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Sahnehäubchen: Roman

Sahnehäubchen: Roman

Titel: Sahnehäubchen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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wenn es bloß nicht so kalt wäre. Von lauem Frühlingsabend ist jedenfalls nichts zu spüren. Ob das schon die Eisheiligen sind? Zudem pfeift der Wind hier unten am Wasser ziemlich. Ich fröstele. Tom, der offenbar beschlossen hat, heute mal in die Rolle des edlen Ritters zu schlüpfen, zieht seine Jacke aus und legt sie mir galant über die Schultern.
    »Nicht, dass du mir erfrierst«, sagt er leise und schaut mir tief in die Augen. Hoppla, das hatten wir doch schon mal! Offenbar scheint mich der Gedanke so zu verwirren, dass ich über meine eigenen Füße stolpere. Bevor ich völlig undamenhaft der Länge nach hinschlage, greift Tom nach meiner Hand und fängt mich auf.
    »Danke«, hauche ich, dann gehen wir schweigend weiter. Meine Hand hält Tom allerdings immer noch fest. Fühlt sich eigentlich ganz gut an. So sicher. Und auf einmal ist mir auch gar nicht mehr kalt, ganz im Gegenteil.
    Irgendwann sind aber auch die Landungsbrücken zu Ende, wir kehren um. »Du siehst müde aus«, sagt Tom.
    »Stimmt«, erwidere ich, »das war ein aufregender Tag. Bist du böse, wenn ich jetzt einfach nur noch nach Hause will?«
    »Ich bin ja nicht Dwaine. Der würde dir jetzt einfach eine Keule über den Kopf ziehen und dich in seine Höhle schleppen.« Bei der Vorstellung müssen wir beide lachen. Dann bringt Tom mich zum Taxistand.
    »Fährst du mit?«, will ich wissen. »Du hast doch dein Fahrrad noch bei mir stehen, oder?«
    »Nee, ich geh jetzt zu Fuß nach Hause. Ich wohne hier gleich um die Ecke.«
    Bevor ich noch Wie schade! denken kann zieht Tom mich an sich und gibt mir zum Abschied einen ganz zarten, vorsichtigen Kuss, den ich ebenso vorsichtig, aber sehr begeistert erwidere. Selig lächelnd, sinke ich dann ins Taxi und schließe die Augen. Was für ein schöner Abend!

    Was für ein schrecklicher Morgen! Ich wache mit den schlimmsten Halsschmerzen der Welt und einer Nase auf, die Karl Malden, Gott hab ihn selig, alle Ehre machen würde. Schon der Versuch, mich zu räuspern, tut höllisch weh, und Kopfschmerzen habe ich sozusagen als Dreingabe. Kein Zweifel – der romantische Elbspaziergang mit Tom ist in eine fette Erkältung gemündet. Mist! Endlich Wochenende, und dann das!
    Ich überlege, ob ich irgendwelche Mittelchen im Haus habe, die das Schlimmste noch verhindern können, aber das ist insofern Unsinn, als dass das Schlimmste ganz offensichtlich bereits eingetreten ist. Mir ist wirklich hundeelend. Am liebsten würde ich mir die Decke über den Kopf ziehen, noch eine Runde schlafen und dann gesund aufwachen. Aber das wird schon deswegen nichts werden, weil ich kaum noch Luft durch die Nase bekomme und in diesem Zustand an erholsamen Schlaf nicht zu denken ist. Es hilft nichts: Ich muss aufstehen und mir in der Apotheke zumindest Nasentropfen kaufen.
    Das Telefon klingelt, ich wälze mich aus dem Bett.
    »Hallo?«, krächze ich in den Hörer.
    »Nina? Bist du es?« Am anderen Ende der Leitung ist Nils. Ich schaue auf die Uhr. Warum ruft der mich am Samstagmorgen um neun Uhr an? Wenn es mir nicht so schlecht ginge, würde ich jetzt noch wie ein Baby schlummern.
    »Ja, natürlich bin ich es«, entgegne ich deswegen etwas vergrätzt, was in Kombination mit meiner angeschlagenen Gesundheit durchaus furchteinflößend klingt. Macht allerdings trotzdem keinen größeren Eindruck auf meinen Anrufer.
    »Komisch, man erkennt deine Stimme kaum. Du klingst, als ob du gestern Abend mindestens eine Flasche Whiskey alleine gesoffen hättest. Aber auch irgendwie sexy.«
    »Danke für das Kompliment«, krächze ich. »Ich bin lediglich erkältet.«
    »Oh, das tut mir leid. Wo hast du dir das denn eingefangen?«
    Die Halsschmerzen machen mich wahnsinnig. Mit Smalltalk kann ich mich beim besten Willen nicht aufhalten. »Nils, was willst du?«
    »Äh, ich wollte eigentlich nur wissen, wie eure Präsentation gestern gelaufen ist. Die war doch gestern, oder?«
    »Und deswegen rufst du mich an einem Samstag um neun an?«
    »Neulich hast du mir noch vorgeworfen, ich sei egoistisch und würde mich nicht dafür interessieren, was das Team macht. Nun will ich dir das Gegenteil beweisen – und das ist auch wieder nicht richtig. Also echt! Frauen!«
    »Jetzt klingst du schon wie Dwaine«, beschwere ich mich. Nils lacht.
    »Manchmal hat er eben doch recht. Aber im Ernst – du klingst schlimm. Kann ich irgendetwas für dich tun?«
    »Danke, nein. Lass mich einfach noch ein bisschen schlafen. Muss schließlich nächste Woche fit für

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