Sag's Nicht Weiter, Liebling
»Ich wollte nur … ich hatte mich so darauf gefreut! Ich wollte Sie ein bisschen besser kennen lernen, und ich wollte Spaß haben … zusammen lachen … und ich wollte so einen pinkfarbenen Cocktail, keinen Champagner …«
Scheiße. Scheiße . Das ist mir so rausgerutscht, ich konnte nicht an mich halten.
»Aber … Sie trinken doch so gern Champagner!«, sagt Jack verblüfft. »Haben Sie gesagt. Ein perfektes Date würde mit Champagner anfangen.«
Ich kann ihm nicht in die Augen sehen.
»Ja, na ja. Da konnte ich schließlich noch nichts von pinkfarbenen Cocktails wissen, oder?«
Jack wirft den Kopf zurück und lacht.
»Da haben Sie Recht. Sehr Recht sogar. Und ich habe Ihnen keine Wahl gelassen, richtig?« Er schüttelt reuig den Kopf. »Wahrscheinlich saßen Sie da und dachten, weiß dieser Trottel denn nicht, dass ich einen pinkfarbenen Cocktail möchte?«
»Nein!«, sage ich sofort, aber meine Wangen färben sich purpurrot, und Jack sieht mich mit so einem komischen Gesichtsausdruck an, dass ich ihn am liebsten in den Arm nehmen würde.
»Ach, Emma. Es tut mir Leid.« Er schüttelt den Kopf. »Ich wollte Sie auch besser kennen lernen. Und ich wollte auch einen netten Abend verbringen. Sieht so aus, als wollten wir das Gleiche. Und ich habe es vermasselt.«
»Ist doch nicht Ihre Schuld«, murmle ich betreten.
»So hatte ich das alles nicht geplant.« Er sieht mich ernst an. »Geben Sie mir noch eine Chance?«
Ein großer roter Doppeldeckerbus kommt an die Haltestelle gerumpelt, und wir sehen auf.
»Ich muss gehen«, sage ich und stehe auf. »Das ist mein Bus.«
»Emma, machen Sie keine Dummheiten. Steigen Sie ins Auto.«
»Nein. Ich fahre mit dem Bus.«
Die automatischen Türen öffnen sich, und ich steige ein. Ich zeige dem Fahrer meine Monatskarte, und er nickt.
»Sie wollen ernsthaft mit diesem Ding fahren?«, fragt Jack und steigt hinter mir ein. Skeptisch schaut er die übliche bunte Mischung der Nachtfahrer an. »Ist das sicher ?«
»Sie reden wie mein Grandpa! Natürlich ist es sicher. Er fährt direkt bis zu meiner Straße.«
»Beeilen Sie sich!«, sagt der Fahrer ungeduldig zu Jack. »Wenn Sie nicht zahlen können, steigen Sie aus.«
»Ich habe meine American-Express-Karte dabei«, sagt Jack und greift in die Tasche.
»Man kann doch im Bus nicht mit Kreditkarte bezahlen!« Ich verdrehe die Augen. »Wissen Sie denn gar nichts? Und überhaupt.« Ich starre ein paar Sekunden lang meine Monatskarte an. »Ich wäre jetzt lieber allein, wenn es geht.«
»Verstehe«, sagt Jack mit veränderter Stimme. »Dann steige ich wohl besser wieder aus«, sagt er zum Fahrer. Dann sieht er mich an. »Sie haben mir noch nicht geantwortet. Versuchen wir es noch mal? Morgen Abend. Und dann machen wir alles, was Sie möchten. Sie sind die Bestimmerin.«
»Okay.« Ich versuche, den Vorschlag mit einem unverbindlichen Schulterzucken zu quittieren, aber als ich seinem Blick begegne, muss ich doch lächeln.
»Wieder um acht?«
»Um acht. Und ohne Auto«, füge ich fest hinzu. »Morgen gehen wir auf meine Art aus.«
»Wunderbar! Ich freue mich drauf. Gute Nacht, Emma.«
»Gute Nacht.«
Als er sich umdreht, um auszusteigen, gehe ich die Stufen zum Oberdeck hoch. Ich steuere den vordersten Sitz an, auf dem ich als Kind auch immer gesessen habe, und starre in die dunkle, regnerische Londoner Nacht hinaus. Wenn ich lange genug starre, verschwimmt das Licht der Straßenlampen wie in einem Kaleidoskop. Wie im Märchenland.
In meinem Kopf schwirren Bilder von der Dame in Gold herum, dem pinkfarbenen Cocktail, Jacks Gesicht, als ich sagte, dass ich gehe, dem Kellner mit meinem Mantel, Jacks Auto an der Bushaltestelle … Ich kann keinen klaren Gedanken fassen. Ich kann nur hier sitzen, hinausstarren und auf die vertrauten, tröstlichen Geräusche hören. Das altmodische Mahlen und Dröhnen des Busmotors. Das Zischen der auf- und zugehenden Türen. Das schrille Klingeln des Halteknopfs. Leute, die die Treppe herauf- und wieder hinuntertrampeln.
Ich spüre, wie der Bus in den Kurven schwankt, aber ich merke kaum, wo wir sind. Bis nach einer Weile vertraute Anblicke in mein Bewusstsein dringen und ich merke, dass wir uns meiner Straße nähern. Ich reiße mich zusammen, greife nach meiner Handtasche und wanke zur Treppe.
Plötzlich biegt der Bus scharf nach links ab, ich grabsche nach einem Haltegriff und klammere mich fest. Warum biegen wir hier ab? Ich sehe aus dem Fenster, denke, dass mir das gerade noch
Weitere Kostenlose Bücher