Sag's Nicht Weiter, Liebling
Sie das überhaupt gar nichts an.«
Jacks Lachen erstirbt. Er sieht aus, als hätte ich ihn geohrfeigt. Einige Momente lang starrt er mich an und sagt nichts. Dann tritt er einen Schritt zurück und startet den Aufzug wieder.
»Sie haben Recht«, sagt er mit völlig veränderter Stimme. »Ihr Privatleben geht mich nichts an. Ich bin zu weit gegangen und entschuldige mich dafür.«
Plötzlich bin ich bestürzt.
»Ich … ich wollte doch nicht …«
»Nein. Sie haben Recht.« Er starrt kurz auf den Boden, dann sieht er auf. »Ich fliege morgen zurück in die Staaten. Der Aufenthalt hier war sehr schön, und ich danke Ihnen für Ihre Hilfe. Kommen Sie heute Abend zur Abschiedsparty?«
»Ich … weiß noch nicht«, sage ich.
Die Atmosphäre ist kaputt.
Es ist schrecklich. Ganz furchtbar. Ich möchte etwas sagen, es soll wieder so sein wie vorher, alles locker und scherzhaft. Aber mir fehlen die Worte.
Wir kommen im neunten Stock an, die Tür geht auf.
»Ich denke, von hier an schaffe ich es allein«, sagt Jack. »Ich hatte Sie nur gebeten mitzukommen, um Gesellschaft zu haben.«
Unbeholfen reiche ich ihm die Ordner.
»Also, Emma«, sagt er in seinem förmlichen Ton, »falls wir uns nicht mehr sehen, es war nett, Sie kennen zu lernen.« Er sieht mir in die Augen und hat wieder den alten, warmen Schimmer im Gesicht. »Und das meine ich ernst.«
»Gleichfalls«, sage ich mit einem Kloß im Hals.
Ich will nicht, dass er geht. Es soll nicht so enden. Am liebsten würde ich ihn auf einen Drink einladen. Am liebsten würde ich nach seiner Hand greifen und sagen: Geh nicht.
Himmel, was ist denn mit mir los?
»Gute Reise«, bringe ich schließlich heraus, als er mir die Hand gibt. Er macht auf dem Absatz kehrt und geht den Gang hinunter.
Ich öffne mehrfach den Mund, um ihm etwas hinterherzurufen - aber was sollte ich sagen? Es gibt nichts zu sagen. Morgen früh sitzt er im Flugzeug zurück in sein Leben. Und ich bleibe hier in meinem.
Den Rest des Tages fühle ich mich bleiern. Alle reden über Jack Harpers Abschiedsparty, aber ich gehe eine halbe Stunde früher als sonst nach Hause. Dort mache ich mir eine heiße Schokolade, und als Connor in die Wohnung kommt, sitze ich auf dem Sofa und starre ein Loch in die Luft.
Als er das Zimmer betritt, sehe ich auf und weiß sofort, dass etwas anders ist. Nicht mit ihm. Er hat sich überhaupt nicht verändert.
Aber ich. Ich habe mich verändert.
»Hi«, sagt er und küsst mich zärtlich auf den Kopf. »Wollen wir gehen?«
»Gehen?«
»Die Wohnung in der Edith Road angucken. Wir müssen uns beeilen, wenn wir noch rechtzeitig zur Party kommen wollen. Ach ja, meine Mutter hat uns ein Geschenk für die Wohnung geschickt, es ist ins Büro geliefert worden.«
Er reicht mir eine Pappschachtel. Ich nehme eine gläserne Teekanne heraus und sehe sie verblüfft an.
»Da sind die Teeblätter vom Wasser getrennt. Mum sagt, der Tee schmeckt wirklich besser …«
»Connor«, höre ich mich sagen, »ich kann das nicht.«
»Es ist ganz einfach. Man muss nur den …«
»Nein.« Ich schließe die Augen, nehme all meinen Mut zusammen und öffne sie wieder. »Ich kann das nicht. Ich kann nicht mit dir zusammenziehen.«
»Was?« Connor starrt mich an. »Ist irgendwas passiert?« »Ja. Nein.« Ich schlucke. »Ich habe schon seit einer Weile Zweifel. An uns. Und jetzt haben sie sich … gefestigt. Einfach so weiterzumachen wäre geheuchelt. Und das wäre nicht fair.«
» Was ?« Connor reibt sich das Gesicht. »Emma, heißt das etwa, du willst … willst …«
»Ich möchte Schluss machen«, sage ich und sehe auf den Teppich.
»Das ist ja wohl ein Scherz.«
»Das ist kein Scherz!« Plötzlich tut es mir weh. »Das ist kein Scherz, verstehst du?«
»Aber … das ist doch lächerlich! Das ist lächerlich!« Connor läuft im Zimmer auf und ab wie ein wütender Löwe. Plötzlich sieht er mich an.
»Es war dieser Flug.«
»Was?« Ich zucke zusammen, als hätte ich mich verbrannt. »Wie meinst du das?«
»Seit diesem Flug von Schottland bist du anders.«
»Bin ich nicht!«
»Doch, bist du! Du bist nervös, du bist angespannt …«
Connor hockt sich vor mich hin und ergreift meine Hände. »Emma, vielleicht leidest du an einer Art Trauma. Du könntest dich mal beraten lassen.«
»Connor, ich brauche keine Therapie!« Ich ziehe meine Hände weg. »Aber vielleicht hast du Recht. Vielleicht hat dieser Flug …«, ich schlucke, »… mich verändert. Vielleicht hat er
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