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Sahnehäubchen: Roman

Sahnehäubchen: Roman

Titel: Sahnehäubchen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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Typ schießt scharf. Aber keine Sorge, das kann ich auch.
    »Lieber Herr Salchow, dass Sie es noch nicht erkennen, liegt wohl daran, dass Sie mir noch keine Gelegenheit gegeben haben, unser Konzept vorzustellen«, entgegne ich so freundlich, als habe er mir gerade ein großes Lob ausgesprochen. »Aber da Sie ja erklärtermaßen schon so gespannt auf unsere Vorschläge sind, will ich Sie auch nicht länger auf die Folter spannen.« Salchow hebt die Augenbrauen, Weidner lächelt mich aufmunternd an. Ich lächle zurück und rede weiter. »Was Maximal-PR von anderen Agenturen unterscheidet: Wir sind nicht wie alle. Und deshalb planen wir natürlich nicht die üblichen Interviews mit Herrn Bosworth oder ein langweiliges Pressegespräch, zu dem Journalisten sowieso nur in Erwartung leckerer Häppchen auf Kosten des Verlags kommen. Wenn Sie den Werdegang des Autors verfolgt haben, dann wissen Sie, dass er selbst nie den normalen Weg gegangen ist – er hat in Amerika nicht einmal einen großen Verlag hinter sich, sondern hat sich von Anfang an komplett auf die Zielgruppe fokussiert. Wir wollen uns daher seinem Vorbild folgend an ausgesuchte, zielgruppenaffine Premiummedien wenden und diese zu einem ganz besonderen Event einladen. Wir werden zum Beispiel interessierte Journalisten von Playboy oder anderen Herrenmagazinen mit dem Autor auf Verführungstour in angesagte Locations schicken. Dort wird Herr Bosworth dann die Gelegenheit haben, den Medienvertretern eine Kostprobe seines Könnens zu bieten. Sozusagen eine Demonstration am lebenden Objekt.«
    »Ausgezeichnet, Frau Seefeld, ganz ausgezeichnet!« Der alte Weidner nickt mir zu. Ja, das finde ich auch. Ob es am Lob des Chefs liegt oder tatsächlich an meinem Einfall – Salchow scheint die Munition ausgegangen zu sein. Jedenfalls ist er im Verlauf des restlichen Gesprächs ganz friedlich, nahezu handzahm. Mit der Zusage, dass der große Verführungskünstler für diese Spitzen-PR-Maßnahme selbstredend eingeflogen wird und der Verlag in der nächsten Woche die Leseexemplare an uns liefert, verlasse ich hocherhobenen Hauptes die heiligen Hallen. Eins zu null für mich!

    Zurück in der Agentur stolpere ich nahezu über Tom, der mich schon sehnlichst erwartet zu haben scheint; jedenfalls lungert er ohne weiter erkennbaren Grund vor meiner Bürotür herum. »Herr Weidner, Sie noch hier? Dabei ist es doch schon fast fünf Uhr.«
    Er ignoriert meine Spitze. »Wie war es denn im Verlag?«
    »Sehr gut. Ich habe den Herren vorgeschlagen, den großen Verführungskünstler der interessierten Presse in Aktion zu zeigen.«
    Tom schaut mich ratlos an, deswegen setze ich zu einer kurzen Erklärung an.
    »Wenn ich das Manuskript richtig verstanden habe, behauptet Herr Bosworth, aus jedem noch so unansehnlichen, schüchternen Kandidaten im Handumdrehen Mr Lover-Lover zu zaubern. Er gibt in Amerika sogar Kurse in diesem Fachgebiet. Zudem gabelt er an jedem Abend selbst mit spielender Leichtigkeit mindestens zwei bis drei Schönheiten auf. Was liegt da näher, als ihn einfliegen zu lassen und mit ein paar Journalisten auf eine Tour durch die entsprechenden Clubs und Bars zu schicken?«
    Ich mache eine Pause und mustere Tom, der keine Reaktion zeigt. Hat er mir zugehört? Und verstanden, was ich meine? So schwer war es nun wirklich nicht.
    »Hallo? Schlafen Sie mit offenen Augen?«
    »Nein, natürlich nicht. Ich höre aufmerksam zu, damit ich etwas lerne.« Höre ich da einen Hauch von Ironie?
    »Gut. Warum also habe ich wohl diese Idee?«
    »Damit Dwaine seine Gabe unter Beweis stellen kann?«
    »Exakt. Ich finde das deutlich spannender als ein klassisches Pressegespräch, zu dem aller Wahrscheinlichkeit nach sowieso kein einziger Journalist kommt; das ist eher etwas für Volontäre«, ich lasse mir das Wort auf der Zunge zergehen, »unbedeutender Lokalmedien. Die Aufgabe für uns besteht nun darin, die Redaktionen und Ansprechpartner herauszufinden, die an so einer Feldstudie Interesse haben und nachher auch angemessen darüber berichten werden.«
    »Aha. Und wie machen wir das?«
    »Ganz einfach: Wir  – im Sinne von Sie  – entwerfen jetzt einen flotten Pressetext, in dem Dwaine, der Verführungskünstler, vorgestellt wird. Den schicken wir zusammen mit einem Leseexemplar an die Redaktionen, bei denen wir Interesse für ein solches Thema vermuten, verbunden mit der Einladung, zusammen mit dem Meister um die Häuser zu ziehen.«
    »Und woher wissen wir, welche Redaktionen sich

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