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Sahnehäubchen: Roman

Sahnehäubchen: Roman

Titel: Sahnehäubchen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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an.
    »Hallo, Seefeld hier, Zimmer 29. Ich hatte ein paar Kleidungsstücke von mir in dem weißen Plastikwäschesack aus dem Kleiderschrank verstaut und kann den jetzt nirgendwo mehr finden.«
    »Ach so – der Wäschesack ist für die Reinigung. Wenn Sie dort Kleidung hineinlegen, geben die Zimmermädchen ihn automatisch weiter. Steht aber auch vorne drauf.«
    O nein! Das darf doch nicht wahr sein! Ich habe mir den Text zwar nicht so genau durchgelesen – aber muss man das Teil nicht raushängen, um Sachen reinigen zu lassen?
    »Ich habe ihn aber nicht an die Tür gehängt. Ich habe ihn nur als ganz normale Tüte benutzen wollen.«
    »Das tut mir leid. Dann war das bestimmt ein Missverständnis. Wenn er nicht mehr auf Ihrem Zimmer ist, ist er mit Sicherheit in der Reinigung. Moment, ich schaue mal nach … Ja, hier steht’s: Zimmer 29. Die Sachen sind morgen früh fertig. Um zehn Uhr haben Sie sie spätestens.«
    Ich könnte heulen. Was mache ich jetzt bloß? In meinem Freizeitlook kann ich mich nicht unter die Leute wagen. Andererseits – wer weiß, was Tom und Dwaine in diesem Moment treiben? Toms Händchen für Pressearbeit war ja bisher alles andere als glücklich. Nein, das kann ich eigentlich nicht riskieren! Ich schnappe mir meinen Mantel und hoffe, dass niemand so genau hinsehen wird.

    »Das ist ja schön, dass du doch noch kommst. Sag mal, ist das eine Jogginghose, die du da anhast?« Dwaine mustert mich interessiert. Boden, tu dich auf, verschling mich. Aber den Gefallen tut mir der Boden selbstverständlich nicht.
    »Äh, ja. Ich war gerade auf dem Weg ins Bett, als ich dich im Fernsehen gesehen habe.«
    »Hmmm …« Er lächelt süffisant. »Auf dem Weg ins –« Weiter kommt er nicht, denn ich sehe ihn so wütend an, dass wohl selbst ein geistiger Hohlkörper wie er begreift, dass ich ihn für etwaige Andeutungen mit dem Wort Bett sofort töten werde. Schließlich habe ich mich nicht hierhergequält, um genau dort weiterzumachen, wo wir heute Nachmittag aufgehört haben!
    Dwaine räuspert sich. »Wie gesagt, schön, dass du da bist. Dann können wir zur Feier des Tages noch ein Bier zusammen trinken, oder? Heute habe ich mich nämlich selbst übertroffen, und es war endlich auch das Fernsehen da. Aber das weißt du ja schon.«
    Ich nicke und schaue mich um: Ein paar Männer stehen noch grüppchenweise in der Aula, ein Kamerateam ist allerdings nicht zu sehen. »Ist die Presse schon weg?«
    »Ja, gerade eben. Du hast sie knapp verpasst.«
    Na super. Heute klappt nichts.
    »Wo ist denn Tom?«
    »Der ist nur kurz draußen.« In diesem Moment kommt er auch schon auf uns zugesteuert.
    »Oh, hallo Nina! Hast du es dir doch noch anders überlegt?«
    »Ja. Ich habe eben im Fernsehen rumgezappt und auf dem hiesigen Lokalsender Dwaine entdeckt. Da dachte ich, es sei klug, mal nach dem Rechten zu sehen.«
    Sofort guckt Tom sehr schuldbewusst. »Äh, die standen auf einmal vor dem Saal.«
    »Und dann hast du sie einfach so reingelassen?«
    »Dich konnte ich nicht erreichen, also musste ich es selbst entscheiden. Ich habe dem Reporter dann noch die nächsten Veranstaltungstermine aufgeschrieben. Ist aber meiner Meinung nach sehr gut gelaufen, und die kommenden Auftritte haben sie alle erwähnt.«
    Wieso konnte mich Tom nicht erreichen? Automatisch taste ich in meiner Jackentasche nach meinem Handy, finde es aber nicht. Wo ist das bloß geblieben? Hoffentlich nicht noch in meiner anthrazitfarbenen Hose – sonst wird es wohl gerade gereinigt.
    Die Geschichte von dem plötzlich auftauchenden Kamerateam finde ich zwar mehr als ungewöhnlich, aber ich kann Tom jetzt schlecht in den Senkel stellen. Immerhin war er da – ich nicht. Ich seufze. »Dann hoffen wir mal, dass die Nummer nicht zum Bumerang wird.«
    Dwaine räuspert sich. »Also, was ist jetzt? Gehen wir noch etwas zusammen trinken?«
    Dazu habe ich eigentlich nicht die geringste Lust. Schon gar nicht in meinem Aufzug. Andererseits ist es vielleicht keine schlechte Gelegenheit, sich wieder mit Dwaine zu vertragen. Immerhin müssen wir noch ein paar Tage zusammen ausharren, und er scheint auf Versöhnungskurs zu sein. Gerade schaut er mich an wie der Dackel meiner Oma ein Stück Schokokuchen.
    »Ach bitte, tu uns doch den Gefallen«, legt er nach. »Muss ja nicht lang sein. Ich würde mich freuen!«
    »Ich mich auch!«, beeilt sich Tom hinterherzuschicken. Und so finde ich mich wenig später in einer Eckkneipe unweit des Drispenfelder Schulzentrums

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