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Sahnehäubchen: Roman

Sahnehäubchen: Roman

Titel: Sahnehäubchen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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Offensichtlich steht mir diese Frage überdeutlich ins Gesicht geschrieben, denn er beantwortet sie, ohne dass ich etwas sage. »Du hast mich richtig verstanden: Ich werde die Wahrheit schreiben.«
    »Aber … aber willst du das wirklich machen? Das wird für die Leser doch ein Schock! Ganz zu schweigen davon, was das für die Verkaufszahlen bedeutet … und deine Zukunft.«
    »Ja, einige werden schockiert sein, und ja, mein zweites Buch wird wohl kaum den Sprung auf die Bestsellerliste schaffen. Trotzdem, ich finde, die Menschen haben ein Recht auf die Wahrheit. Auch wenn es sehr schmerzhaft sein wird. Das gilt für mich genauso, aber ich werde es tun.«
    Ich bin beeindruckt. Gut, dass die Menschen ein Recht auf die Wahrheit haben, ist vielleicht ein bisschen staatstragend formuliert. Immerhin hat Nils nicht die Bibel geschrieben, sondern einen Ratgeber für Aufreißer. Aber immerhin.
    Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass der Weidner-Verlag ein Buch veröffentlichen wird, das den verlagseigenen Bestseller als Lüge enttarnt. Spätestens, wenn das Manuskript im Lektorat eintrudelt, wird Nils mächtig Druck bekommen.
    »Hast du denn auch an den Ärger gedacht, den du mit dem Verlag bekommen wirst? Ich meine, ich finde es natürlich toll, dass du reinen Tisch machen willst, aber es hat mit Sicherheit einige unangenehme Konsequenzen für dich.«
    »Damit muss ich dann leben.«
    Okay, er ist wild entschlossen. Ein warmes Gefühl breitet sich in meinem Bauch aus, das ganz sicher nichts mit meinem Alkoholkonsum und alles mit dem Mann zu tun hat, der mir gegenübersitzt. Nur ein Gedanke macht mir noch Kopfschmerzen.
    »Sag mal – du machst das aber nicht nur wegen mir, oder?«
    Nils stellt sein Glas wieder auf den Tresen, nimmt meine Hände in seine und schaut mir tief in die Augen.
    »Nina, bei dieser Entscheidung hast du eine wichtige Rolle gespielt. Weil du für mich wichtig bist.«
    Ich merke, wie sich die feinen Härchen an meinem Hals aufstellen und mir nun überall ganz warm wird. Meine Hände liegen immer noch in seinen, und während ich sie eben für einen kurzen Moment instinktiv zurückziehen wollte, muss ich nun gestehen, dass sich das sehr schön anfühlt. Sein Händedruck ist angenehm warm und fest, aber sanft. Schon lange habe ich eine Berührung nicht mehr so genossen … Nun ja, wenn man von dem Spaziergang mit Tom absieht. Aber den Gedanken schiebe ich energisch zur Seite und schaue stattdessen verlegen zu Boden.
    »Alles in Ordnung?«, will Nils von mir wissen.
    Ich nicke stumm.
    »Also, mach dir um mich keine Sorgen, Nina. Ich weiß genau, was ich tue.« Was er damit meint, weiß ich keine zwei Sekunden später genau: Er beugt sich zu mir vor – und küsst mich. Seine Lippen sind ganz weich; erst küsst er mich zärtlich, dann stürmischer. Ich spüre seine Zungenspitze und muss kichern, weil es ein bisschen kitzelt. Er lässt mich kurz los und guckt mich an, dann zieht er mich noch näher an sich heran. Ich habe das Gefühl, inmitten eines Feuerwerks zu stehen – mein Herz beginnt zu rasen, und in meinen Ohren rauscht es so stark, dass ich nicht einmal mehr die laute Musik um uns herum hören kann.
    Mittlerweile sitzen wir nicht mehr auf unseren Barhockern, sondern stehen neben dem Tresen. Nils hält mich so fest im Arm, dass ich kaum noch Luft bekomme, aber es ist ein eigenartig schönes Gefühl. Er küsst mich wieder, und jetzt kann ich nicht anders, als ihn auch zu küssen. Als sich unsere Zungenspitzen treffen, bekomme ich so weiche Knie, dass ich fast anfange zu taumeln. Aber Nils hält mich immer noch ganz fest, und so bleibe ich auf den Beinen.
    Zeit und Raum haben sich endgültig aufgelöst, deshalb habe ich auch keine Ahnung, wie lange wir schon dort stehen, als uns der Barmann fragt, ob wir eigentlich noch etwas trinken wollen. Nils lässt mich kurz los und bestellt noch einmal zwei Gin Tonic. Wahrscheinlich wäre ein Mineralwasser für mich die bessere Wahl, denn mittlerweile ist mir schon sehr schummrig. Ich setze mich wieder auf meinen Hocker und hole tief Luft.
    »Geht es dir gut?«, fragt Nils fürsorglich.
    Ich nicke und zupfe mein Kleid zurecht, das unter unserem kurzen Tête-à-tête ein klein wenig gelitten hat. »Danke, ich glaube, es ging mir schon lange nicht mehr so gut wie jetzt.«
    Nils lächelt. »Das freut mich. Mir geht es genauso. Übrigens küsst du sensationell. Ich hätte große Lust, stundenlang so weiterzumachen.« Er senkt die Stimme und raunt mir

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