Sahnehäubchen: Roman
unsere letzte Lesung sein!« Während ich das sage, merke ich, dass an einen Ausflug zur Apotheke wirklich nicht zu denken ist. Ich fühle mich ja jetzt schon, als müsse ich gleich ins Koma fallen.
»Richtig. Na dann, gute Nacht.«
Ich schleppe mich zurück ins Bett und hoffe, auch ohne Nasentropfen noch ein kleines Nickerchen machen zu können.
22. Kapitel
T atsächlich: Ich muss noch einmal eingeschlafen sein. Denn als ich vom Klingeln an meiner Haustür geweckt werde, ist es laut meinem Radiowecker schon fast elf Uhr. Und es geht mir auch schon ein kleines Stückchen besser: Mein Hals kratzt zwar immer noch ordentlich, aber dafür habe ich keinen allzu schlimmen Brummschädel mehr. Ich überlege kurz, ob ich nicht einfach liegen bleibe und das Klingeln ignoriere. Aber wer auch immer vor der Tür steht, scheint finster entschlossen, eingelassen zu werden. Mittlerweile klingelt es jedenfalls Sturm.
Ich ziehe mir schnell einen Bademantel über und werfe dann einen Blick durch den Spion. Das mache ich sonst nie, aber in meiner derzeitigen Verfassung würde mich auch ein siebenjähriger Einbrecher sehr leicht überwältigen. Draußen steht allerdings kein gewaltbereites Schulkind, sondern …
… Nils, mit einem großen Karton unter dem Arm. Ich öffne die Tür.
»Na, das ist aber eine Überraschung!«
»Du klangst am Telefon so schlecht, dass ich mich spontan zum Packen eines Carepakets entschieden habe. Darf ich reinkommen?«
»Ach, Mensch …« Ich seufze. »Mir geht es heute wirklich nicht gut. Ich fühle mich furchtbar und sehe auch genauso aus.«
»Ach komm«, grinst Nils. »Die schöne Frau entstellt bekanntlich nichts. Und sieh mich mal an: So ganz ohne Dwaine-Verkleidung bin ich auch nur ein Schatten meiner selbst.«
Tatsächlich: Nils sieht vollkommen normal aus. Jeans, weißes T-Shirt, Schluss. Sehr nett. Sollte er definitiv öfter machen. Dieses gockelhafte Dwaine-Outfit entstellt ihn geradezu.
»Ich finde dich so deutlich sympathischer«, kommentiere ich deswegen.
»Na, dann kannste mich ja auch reinlassen. Bitte, bitte!« Okay, den Hundeblick hat er auch in seiner wahren … äh … Identität drauf.
»Na gut«, entgegne ich matt und öffne die Tür weiter. Er geht an mir vorbei in meinen Flur und stellt dort den Karton ab.
»Woher weißt du eigentlich, wo ich wohne?«, röchle ich ihn an.
»Na rate! Von der guten Frau Smit natürlich. Der habe ich schon vor einiger Zeit deine Adresse aus dem Kreuz geleiert – mit dem Vorwand, meine Projektleiterin müsse schließlich immer für mich erreichbar sein.«
»Wie nett«, kommentiere ich trocken – und denke: Wenn ich wieder fit bin, ist die alte Plaudertasche fällig.
»Also: Ich habe Erkältungstee, frisches Obst wie zum Beispiel Orangen, Vitamin-C-Tabletten, Aspirin, Nasentropfen und Halsbonbons. Außerdem einen dicken Schal und dicke Socken.«
Ich muss zugeben: Ich bin gerührt. So etwas Nettes hätte ich Nils gar nicht zugetraut. Dwaine natürlich sowieso nicht. Gespannt luge ich in den Karton – er ist wirklich randvoll mit lauter guten Sachen, die man bei einer Erkältung brauchen kann.
»Was ist denn dieses große Teil da?« Ich deute auf ein Gerät aus Edelstahl, das entfernt an eine dieser neumodischen Kaffeemaschinen erinnert.
»Das ist meine professionelle Saftpresse. Mit dieser werde ich dir jetzt aus Äpfeln, Karotten und Orangen meinen ACE-Spezialsaft zubereiten. Davon zwei Gläser, und du wirst dich wundern, wie schnell du wieder auf den Beinen bist.«
»Du hast eigens eine Saftpresse mitgebracht?«, frage ich ungläubig. »So ein Riesenteil?«
»Klar. Ich reise nie ohne. Mich wundert auch immer wieder, dass es in Deutschland so wenig frisch gepressten Saft zu kaufen gibt. In Texas hast du eigentlich an jeder Ecke eine Saftbar.«
»In Texas? Hallo? Spreche ich gerade mit Nils oder mit Dwaine?«
Nils erschrickt, dann lächelt er schief. »O Mann, da kannst du mal sehen, wie sehr ich schon in meiner Rolle aufgehe. Jetzt mal im Ernst – diese 1-a-Saftpresse habe ich zu einem wahren Schnäppchenpreis bei Rudis Resterampe gekauft. Seitdem presse ich wirklich oft Saft – schmeckt viel besser als aus der Flasche, wirst schon sehen. Und mein ACE-Rezept ist wirklich der Hammer!«
»Ich bin gespannt. Stört es dich, wenn ich mich so lange ein bisschen auf’s Sofa lege? So schlapp habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Ich glaube, ich habe auch ein bisschen Fieber.«
»Kein Problem, mach nur. Ich serviere
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