie. Connor ist wohl der loyalste Angestellte der Welt. Einmal habe ich bei einem Picknick eine Pepsi gekauft, da hätte er fast einen Herzinfarkt erlitten.
    »Weißt du, was am allertollsten wäre?«, fragt er und trinkt einen Schluck. »Ihn mal unter vier Augen zu sprechen.« Er sieht mich mit glänzenden Augen an. »Unter vier Augen mit Jack Harper! Das wäre doch ein wahnsinniger Karrierekick, meinst du nicht?«
    Unter vier Augen mit Jack Harper.
    Jau, hat meiner Karriere einen prima Kick gegeben.
    »Wahrscheinlich«, sage ich widerstrebend.
    »Natürlich wäre es das! Einfach die Möglichkeit zu haben, ihm zuzuhören. Zu hören, was er zu sagen hat! Der Typ war drei Jahre lang wie vom Erdboden verschluckt. Was ihm in der Zeit alles für Ideen gekommen sein müssen! Er muss so viele Ideen und Theorien haben, nicht nur über Marketing, sondern überhaupt über das Geschäft … darüber, wie die Menschen ticken … über das ganze Leben.«
    Connors Enthusiasmus wirkt wie Salz in meinen Wunden. Schauen wir doch mal genauer, wie gründlich ich alles verbockt habe. Ich sitze im Flugzeug neben dem großen Jack Harper, dem kreativen Genie und der Quelle aller Weisheit in Sachen Betriebswirtschaft und Marketing, ganz zu schweigen von den großen Mysterien des Lebens im Allgemeinen. Ein perfektes Ausgangsszenario.
    Und was mache ich? Stelle ich ihm tiefschürfende Fragen? Verwickle ich ihn in ein intelligentes Gespräch? Lerne ich überhaupt irgendetwas von ihm?
    Nein. Ich quassele über meine Wäschevorlieben.
    Cleverer Karriereschachzug, Emma. Ganz groß.

    Am nächsten Tag muss Connor früh zu einem Meeting, aber vorher gräbt er noch einen

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