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Sag's Nicht Weiter, Liebling

Sag's Nicht Weiter, Liebling

Titel: Sag's Nicht Weiter, Liebling Kostenlos Bücher Online Lesen
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Hauptgang abgeräumt wird, und Jack nickt nur.
    Die Damentoilette wirkt eher wie ein Palast als wie ein Klo, mit goldenen Spiegeln, vornehmen Stühlen und einer uniformierten Dame, die einem das Handtuch reicht. Einen Moment lang geniere ich mich, vor ihr mit Lissy zu telefonieren, aber sie kennt so was ja bestimmt.
    »Hi«, sage ich, als Lissy abnimmt. »Ich bin’s.«
    »Emma! Wie läuft’s?«
    »Es ist furchtbar«, sage ich traurig.
    »Wieso das denn?«, fragt sie entsetzt. »Wieso ist es furchtbar? Was ist denn passiert?«
    »Das ist das Allerschlimmste.« Ich lasse mich auf einen
Stuhl plumpsen. »Es fing alles ganz toll an. Wir haben gelacht und Witze gemacht, und das Restaurant ist der helle Wahnsinn, und er hat extra ein besonderes Menü für mich bestellt, mit meinen ganzen Leibgerichten …«
    Ich schlucke. So formuliert klingt es alles ziemlich perfekt.
    »Hört sich doch toll an«, sagt Lissy erstaunt. »Und wieso ist …«
    »Und dann hat sein Handy geklingelt.« Ich schnäuze mich. »Und seitdem hat er kaum noch ein Wort mit mir gesprochen. Er verschwindet dauernd zum Telefonieren, und ich sitze allein da, und wenn er zurückkommt, machen wir total angespannt und verkrampft Konversation, und er hört mir offensichtlich kaum zu.«
    »Vielleicht hat er Sorgen, mit denen er dich nicht belasten will«, sagt Lissy nach einer Pause.
    »Ja, vielleicht«, sage ich langsam. »Er wirkt ziemlich bedrückt.«
    »Vielleicht ist irgendwas Schlimmes passiert, und er will die Stimmung nicht verderben. Sprich ihn doch einfach darauf an. Vielleicht kannst du seine Sorgen mit ihm teilen!«
    »Okay«, sage ich, und es geht mir schon ein bisschen besser. »Gut, das mache ich. Danke, Lissy.«
     
    Etwas optimistischer gehe ich zum Tisch zurück. Ein Kellner taucht wie aus dem Nichts auf und schiebt mir den Stuhl zurecht, und als ich mich setze, lächle ich Jack so herzlich und mitfühlend an, wie ich kann. »Jack, ist alles in Ordnung?«
    Er runzelt die Stirn.
    »Wieso fragen Sie?«
    »Na ja, Sie verschwinden dauernd. Ich dachte, vielleicht … möchten Sie über irgendwas sprechen.«
    »Es ist alles okay«, sagt er schroff. »Danke.« Sein Tonfall sagt »Thema beendet«, aber so schnell gebe ich nicht auf.

    »Haben Sie schlechte Nachrichten bekommen?«
    »Nein.«
    »Ist es … etwas Geschäftliches?«, hake ich nach. »Oder … oder ist es eine persönliche …«
    Jack sieht mich an, und in seinen Augen blitzt Wut auf.
    »Ich habe doch gesagt, es ist nichts. Hören Sie einfach auf damit.«
    Na toll. Jetzt hat er’s mir aber gezeigt.
    »Möchten Sie ein Dessert?«, unterbricht mich der Kellner, und ich lächle ihn angespannt an.
    »Nein, danke, lieber nicht.«
    Mir reicht es für heute. Ich will es nur noch hinter mich bringen und nach Hause gehen.
    »Gut.« Der Kellner lächelt mich an. »Kaffee?«
    »Doch, sie möchte Dessert«, sagt Jack über meinen Kopf hinweg.
    Bitte? Was hat er da gerade gesagt? Der Kellner sieht mich fragend an.
    »Nein, möchte ich nicht!«, sage ich entschlossen.
    »Kommen Sie, Emma«, sagt Jack, und da ist sein warmer, spöttischer Tonfall wieder. »Mir brauchen Sie doch nichts vorzumachen. Sie haben mir doch im Flieger erzählt, dass Sie das immer sagen. Sie sagen, Sie möchten kein Dessert, aber in Wirklichkeit möchten Sie doch.«
    »Diesmal möchte ich wirklich keins.«
    »Es ist extra für Sie gemacht worden.« Jack beugt sich zu mir herüber. »Häagen-Dazs, Meringe, Bailey’s-Soße extra …«
    Plötzlich finde ich ihn sehr gönnerhaft. Woher will er wissen, was ich möchte? Vielleicht möchte ich einfach nur Obst. Vielleicht möchte ich gar nichts. Er kennt mich überhaupt nicht. Kein bisschen.
    »Ich habe keinen Appetit mehr.« Ich schiebe meinen Stuhl zurück.

    »Emma, ich kenne Sie doch. Sie möchten doch …«
    »Sie kennen mich überhaupt nicht!«, schreie ich wütend, ich kann mich nicht beherrschen. »Jack, Sie wissen vielleicht ein paar beliebige Details über mich, aber das heißt nicht, dass Sie mich kennen!«
    »Was?« Jack starrt mich an.
    »Wenn Sie mich kennen würden«, sage ich mit zitternder Stimme, »dann hätten Sie bemerkt, dass ich es gerne habe, wenn mein Gesprächspartner mir zuhört. Mir ein bisschen Respekt entgegenbringt und mir nicht sagt, ich soll ›einfach damit aufhören‹, wenn ich mich um ein bisschen Konversation bemühe …«
    Jack glotzt mich erstaunt an.
    »Emma, ist alles in Ordnung?«
    »Nichts ist in Ordnung! Sie haben mich praktisch den ganzen

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