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Sahnehäubchen: Roman

Sahnehäubchen: Roman

Titel: Sahnehäubchen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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dir den Saft, wenn er fertig ist. Für’s Sofa ist übrigens auch noch etwas Passendes im Karton. Vielleicht musst du nur ein bisschen tiefer graben.« Ich bücke mich also noch einmal über den Karton und wühle mich an Erkältungstee und Schal vorbei. Ganz unten entdecke ich es schließlich: Nils hat auch noch die neue Gala mitgebracht. Sollte es sich bei ihm doch um einen tollen Typen handeln, Marke Frauenversteher? Ich ziehe das Magazin aus dem Karton und lege mich damit auf die Couch.
    Fünf Minuten später wird es in der Küche unglaublich laut – diese Saftpresse kann locker mit einem startenden Transportflugzeug mithalten. Mein Kopfschmerz meldet sich zurück. Aua! Aber der ist auch schnell wieder verschwunden, als Nils kurz darauf mit einem großen Glas Saft an meinem Krankenlager erscheint. Ich nippe daran. Sehr lecker!
    »Hm, das schmeckt aber gut.«
    »Danke, freut mich.« Nils strahlt mich an. »Er ist dazu noch total gesund: viel Vitamin A, C und E. Also, wenn dir das nicht wieder auf die Beine hilft, weiß ich auch nicht.«
    »Hoffentlich hast du recht.«
    »Warum hat es dich eigentlich so umgehauen? Diese Woche hattest du doch ausreichend Gelegenheit, dich vom Tourneestress zu erholen.«
    »Na, von wegen. Und es ist doch immer so: Wenn der Stresslevel sehr hoch ist, wird man nicht krank. Dafür aber gleich im Anschluss. Kennst du das nicht?«
    Nils schüttelt den Kopf. »Hab ich noch nie so drauf geachtet.«
    »Außerdem habe ich gestern in einem Anflug von Wahnsinn einen ziemlich langen Elbspaziergang gemacht. Die ganze Zeit war mir ein bisschen kalt – das ist vermutlich die Quittung dafür.« Noch in dem Moment, in dem ich von dem Spaziergang erzähle, weiß ich, dass das keine gute Idee war. Nun wird Nils vermutlich gleich wissen wollen, mit wem ich unterwegs war, und eigentlich wollte ich das hier gar nicht vertiefen.
    »Soso, die Frau PR-Managerin hat sich also den Nachmittag freigenommen?«, stichelt er freundlich.
    »Nein, gestern Abend, nach dem Essen.« Das ist schneller heraus, als ich es verhindern kann. Offenbar wurde ich gerade ein Opfer meines eigenen Brummschädels: Ich kann einfach nicht mehr klar denken.
    »Aha. Ein nächtlicher Elbspaziergang.« Er zieht die Augenbrauen zusammen. »Warst du da alleine?«
    War so was von klar, dass diese Frage kommt! Ich bin kurz versucht zu schwindeln, verwerfe den Gedanken aber sofort. Zum Lügen brauche ich einen klaren Kopf, und den habe ich heute einfach nicht.
    »Nein, ich war mit Tom unterwegs.«
    »Du warst mit Tom abends an der Elbe spazieren? Im Dunkeln?« Er klingt so empört, als hätte ich mindestens eine Bank überfallen und die Ersparnisse eines ganzen Seniorenheims mitgehen lassen. »Das gibt’s doch gar nicht.«
    »Doch«, schieße ich ein bisschen patzig zurück. »Wir haben April, da wird es ab ungefähr sieben Uhr abends dunkel. Das fällt aber nicht in die Kategorie unerklärliches Naturphänomen. «
    »So meine ich das doch nicht. Ich finde, dass du mit unserem Volontär abends spazieren gehst, das fällt in die Kategorie Phänomen. Hab ich irgendetwas diesbezüglich verpasst?« Nils wirkt ernsthaft konsterniert. Was soll ich sagen – das gefällt mir eigentlich ganz gut. Unter normalen Umständen würde ich ihn jetzt ein bisschen zappeln lassen. Aber nicht mit dieser dicken Nase.
    »Du hast tatsächlich etwas verpasst: Tom hat gestern fristlos gekündigt. Die Präsentation im Verlag war ein echtes Debakel für ihn. Er tat mir leid, ich wollte ihn danach einfach ein bisschen aufrichten.« Den Teil mit außerdem war es richtig romantisch und hat geknistert lasse ich einfach mal weg. Zu viele Informationen verwirren Nils bestimmt.
    »O nein! Wieso das denn?« Nils schlägt die Hände über dem Kopf zusammen. Die Nachricht geht ihm offenbar sehr nahe. Hätte ich jetzt gar nicht vermutet. Zuletzt hatten die beiden sich doch in der Wolle? Ich berichte Nils detailgetreu von Weidner seniors Auftritt bei der Präsentation und nicht ganz so detailgetreu von meinem Abend mit Tom.
    »Hm, verstehe. Ein überdominanter, erfolgreicher Vater kann ganz schön nerven. Es ist immer schwer, aus dem Schatten solcher Menschen zu treten.«
    »Sprichst du da auch aus eigener Erfahrung?«
    »Nein, mein Vater ist schon lange tot.«
    »Tut mir leid, ich wollte dir nicht zu nahe treten.«
    »Keine Sorge, bist du nicht. Aber das mit Tom ist wirklich schade. Ich finde, er hat einen guten Job gemacht. Und du konntest ihn nicht überreden zu

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