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Sag's Nicht Weiter, Liebling

Sag's Nicht Weiter, Liebling

Titel: Sag's Nicht Weiter, Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
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nicht schon wieder.
    »Natürlich«, bringe ich schließlich heraus. »Es ist mir … ein Vergnügen. Hier geht es lang.«
    Unbeholfen geleite ich Jack Harper aus dem Konferenzraum, und wir gehen nebeneinander den Flur entlang. Mein Gesicht kribbelt ein bisschen, die Leute versuchen, uns nicht anzustarren, und ich merke, dass auf dem Gang alle zu verunsicherten Robotern mutieren, sobald sie ihn sehen. In den angrenzenden
Büros stoßen die Leute sich aufgeregt an, und mindestens einmal höre ich jemanden zischen: »Er kommt!«
    Ist das immer so, wenn Jack Harper irgendwo auftaucht? »So«, macht er nach einer Weile Konversation. »Dann ziehen Sie also mit Ken zusammen.«
    »Er heißt Connor «, sage ich. »Und, ja.«
    »Freuen Sie sich schon darauf?«
    »Ja. Klar freue ich mich.«
    Wir sind bei den Aufzügen angekommen, und ich drücke auf den Knopf. Ich spüre seinen spöttischen Blick auf mir.
    »Was?«, wehre ich mich und drehe mich zu ihm um.
    »Habe ich etwas gesagt?« Er zieht die Augenbrauen hoch. Sein Gesichtsausdruck verletzt mich. Was weiß er denn schon?
    »Ich weiß, was Sie denken«, sage ich und hebe trotzig das Kinn. »Aber das stimmt nicht.«
    »Das stimmt nicht?«
    »Nein! Sie haben da etwas … missverstanden.«
    » Missverstanden ?«
    Er sieht aus, als unterdrücke er ein Lachen, und eine leise Stimme in meinem Innern sagt, dass ich aufhören soll. Kann ich aber nicht. Ich muss ihm erklären, wie es ist.
    »Also. Ich weiß, dass ich im Flugzeug vielleicht ein paar … Bemerkungen gemacht habe«, fange ich an und balle die Fäuste. »Aber Sie müssen bedenken, dass dieses Gespräch unter Druck stattfand, in einer Extremsituation, und da habe ich eine Menge Dinge gesagt, die ich nicht so gemeint habe. Ziemlich viele sogar!«
    Ha! Jetzt habe ich es ihm aber gegeben.
    »Verstehe«, sagt Jack Harper nachdenklich. »Also … mögen Sie in Wirklichkeit gar kein Double-Chocolate-Chip-Eis von Häagen-Dazs.«
    Verunsichert starre ich ihn an.

    »Ich …« Ich muss mich mehrfach räuspern. »Manche Sachen waren natürlich auch ernst gemeint …«
    Die Tür macht Ping, und wir sehen beide auf.
    »Jack!«, sagt Cyril, der auf der anderen Seite der Tür steht. »Ich habe Sie schon gesucht.«
    »Ich habe mich nett mit Emma unterhalten«, sagt Jack. »Sie war so freundlich, mir den Weg zu zeigen.«
    »Aha.« Cyril sieht mich abschätzig an. »Nun ja, Sie werden schon bei den Designern erwartet.«
    »Also, dann … dann gehe ich mal«, sage ich befangen.
    »Bis später«, sagt Jack und grinst. »War nett, mit Ihnen zu plaudern, Emma.«

9
    Als ich abends aus dem Büro gehe, fühle ich mich ganz durchgeschüttelt, wie eine Schneekugel. Ich war eigentlich ganz glücklich damit, ein gewöhnliches, langweiliges, kleines Dorf in der Schweiz zu sein. Und dann kommt dieser Jack Harper daher und schüttelt mich, und plötzlich wirbeln überall Schneeflocken herum.
    Und ein bisschen Geglitzer. Winzige Stückchen funkelnder, heimlicher Erregung.
    Immer, wenn ich seinem Blick begegne oder seine Stimme höre, trifft mich ein kleiner Pfeil in die Brust.
    Was ja wohl albern ist. Albern.
    Connor ist mein Freund. Connor ist meine Zukunft. Er liebt mich, und ich liebe ihn, und wir ziehen zusammen. Und wir werden Holzfußboden und Fensterläden haben und Arbeitsplatten aus Granit. Also.
    Also.
    Zu Hause kniet Lissy im Wohnzimmer auf dem Boden und
hilft Jemima, sich in das engste schwarze Wildlederkleid zu zwängen, das ich je gesehen habe.
    »Wow!«, sage ich und stelle meine Tasche ab. »Das sieht ja toll aus!«
    »So!«, keucht Lissy und setzt sich auf die Fersen. »Der Reißverschluss wäre zu. Kriegst du noch Luft?«
    Jemima bewegt nicht einen Muskel. Lissy und ich sehen uns an.
    »Jemima!«, sagt Lissy erschrocken. »Kannst du atmen?«
    »Geht so«, sagt Jemima schließlich. »Wird schon reichen.« Sehr langsam und sehr steif taumelt sie auf ihre Louis-Vuitton-Tasche zu, die auf einem Stuhl liegt.
    »Was passiert, wenn du aufs Klo musst?«, frage ich und starre sie an.
    »Oder mit zu ihm gehst!«, sagt Lissy und kichert.
    »Das ist erst unser zweites Date! Ich gehe bestimmt nicht mit zu ihm!«, sagt Jemima schockiert. »So bekommt man keinen …«, sie schnappt nach Luft, »Diamanten am Finger!«
    »Und was ist, wenn euch die Leidenschaft übermannt?«
    »Oder wenn er dich im Taxi angrapscht?«
    »So ist er nicht«, sagt Jemima und verdreht die Augen. »Er ist zufällig Erster Stellvertretender Staatssekretär im

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