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Sahnehäubchen: Roman

Sahnehäubchen: Roman

Titel: Sahnehäubchen: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hertz
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»woher haben Sie denn die vier Go-go-Girls? Das war ja eine ziemliche Überraschung.«
    »Sie werden es nicht glauben, Tom, aber auch ich habe im Vorfeld etwas recherchiert. Als Sie mir den Tourneeplan gegeben haben, habe ich in den einschlägigen Clubs entlang der Route angerufen, in denen ich begabte Tänzerinnen vermutete. Für heute Abend hatte mir der Pussyclub Neustadt seine Unterstützung zugesagt. Und die Damen waren doch nicht schlecht, oder?«
    Bevor wir noch antworten können, kommt der Barkeeper an unserem Tischchen vorbei, und Dwaine winkt ihn zu sich.
    »Bringen Sie uns eine Flasche Champagner, wir haben etwas zu feiern!«, erklärt er mit großer Geste.
    »Champagner haben wir gar nicht. Den bestellt hier nie jemand.«
    Dwaine guckt verdutzt. Klar, unser Mann von Welt aus Texas kennt sich mit den Gepflogenheiten der deutschen Provinz natürlich nicht aus. Bevor es noch peinlich werden kann, mische ich mich kurzerhand ein.
    »Eine Flasche Sekt ist auch völlig in Ordnung.« Der Barmann nickt und zieht ab.
    »Kein Champagner?« Dwaine klingt maulig. »In welche Absteige hat uns der Verlag da eingebucht? Ich hörte, Weidner ist Ihr Vater, Tom. Sie sollten mal mit Ihrem alten Herrn reden. Und überhaupt, Neustadt ist auch nicht gerade das, was mir als Ort für meine Lesungen vorschwebt. Auch wenn die Pussydolls sehr ordentlich waren.«
    Tom lächelt verlegen und sagt nichts, ich hingegen ärgere mich, dass ich den Typen gerade gelobt habe. Er ist und bleibt ein arroganter Lackaffe.
    »Herr Bosworth, wenn Sie die Güte hätten, lesen Sie doch bitte mal mein PR-Konzept. Darin erfahren Sie, warum gerade Veranstaltungsorte wie Neustadt genau richtig für uns sind. Und was Herrn Weidner anbelangt …« Bevor ich mich weiter in Rage reden kann, taucht der Barkeeper mit der bestellten Flasche Sekt auf und stellt jedem von uns ein Glas vor die Nase.
    »So, die Herrschaften. Unsere Hausmarke – die ist aber auch sehr gut.« Es ploppt, dann schenkt er ein. Offenbar hat Dwaine Angst, ich könnte meinen Faden wieder aufnehmen, denn sofort greift er sich sein Glas und hebt es an.
    »Also dann, auf eine erfolgreiche Tournee!«
    Ich lächle gequält und proste ihm und Tom zu.
    »Und wo wir gerade dabei sind«, fährt Dwaine fort, »ich finde, wir sollten zum Du übergehen. Was meint ihr?«
    Ich persönlich meine, dass die Dame das Du anbietet. Aber weil ich hier nicht als Formalist dastehen will und wir noch mindestens zehn solcher Abende vor uns haben, nicke ich ergeben.
    »Ich heiße Nina. Wisst ihr ja schon.«
    »Tom.«
    »Dwaine.«
    Na bravo. Mit einem Volontär, der wenig auf die Reihe bekommt, und einem Pick-up-Artist, den ich die meiste Zeit unangespitzt in den Boden rammen möchte, im Goldenen Hasen in Neumarkt an der Wiez. Mein Leben ist Glamour pur.

10. Kapitel
    A ha. Dwaine »gefällt mir«. Nur durch einen einfachen Mausklick. Dolle Sache.
    Wahrscheinlich bin ich der letzte Mensch auf der Welt, der noch nicht bei Facebook angemeldet war. Aber ohne Anmeldung kann ich kaum überprüfen, ob auf Dwaines Facebook-Seite etwas mehr los ist. Vor dem Tourneestart herrschte dort gähnende Leere, ich hoffe doch sehr, dass sich das nun ändert. Also habe ich mich aufgerafft und mich auf das Feld der sozialen Netzwerke im Internet begeben. Habe ein möglichst vorteilhaftes Foto von mir herausgekramt und hochgeladen. Und anschließend festgestellt, dass selbst so gesettelte oder sogar ansatzweise spießige Menschen wie meine Schwester und mein Schwager schon Mitglied bei Facebook sind.
    Ich schicke den beiden eine Freundschaftsanfrage, damit ich nicht so einsam aussehe. Dann füge ich noch Tom Weidner und meinen kleinen Bruder hinzu. Immerhin: vier Freunde in dreißig Sekunden. Das dauert im wahren Leben wesentlich länger.
    »Sag mal, diese Fanseiten bringen wirklich was?« Ich drehe mich zu Tom um, der in der Hotellobby neben mir sitzt und auf seinem Laptop rumhackt. Er nickt.
    »Klar! Du wirst sehen – bald hat Dwaine jede Menge Freunde. Wenn er dann seine Weisheiten vom Stapel lässt, kann das jeder in seiner Fangemeinde sofort lesen. Also, direkter kann man die Leute gar nicht erreichen.« Anscheinend schaue ich recht skeptisch, denn Tom legt noch mal nach: »Auch wirkliche Promis haben Fanseiten bei Facebook. Das ist jetzt nichts, was ich mir ausdenke. Guck mal«, er dreht seinen Laptop zu mir, »Matthias Schweighöfer hat fast 90 000 Fans. Und wenn er denen etwas mitteilen möchte, braucht er nur eine kurze

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