Sag's Nicht Weiter, Liebling
Nein, sagen Sie es nicht.« Er hebt die Hand. »Porsche. Stimmt’s?«
Jack wirft mir einen fragenden Blick zu, und ich sehe flehend zurück, versuche, ihm klarzumachen, dass es nicht anders ging, dass es mir wirklich Leid tut und dass ich im Prinzip am liebsten sterben würde …
»Ich nehme an, ich bin enttarnt«, sagt er und grinst.
»Jack!«, ruft Kerry, die die Fassung wiedergefunden hat. Sie lächelt ihr schmeichlerisches Lächeln und streckt die Hand aus. »Schön, Sie richtig kennen zu lernen.«
»Unbedingt!«, sagt Jack. »Obwohl … wir haben uns doch vorhin schon kennen gelernt.«
»Unter Professionals «, sagt Kerry aalglatt. »Von Firmeninhaber zu Firmeninhaber. Hier ist meine Visitenkarte. Wenn Sie mal Hilfe bei Reisevorbereitungen benötigen, rufen Sie einfach an. Oder vielleicht haben Sie Lust, mal gemeinsam etwas zu unternehmen … vielleicht könnten wir vier einmal zusammen ausgehen! Eine Runde spielen? Könnten wir doch, Emma?«
Fassungslos glotze ich sie an. Seit wann gehen Kerry und ich zusammen aus?
»Emma und ich sind ja fast wie Schwestern«, fügt sie zuckersüß hinzu und legt den Arm um mich. »Das hat sie Ihnen sicher erzählt.«
»Oh, sie hat mir so einiges erzählt«, sagt Jack mit undurchdringlichem Gesichtsausdruck. Er beißt ein Stück Hühnchen ab und kaut.
»Wir sind zusammen aufgewachsen, haben alles geteilt.« Kerry drückt mich, und ich versuche zu lächeln, ersticke aber fast an ihrem Parfum.
»Ist das nicht süß?«, sagt Mum begeistert. »Schade, dass ich keinen Fotoapparat dabeihabe.«
Jack antwortet nicht. Er sieht Kerry nur lange abschätzend an.
»Wir stehen uns wirklich sehr nahe!« Kerrys Lächeln wird noch schleimiger. Sie drückt mich so fest, dass ihre Krallen sich in mein Fleisch bohren. »Nicht wahr, Ems?«
»Äh, jo«, sage ich schließlich. »Sehr.«
Jack kaut immer noch sein Hühnchen. Er schluckt es runter, dann sieht er auf.
»Dann war das wohl eine ziemlich harte Entscheidung für Sie, als Sie Emma damals abweisen mussten«, sagt er im Plauderton zu Kerry. »Wo Sie sich doch so nahe stehen und all das.«
»Abweisen?« Kerry lacht klirrend. »Ich habe keine Ahnung, was Sie …«
»Damals, als sie sich um einen Praktikumsplatz in Ihrer Firma beworben hat und Sie sie nicht genommen haben«, sagt Jack freundlich und beißt noch einmal von seinem Hühnchen ab.
Ich kann mich nicht mal bewegen.
Das war ein Geheimnis. Das sollte ein Geheimnis bleiben.
»Was?«, sagt Dad, halb lachend. »Emma hat sich bei Kerry beworben?«
»Ich … wovon reden Sie überhaupt?«, sagt Kerry und wird zartrosa.
»Ich glaube , es war doch so«, sagt Jack kauend. »Sie hat sogar angeboten, ohne Bezahlung zu arbeiten … und Sie haben trotzdem nein gesagt.« Er sieht sie einen Moment lang erstaunt an. »Interessante Entscheidung.«
Sehr langsam ändern sich Mums und Dads Gesichtsausdrücke.
»Aber natürlich ein Glück für uns hier bei der Panther Corporation«, fügt Jack fröhlich hinzu. »Wir sind sehr froh, dass Emma nicht in der Reisebranche Karriere gemacht hat. Das
habe ich wohl Ihnen zu verdanken, Kerry! So von Firmeninhaber zu Firmeninhaber.« Er lächelt sie an. »Sie haben uns wirklich einen großen Gefallen getan.«
Kerry ist jetzt puterrot.
»Kerry, ist das wahr?«, sagt Mum scharf. »Du hast Emma nicht geholfen, als sie dich darum gebeten hat?«
»Das hast du uns ja gar nicht erzählt, Emma.« Dad wirkt ganz betroffen.
»Es war mir eben peinlich«, sage ich mit leicht überschnappender Stimme.
»Es war aber auch ein bisschen frech von Emma«, sagt Nev und beißt kräftig in seine Pork Pie, »familiäre Bindungen so auszunutzen. Das hast du doch damals gesagt, Kerry, nicht wahr?«
»Frech?«, wiederholt Mum ungläubig. »Kerry, vielleicht erinnerst du dich, dass wir dir das Geld für die Firmengründung geliehen haben. Ohne diese Familie hättest du überhaupt keine Firma.«
» So war das ja gar nicht«, sagt Kerry und schießt einen genervten Blick auf Nev ab. »Es war ein … ein Missverständnis. Eine Verwechslung!« Sie tätschelt ihre Perücke und lächelt mich schon wieder an. »Natürlich würde ich dir gerne helfen voranzukommen, Ems. Hättest du das früher gesagt! Ruf mich einfach im Büro an, ich tue, was ich kann …«
Voller Abscheu starre ich sie an. Nicht zu fassen , dass sie jetzt noch versucht, sich da rauszuwinden. Sie ist die falscheste Ziege der Welt.
»Es war kein Missverständnis, Kerry«, sage ich, so ruhig ich kann.
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