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Sahnehäubchen: Roman

Sahnehäubchen: Roman

Titel: Sahnehäubchen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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jetzt in viele andere Sprachen übersetzt. Faszinierend.
    Ich mache mir Notizen, aus denen ich später ein Konzept formen kann, und surfe noch ein bisschen weiter. Tatsächlich stand der Flirtratgeber nie auf der Bestsellerliste – was aber wohl daran liegt, dass Bosworth ihn trotz zahlreicher Angebote weiterhin im Selbstverlag und größtenteils per Direktversand vertreibt. In einem Interview, das ich in einem Blog finde, sagt er dazu: »So kann ich klarmachen, dass ich der Herr meines Erfolgs bin und kein anderer.«
    In diesem Moment erinnert mich das Pling meines Outlook-Kalenders daran, dass ich los muss. Ich schnappe mir meine Tasche und mache mich auf den Weg.

    Der Weidner-Verlag ist eine halbe Stunde mit dem Auto von unserer Agentur entfernt, ein schmuckloser Siebziger-Jahre-Bau, dem Äußeren nach ein Kandidat für eine Asbest-Totalsanierung. Ich melde mich am Empfang, fünf Minuten später holt mich eine recht attraktive, dralle Rothaarige ab, die sich mir als Frau Müller, Sekretärin des Marketingleiters, vorstellt.
    Sie bringt mich zum Besprechungszimmer. Den alten Weidner erkenne ich auf den ersten Blick: Sein Sohn sieht ihm unglaublich ähnlich – die gleiche schmale Nase, die gleichen großen, blauen Augen. Erstaunlich. Allerdings hat mein Gegenüber eine vollkommen andere Ausstrahlung: Während Tom Weidner wirkt wie das sechste Mitglied der Beach Boys, hat Weidner senior mit seiner geraden Haltung in Anzug und Krawatte etwas nahezu Aristokratisches. Er steht sofort auf, als ich den Raum betrete.
    »Sie müssen Frau Seefeld sein. Ich freue mich, Sie kennenzulernen. Tom hat schon von Ihnen erzählt.« Er blickt über meine Schulter, offenbar um zu sehen, ob Sohnemann mitgekommen ist. Eine Frage nach ihm verkneift er sich allerdings.
    »Guten Tag, Herr Weidner, ich freue mich sehr, Sie kennenzulernen.« Ich reiche ihm die Hand, er schüttelt sie kräftig. Dann stellt er mich dem anderen Mann vor, der mit ihm am Besprechungstisch sitzt.
    »Herr Salchow, unser Marketingleiter – er ist von meiner Idee, die Presse- und PR-Arbeit für ein Buch an eine externe Agentur zu vergeben, noch nicht restlos begeistert. In erster Linie müssen Sie also ihn überzeugen.« Weidner lacht jovial, Salchow nickt mir knapp und schweigend zu. Auweia. Da hat wohl jemand Angst, dass andere seinen Job besser machen könnten als er. Das sind ja 1-a-Voraussetzungen für eine enge, vertrauensvolle Zusammenarbeit … Dabei sieht er eigentlich ganz nett aus, er ist groß und schmal, und für sein Alter – ich schätze ihn auf Ende vierzig, Anfang fünfzig – hat er eine ziemlich jungenhafte Ausstrahlung. Na warte, denke ich, dich bekomme ich schon auf meine Seite. Wäre doch gelacht!
    Wir setzen uns, Salchow ergreift sofort das Wort. »Nun, Frau Seefeld, wie Herr Weidner schon erläutert hat, wollen wir die Pressearbeit für das Bosworth-Buch versuchsweise outsourcen, da wir zurzeit intern mit anderen großen Projekten mehr als ausgelastet sind. Ihnen ist sicher klar, dass Sie mit Ich kann sie alle haben einen Spitzentitel unseres Hauses betreuen, der entsprechend am Markt positioniert werden muss. Ich bin jetzt sehr gespannt auf Ihr Konzept.«
    Ich räuspere mich und schenke Salchow mein süßestes Lächeln, das ich mir bei Finja abgeguckt habe. »Herr Salchow, seien Sie beruhigt, bei Maximal-PR ist Ihr Buch dank unserer jahrelangen Erfahrung in den besten Händen. Darf ich davon ausgehen, dass der Autor uns hier in Deutschland für die Pressearbeit, sprich Interviews mit entsprechenden Medien, zur Verfügung steht? Und dass der Verlag ausreichend Leseexemplare für die Bemusterung der Redaktionen bereitstellt? Hierzu wäre es günstig, wenn ich möglichst bald von Ihnen einen Zeitplan erhalten könnte, wann mit ersten Exemplaren zu rechnen ist und welche Aktivitäten vonseiten des Verlags bisher geplant sind.«
    Salchow grinst süffisant. »Liebe Frau Seefeld, natürlich werden die Leseexemplare quasi in diesen Minuten gedruckt, und natürlich wird unser Verlag keine Kosten und Mühen scheuen, um ein wirklich außergewöhnliches PR-Konzept in die Tat umzusetzen. Die Betonung liegt hierbei auf außergewöhnlich …« Er macht eine bedeutungsschwangere Pause, dann schiebt er hinterher: »Bis jetzt kann ich allerdings noch nicht erkennen, was an reinen Interview-Terminen so außergewöhnlich wäre. Das machen schließlich alle. Oder ist Maximal-PR doch eher ein Partner für Minimallösungen?«
    Peng, das hat gesessen. Der

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